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Rhein-Neckar, 24. Juni 2011. Im Internet ist eine Google-Karte aufgetaucht, über die rund 400 Adresse markiert sind – angeblich allesamt Leute, die an die NPD gespendet haben. Grundlage dafür sind Daten, die von einer „No Name Crew“ Anfang Juni „gehackt“ worden sein sollen.
Von Hardy Prothmann
Wollten Sie schon immer wissen, ob Sie NPD-Anhänger in der Nachbarschaft haben? Nichts leichter als das – Anfang Juni haben Hacker der „No Name Crew“ Daten von mehreren NPD-Seiten ausgelesen und diese im Internet veröffentlicht. Und auch im Rhein-Neckar-Raum finden sich laut dieser Daten zahlreiche NPD-Spender.
Irgendjemand hat die Daten dann bei Google-Maps eingetragen. Jeder Punkt markiert eine „Spender“-Adresse. Über die Karte kann man sich nach Orten oder nach den veröffentlichten Adressen orientieren.
Name und Adresse per Mausklick feststellen.
Will man sich den Wohnort eines vermeintlichen Spenders anschauen, ist es per Klick ganz einfach möglich, auf Google Earth zu wechseln und sich das Haus heranzuzoomen.
Für die NPD waren der Hack und die Veröffentlichung der mutmaßlichen Spender-Daten ein herber Schlag – wollen Partei-Spender doch häufig anonym bleiben, was besonders für NPD-Förderer gilt.
Und der nächste Schlag droht – die „No Name Crew“ hat auf ihrer Seite einen erneuten Angriff auf „Bundesebene“ angekündigt: „Neue Ziele wurden ausgesucht“, heißt es da, darunter läuft ein Zähler rückwärts.
Jemand, der sich „Darkhammer“ nennt, schreibt:
„Erst einmal ein paar Sätze vorweg.
Ich bin ein stolzer Deutscher, ich liebe Deutschland über alles und ich tue alles in meiner Macht stehende um das Bild Deutschlands zu verbessern.
Wenn die Politik oder das Gesetz diese Aktion, meinerseits, strafrechtlich verfolgt, schmerzt mein Herz.
Denn wenn sie es tut, sind alle großen Worte der Politiker vergebens.
Worte wie; wir werden es nicht zulassen dass die NPD oder der rechte Flügel unsere Kinder auf die falsche Bahn bringt.
Wir werden alles tun, um der NPD oder den Nazis Einhalt zu gewähren.
Ich weiß, dass ich mit meiner Aktion auf ein breites Interesse der Öffentlichkeit stoßen werde. Genau das ist mein Ziel.
Ich will dass die Deutschen stolz auf sich und ihr Land sind, auf die Geschichte und die Errungenschaften.
Alle Welt beneidet uns für unsere Intelligenz und unser Wissen.
Aber ok, das bleibt jedem selbst überlassen.“
Die Botschaft ist klar – der Staat unternimmt zu wenig gegen die NPD aus Sicht von „Darkhammer“, also unternehmen die Hacker etwas gegen die NPD.
Moralisch richtig?
Das Problem dabei: Man mag es für moralisch richtig halten, gegen die NPD vorzugehen. Nach dem Gesetz ist es aber in dieser Form strafbar und ganz sicher ein Akt von Computerkriminalität. Die Staatsgewalt geht zwar vom Volk aus, jedoch in der demokratischen Ordnung der Gewaltenteilung.
Wer das „Recht“ selbst in die Hand nimmt, ist eben nicht mehr im Recht, sondern verübt Selbstjustiz. Das Stehlen von Daten ist nach der ursprünglichen Hacker-Ethik nicht erlaubt, das Eindringen in Netzwerke und das Aufzeigen von Sicherheitslücken hingegen schon.
So dürfte das Hacken und das Verbreiten der Daten gegen die CCC-Richtlinien verstoßen:
- Mülle nicht in den Daten anderer Leute.
- Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.
Andererseits müssen Parteispenden erst ab einer Höhe von 10.000 Euro in den Rechenschaftsberichten der Parteien veröffentlicht werden. Wer darunter bleibt, bleibt anonym. Spendengelder können so also weiterhin in großer Höhe fließen, ohne das bekannt wird, wer beispielsweise eine rechtsextreme Partei wie die NPD unterstützt.
Für den ein oder anderen Spender kann die Veröffentlichung der Spenderliste zu einem Problem werden – das ist wohl auch das Ziel der Hacker. Eine öffentliche Diskreditierung der Spender.
Das kann man gut finden – die Methoden sind es leider nicht.
Anmerkung:
„Mutmaßlich“ und „angeblich“ verwenden wir, wenn uns die Zuverlässigkeit und Herkunft von Informationen nicht selbst überprüfen können.
Auch wenn wir die Methoden der Hacker nicht gut heißen, bedeutet das nicht, dass wir die NPD unterstützen. Die nationalistische, völkische und revanchistische Ideologie der rechtsextremen NPD und ihre undemokratischen Ziele lehnen wird klar und deutlich ab.