Mannheim, 24. November 2014. (red/ms) Die Probleme in der Neckartadt-West häufen sich: Der Stadtteil birgt viel Potenzial, doch droht er immer mehr außer Kontrolle zu geraten. Beinahe allgegenwärtig sind Müll und Gestank, so vieles wirkt vernachlässigt und heruntergekommen. Der CDU-Ortsverband Neckarstadt initiierte einen Rundgang mit dem Stadtrat Konrad Schlichter. Probleme sollten offen angesprochen werden und direkt gehört werden. Das Angebot war gut – die Resonanz leider mangelhaft.
Von Minh Schredle
Betrachtet man die heruntergekommenen Fassaden architektonischer Augenweiden in der Neckarstadt West, ist es, als würde kurz ein Wiederhall der ehemaligen Anmut und Eleganz lang vergangener Tage erklingen – um dann wieder übertönt zu werden von dem beinahe allgegenwärtigen Fortissimo aus Abfall und Gestank: Alles wirkt ein bisschen schmuddelig, heruntergekommen, über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt.
Der Ortschaftsverband Neckarstadt der CDU hat einen Rundgang durch die Neckarstadt West mit dem Stadtrat Konrad Schlichter (CDU) veranstaltet. Die zahlreichen Probleme sollten offen angesprochen werden und direkt gehört werden – leider nahmen bis auf die anwesenden Politiker gerade einmal zwei Besucher und keine Vertreter anderer Medien an dem Rundgang teil.
Christian Stalf, der Vorsitzende des Ortsverbandes, erhofft sich eine größere Resonanz für kommende Veranstaltung und kündigte an, vor allem in sozialen Netzwerken künftig mehr dafür zu werden. Die Stadtrundgänge sollen fortan mindestens zwei Mal im Jahr stattfinden, voraussichtlich an Samstagen. Man werde sich bemühen, immer einen Stadtrat mit dabei zu haben.
Zahlreiche Themenkomplexe
Die meisten Aspekte, die man im Rahmen des Rundgangs ansprach, wurden nur zur Kenntnis genommen und nicht besonders ausführlich diskutiert. Das hätte wohl aber auch den Rahmen gesprengt, angesichts der zahlreichen, mitunter sehr komplexen Themengebiete, die angeschnitten wurden: Die Sanierung der Humboldschule, die Kinderbetreuung, die Parksituation, heruntergekommene Bauten und die Abfallentsorgung, um nur einen Teil zu nennen.
Herr Schlichter bezeichnete Stadtrundgänge als vielversprechendes Format mit großem Potenzial:
Ein sichtbares Zeigen ist besser als jede sachliche Diskussion.
Es sei unmöglich bei einer Großstadt wie Mannheim über jedes Problem fundierte Kenntnisse zu haben. Aber er werde jedem, der ihn auf etwas hinweist, aufmerksam zuhören.
Auf Anregung eines Bürgers erklärte Herr Schlichter, er werde im Gemeinderat den Vorschlag unterbreiten, mehrsprachige Hinweisschilder an Mülleimern anzubringen, dass Hausmüll hier nichts verloren habe. Bislang werden diese häufig für Abfälle aller Art genutzt und sind oftmals randvoll, sodass der Müll auf den Straßen landet.
Ein weiterer Ansatz, um das Vermüllungsproblem zu bekämpfen: Nach besonderen Veranstaltungen, wie etwa der Lichtmeile, solle man überprüfen, ob Sonderfahrten zur Abfallentsorgung eingeplant werden können. Dann müsse der Müll nicht tagelang auf den Straßen liegen.
Angespannte Parksituation
Ein großes Problem sei auch die Parksituation: Die Straßen sind häufig sehr eng, das macht es für größere Fahrzeuge schwierig bis unmöglich, manche Passagen zu befahren. Besonders problematisch wird das dann, wenn Rettungsfahrzeuge, wie die der Feuerwehr, davon betroffen sind.
Neben den engen Straßen ist ein weiterer Faktor, der das Problem verschärft, das mangelhafte Angebot an öffentlichen wie privaten Stellplätzen. Laut Herrn Schlichter müsse man mittlerweile eher mit zwei Autos pro Wohneinheit als mit einem rechnen:
Zu denken, dass alle Autos einfach auf den Straßen parken könnten, ist abwegig. Da muss nachgebessert werden.
Ebenfalls besichtigt wurde die Humboldt-Schule, die laut Herrn Schlichter „eine der größten bildungspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre sei. Voraussichtlich um die 40 Millionen Euro werde die anfällige Sanierung kosten – der Neubau der Integrierten Gesamtschule Mannheim Herzogenried habe zum Vergleich „nur“ 30 Millionen Euro gekostet.
Der Rundgang dauerte gut 1,5 Stunden. Ungeachtet der politischen Gesinnung bleibt jedem zu empfehlen, Angebote wie diese wahrzunehmen. Direkter und unmittelbarer kann der Dialog zwischen Bürgerschaft und Politik kaum werden. Es ist ein großes Privileg, die Möglichkeit zu haben, so direkten Einfluss auf die Politik ausüben zu können – also sollte es auch genutzt werden.
Was die Neckarstadt-West angeht, ist klar, dass dringeder Handlungsbedarf besteht. Teilweise sieht es schon aus „wie im Ghetto“. Doch birgt der Bestand ebenfalls Perlen und eigentlich hat das Viertel meiner Meinung nach sogar das Potenzial, zu einem Vorzeigestadtteil zu werden, wenn man es richtig angeht – allerdings würde das immense Investionskosten mit sich bringen.