Mannheim/Rhein-Neckar, 24. November 2014. (red/pro) Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg (LfV) schätzt die Zahl der ISIS-Kämpfer aus Baden-Württemberg auf rund 20 Personen. Die Verfassungsschützer haben Hinweise, dass zwei Männer aus Mannheim kommen.
Von Hardy Prothmann
Die meisten Personen hätten nach Angaben des LfV einen Migrationshintergrund, teilte uns die Behörde auf Anfrage mit. Konvertiten seien zumindest in Baden-Württemberg eher die Ausnahme. Der überwiegende Teil der Ausgereisten kann der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen zugeordnet werden, so der Verfassungsschutz.
Besorgniserregend:
Eine nicht unerhebliche Zahl von Reisenden war den Sicherheitsbehörden zum Zeitpunkt ihrer Abreise nicht bekannt. Die Betreffenden hatten sich meist über das Internet selbst radikalisiert.
Konkret heißt das, dass Überwachungsmaßnahmen kaum greifen können. Man weiß nicht, wen man überwachen soll. Die Radikalisierung verlaufe oft „innerhalb sehr kurzer Zeit“. Häufig bekomme selbst das persönliche Umfeld diese Veränderung nicht mit, sagt der Verfassungsschutz.
Das LfV beobachtet in diesem Zusammenhang auch religiöse Gruppen und deren Treffpunkte in Mannheim. Allerdings ist es enorm schwer, dort „V-Leute“ zu „gewinnen“. Zudem ist die zwar wachsende Szene so klein, dass man sich entweder kennt oder die Radikalisierung eben so schnell abläuft, dass die Personen ausgereist sind, bevor das Amt tätig werden kann.
Umfeld der Al Faruq-Moschee unter Beobachtung
In den Sicherheitskreisen wird immer wieder das Umfeld der arabischen Al-Faruq-Moschee als „problematisch“ genannt. Die Salafisten-Szene wächst nach Expertenmeinung auch in Mannheim. Zuletzt war im März der Salafisten-Prediger Pierre Vogel in Mannheim aufgetreten, ein deutscher Konvertit. Damals hatte rund 200 Holligans der „HogeSa“ (Hooligans gegen Salafisten) gegen die Kundgebung „demonstriert“.
In Köln war es vor einigen Wochen zu schweren Ausschreitungen gekommen als rund 4.000 Teilnehmer an einer „HogeSa“-Veranstaltung teilgenommen hatten. Eine weitere Veranstaltung in Hannover bliebt überwiegend friedlich – nach der Veranstaltung wurden allerdings vier Bielefelder Hooligans durch Linksautonome schwer verletzt worden – das könnte einen Anreiz für „Rache“ bilden.
Mannheim gilt als potenzieller „Kandidat“ für eine „HogeSa“-Demo. Eng verbunden mit der Szene ist der NPD-Stadtrat Christian Hehl. Eine andere Konfrontationslinie sind mehrere tausend Kurden, die in Mannheim leben. In Syrien und Nordirak kämpft die Terrormiliz ISIS vor allem gegen Kurden.