Heidelberg/Rhein-Neckar, 24. Juni 2017. (red/momo) Die anstehenden Aufgaben der Migration sind große Herausforderungen. Diesen will man unter anderem mittels einer Integrationskonferenz am 24. Juli in Lobbach begegnen.
Von Moritz Bayer
Unter dem Titel “Ankommen – Potenziale entwickeln und nutzen” lud der Rhein-Neckar-Kreis (RNK) bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Heidelberg offiziell zur ersten Integrationskonferenz nach Lobbach. Am 24. Juli werden in der Manfred-Sauer-Stiftung des Ortes neue Wege beschritten und Diskussionen geführt, um für die anstehenden Aufgaben der Integration der in den letzten zwei Jahren zugewanderten Menschen bestmöglich vorbereitet zu sein.
Nach der Begrüßung durch Landrat Stefan Dallinger erklärte Christoph Schauder, der Ordnungsdezernent des RNK, weshalb sich die Aufgabenfelder in Zukunft verschieben würden:
Spätestens nach zwei Jahren Aufenthalt in der vorläufigen Unterkunft kommt jeder Migrant in die kommunale Anschlussunterbringung. Das bedeutet, dass es mehr und mehr auf die Regelunterkünfte und nicht mehr auf Notunterkünfte ankommt.
Während ersteres Landessache ist, sind bei zweiterem die Kommunen gefragt. Die Auswirkungen werden also spätestens mit der kommunalen Unterbringung auch merklich in jeder Gemeinde zu spüren sein. Denn während bei den landesweiten Erstaufnahmestellen noch der zeitliche Druck und die verfügbare Fläche eine entscheidende Rolle spielten, sieht es jetzt anders aus.
Agieren statt reagieren
Stefan Becker, Ordnungsamtleiter des RNK, sagte:
Wir haben im RNK vor rund einem halben Jahr die letzte Notunterkunft schließen können. Jetzt achten wir auf verteilte, dezentrale Unterbringung. Die Zugezogenen räumlich schon an den Rand der Gesellschaft zu setzen, wäre kontraproduktiv.
Der Rhein-Neckar-Kreis ist mit 54 Städten und Gemeinden der größte Landkreis in Baden-Württemberg. Landrat Stefan Dallinger sagte nicht ohne Stolz, dass der RNK eine bundesweite Vorreiterrolle einnähme, was Maßnahmen zur Integration Zugezogener beträfe. “Agieren statt reagieren” sei hier die Prämisse.
Bei “Ankommen – Potenziale entwickeln und nutzen” widmet sich der RNK mit der Integration nun einem der zentralen Zukunftsthemen der Region und Deutschlands gemeinsam. Denn als vor knapp zwei Jahren der erste “Runde Tisch” zum Thema Flüchtlinge zusammenkam, fragten die Verantwortlichen des Kreises erst einmal, ob sie in der Sache, die eigentlich kommunale Angelegenheit ist, überhaupt aktiv werden sollten. Die Antwort fiel einstimmig mit ja aus.
Die Erfahrungen der verschiedenen Akteure, deren Beteiligung und das gemeinsame Entwickeln von dem, was zukünftig für die Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in unserem Landkreis erreicht werden soll, sind den Verantwortlichen im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis besonders wichtig,
hob Herr Dallinger hervor.
Dazu werden bei der Integrationskonferenz, bei der auch Guido Wolf (Landesjustizminister) und Muhterem Aras (Landtagspräsidentin) sprechen werden, vier Hauptfelder in Panels und Workshops bearbeitet.
Ankommen in jeder Hinsicht
“Gesellschaftlich ankommen” geht um die Wichtigkeit des persönlichen Kontaktes. Haupt- und ehrenamtliche Strukturen sollen hier besser zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass vielversprechende Strukturen von besonderen Unterstützungsleistungen zum Erfolgsmodell für alle werden.
“Räumlich ankommen” handelt von den Chancen und Herausforderungen der zahlreichen Umsetzungsmöglichkeiten der Unterbringung. Langfristige Wohnungskonzepte müssen laut Christoph Schauer vor allem für diejenigen her, die eine gesicherte Bleibeperspektive haben.
In “Sprachlich ankommen” wird die Förderung der Sprachfähigkeiten entwickelt. Ohne Sprache ist das Ankommen überall schwer, das ist klar. Es geht darum, wie ideal auf vorhandenem Wissen aufgebaut werden kann.
Wie Kompetenzen der Angekommenen zu ermitteln sind und wie sie mit dem Arbeitsmarkt zusammengebracht werden können, wird in “beruflich ankommen” diskutiert. Dieser Teil ist besonders schwierig und sucht nach einem guten Miteinander der Wünsche und der Vorraussetzungen der Geflüchteten.
Einzigartiges Konzept
Probleme gibt es oft wegen der mangelnden Übersichtlichkeit.
In einem Urwald an Angeboten blickt niemand mehr durch, auch nicht die Ämter untereinander,
bringt Stefan Becker es auf den Punkt.
Doch innovativ schafft der RNK dem Abhilfe: Durch eine kreisweite Bildungsdatenbank können bald sämtliche passenden Angebote schnell und ohne Dopplungen in der Bürokratiewüste an die entsprechenden Personen vermitteln werden.
Vom Ansatz und der Qualität her ist unser Weg deutschlandweit einzigartig,
sagte Landrat Dallinger.
Damit dies auch so bleibt und der Kreis auf die kommenden Herausforderungen optimal vorbereitet ist, soll nun in Lobbach bei der Integrationskonferenz der nächste Schritt folgen.