Mannheim/Rhein-Neckar, 25. Juli 2014. (red/pm) Der Industrietempel wird 25 Jahre alt. Um das angemessen zu feiern, findet am 26. Juli in der Kirchhoffstraße 11 ein Auftritt der besonderen Art statt.
Information des Industrietempels e.V.:
„Sie nennen sich Industrietempel und machen Aufführungen, Ausstellungen und Konzerte in Räumen, die niemals dafür vorgesehen waren: Performances in Klär-, Pump- und Wasserwerken, in Bunkern, Türmen oder unterirdischen Regenwasserrückhaltebecken. Meist sind es Räume, in die man sonst niemals hineinkommt. Diese kleine, eingeschworene Clique Mannheimer Kulturmacher hat sich ganz einer Idee verschrieben: außergewöhnliche Projekte für außergewöhnliche Orte! Und das machen sie nun schon seit 1989.
Jetzt steht das Projekt zum 25-jährigen Jubiläum an: Die Prozession, eine Performance auf fremdem Gelände. Der Heidelberger Choreograf und Butoh-Tänzer Alexander Peschko tritt mit seinem Ensemble ZwischenTanz und mit Live-Musikern in einer verlassenen Mannheimer Industrietempel-Anlage auf. Wo genau, wollen die Kulturfreunde noch nicht verraten. Der Ort wird erst kurz vor der Aufführung bekannt gegeben.
Angefangen hatte alles 1989 mit dem „Tanz in den Strebelwerken“, einer konspirativen Veranstaltung in einer leer stehenden Heizkesselfabrik auf der Friesenheimer Insel. Die Hallen wurden abgerissen. Der Industrietempel zog weiter, in die stillgelegten Braas-Werke in Mannheim-Neckarau. Dort machten sie Projekte im Wasserturm, dem Werkscasino und im Verwaltungsgebäude.
Neue Tempel der Industrie gesucht
Auch Braas sollte abgerissen werden und der Industrietempel ging nach Chemnitz, in eine ehemalige Stahlgießerei. Immer neue Tempel der Industrie suchte der Verein. Es folgten Veranstaltungen in einer früheren chemischen Reinigung, in einer Neckarschleuse (in Betrieb), im alten Kesselhaus des Mannheimer Herschelbades, in der Walzmühle in Ludwigshafen, als sie noch leer stand, um nur ein paar Highlights zu nennen.
Im Mannheimer Hafen ließen die Templer einen echten Derwisch tanzen. Zwischen den Betonfluchten präsentierten sie indischen Tempeltanz. Einmal öffneten sie eine Stahltür im Brückenpfeiler der Konrad-Adenauer Brücke. Dahinter ging es die Treppen hinunter in einen langen, gewunden Gang unter den Rhein. Darin erlebten die Zuschauer gregorianische Gesänge. Für das Projekt „Die sieben Kammern“ durfte das Publikum sogar in die Katakomben unter dem Mannheimer Wasserturm.
Immer einzigartig, immer neu
Immer sollen sich die Künstler ganz auf den Raum einlassen, besonders auf die Atmosphäre. Jedes Projekt entsteht ausschließlich für den einen Ort und kann nie an einem anderen gezeigt werden. Streng haben die Industrietempler darauf geachtet, dass dieses einfache Konzept nie verwässert wurde. Und noch Eines ist ihnen wichtig: Ein Industrietempel darf nie zuvor ein Veranstaltungsort gewesen sein. Der Raum muss für das Publikum immer einzigartig sein. Die Kulturmacher spielen mit der Neugier, mit der Entdeckungslust der Leute.
Aufgetreten sind im Industrietempel die Söhne Mannheims ebenso wie Performer aus Mexiko oder Butoh-Tänzer aus Japan.“