Mannheim, 24. August 2016. (red/cr) Immer wieder sorgen so genannte „Poser“ mit ihren Autos in der Innenstadt für reichlich Krach. Stadt und Polizei gehen seit Anfang des Monats konzentriert mit Kontrollen dagegen vor. Doch nicht nur auf der Straße begegnet die Polizei den Lärmverursachern – sondern auch online. Ein Facebook-Post der Polizei zu der Aktion löste einen Shitstorm aus. Es ging hoch her, von der Sachebene leider meist weit entfernt. Und was macht die Polizei? Sie bleibt ruhig.
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Von Christin Rudolph
Röhrender Auspuff und aufheulender Motor – wer sich in der Mannheimer Innenstadt bewegt, kennt das vermutlich zu gut. Immer wieder zeigen sogenannte „Poser“, was ihr Auto lärmmäßig so drauf hat.
Eine enorme und unnötige Lärmbelästigung, vor allem für Anwohner. Dagegen geht die Polizei Mannheim in Kooperation mit der Stadt seit Anfang August verstärkt vor.
Autos, die an mindestens zwei Tagen durch unnötige Lärm auffallen, bekommen eine „Gelbe Karte“ als letzte Warnung. Zeigt die keine Wirkung, werden polizeiliche Maßnahmen ergriffen, vom Bußgeld bis hin zum Entzug der Fahrerlaubnis.
Dieser Protz-Schlitten wurde aus dem Verkehr gezogen – zu laut, Betriebserlaubnis erloschen. Foto: Polizei Mannheim
Wer nicht hören will, muss fühlen
Nach den ersten zwei Wochen, am 15. August, zog die Polizei in einem Post auf Facebook Bilanz:
22 Autos und drei Motorräder wurden direkt aus dem Verkehr gezogen, da durch das Umrüsten der Fahrzeuge die Betriebserlaubnis erloschen war. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kostet jeden Besitzer auch noch mindestens 1000 Euro, die unter anderem für Gutachten, Rückbau des Tunings oder das Bußgeld anfallen.
Auf diese Mitteilung zum Autolärm folgte jedoch eine ganz andere Art von Lärm – der Post löste einen Shitstorm aus. In über 1.000 überwiegend unsachlichen Kommentaren wird hauptsächlich die Polizei angegriffen, beleidigt und mit unnötigen Fragen bombardiert.
Unverständnis und Ignoranz
Viele Nutzer scheinen der Meinung zu sein, es gebe wichtigere Probleme und man wolle mit der Aktion nur „die Staatskasse füllen“. Viele sind vollkommen respektlos wie zum Beispiel dieser Kommentator:
Und asylanten und terror anschläge bleiben Einzelfälle wa 😀 tja billiger die Kasse füllen geht nur mit Autos , den selber in Gefahr bringen is Net euer Ding
Einige Kommentatoren können oder wollen allerdings auch schlicht den Post der Polizei nicht verstehen und scheinen ganz nach den Motto zu glauben, die Polizei hätte es auf Fahrer getunter Autos „abgesehen“.
Jede zweite Frage ist nach dem Schema „Mein Auto ist aber schon ohne Tuning so laut, das könnt ihr doch nicht bestrafen?!!!!“. Die ganz überwiegend männlichen Kommentatoren scheinen sich eher persönlich angegriffen zu fühlen, als dass es ihnen um die konkrete Aktion der Polizei und deren Details geht.
Die Gesetze macht nicht die Polizei
Ein Kommentator meint dazu:
Hab so den Eindruck, daß die meisten Posting von genau den Leuten kommen, die eh der Ansicht sind: „Gesetze sind zum Übertreten da.“
Immer dran denken, die Gesetze macht nicht die Polizei.
Wieder ein Problem, dass die Polizei häufiger hat: Viele Menschen können oder wollen nicht verstehen, dass der Staat die Gesetze macht. Nicht die Polizei.
Finde es lachhaft das es bald genau die selbe Strafe für nen lauten Auspuff gibt wie bei einer Vergewaltigung. Aber das ist Deutschland
Das Social-Media Team der Polizei antwortet auf viele Kommentare und erklärt immer wieder dasselbe:
Hey Tim. Die Strafen bestimmen leider nicht wir!
Auch Unterstützung
Gebetsmühlenartig wiederholt das Social-Media-Team des Polizeipräsidiums Mannheim seine Antworten für die, die nicht richtig gelesen haben und die, nicht es nicht verstehen wollen. Nach Aussage des Polizeipräsidiums mussten zudem einige beleidigende Kommentare gelöscht werden. Ein „richtig anstrengender Post“ also.
Die Flut an negativen Kommentaren täuscht jedoch. Denn schlüsselt man die aktuell 1.650 Likes auf, so gibt die ganz überwiegende Mehrheit von 1.400 einen „Daumen hoch“. Über 150.000 Mal wurde das „Lärm-Video“ angeschaut. Die Aktion hat also durchaus großen Rückhalt in der Bevölkerung – nur kommentieren eben wie so oft vor allem die, die unzufrieden sind und provozieren wollen.
So wie hier von einigen kommentiert wird möchte ich mich in der Haut des antworteten Beamten stecken
, teilt jemand sein „Mitgefühl“ mit.
Professioneller Umgang
Die sachlichen und positiven Kommentaren fallen daher umso mehr auf und bekommen von uns ein dickes LIKE.
Sie gehen ja auch nur ihrer Arbeit nach ich denke das weiß und versteht jeder. Sie sind ja auch nur Menschen die für Ihr täglich Brot mallochen und manche legen es ja förmlich darauf an ärger zu bekommen im Straßenverkehr. Mfg
@Polizei Mannheim, prima Aktion. Mit gehen die Brüllauspuffe auch schon länger auf den Ticker. Nichts gegen kreative Selbstentfaltung auch im akustischen Bereich, aber nur wenn man damit andere Menschen nicht stört.
Leute… Nen 1000€ Eimer mit Aufklebern von ATU zukleistern und den ESD leerräumen ist kein Tunning. Respekt an die Polizei hier. Alles qualifizierte Antworten. Und höflich noch dazu. Bei so viel geistigen Ergüssen würde ich nicht so entspannt sein…
Bei all dem Ärger, sowohl auf der Straße als auch im Netz, verliert die Polizei trotzdem nicht den Humor. Ein Nutzer etwa kommentiert:
Wenn ich Einwohner Mannheims wäre, würde ich mir nach so einem Artikel ein Traktor kaufen und denen mal zeigen was Lärm bedeutet 🙂
Die Antwort der Polizei:
Wenn du mit einem Traktor durch die Quadrate fährst, bekommen die Kinder schulfrei. Also bitte erst wieder ab Mitte September. Danke und Gruß
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