Mannheim, 24. November 2015. (red/cr) Am Montagabend spielten die englischen Alternative-Popper Alt-J in der Maimarkthalle. Supportet wurden sie vom Hamburger Elektropop-Duo Hundreds. Einen guten Draht zum Publikum hatte keine der Bands.
Von Christin Rudolph
Am Montagabend gab die englische Alternative-Pop-Band Alt-J ein Konzert in der Maimarkthalle. Kennengelernt haben sich Alt-J 2007 an der Universität Leeds, damals noch als Quartett.
Nach einigen Jahren gemeinsamen Musikmachens unter verschiedenen Namen veröffentlichte die Gruppe 2012 mit An Awesome Wave ihr Debütalbum und gewannen im gleichen Jahr den Mercury Music Prize, eine jährlich vergebene Auszeichnung für das beste britische Musikalbum.
Das zwei Jahre später erschienene Album This Is All Yours konnte an den Erfolg anschließen. Doch bevor Alt-J ihre Musik auf die Bühne der Maimarkthalle brachten, spielte ihr Support Hundreds ihre Version von Elektropop.
Großen Spannungsbögen und kleine Melodien
Hundreds, das ist das Hamburger Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner. Er bedient Synthesizer, Klavier und Laptop, sie schreibt die Texte, singt sie und spielt bei einigen Stücken Glockenspiel oder Autoharp, ein zitherähnliches Instrument. Live werden sie von einem Schlagzeuger unterstützt.
Die Idee eines jeden Songs scheint aus einem meist virtuosen Klavier kombiniert mit der Gesangsmelodie zu bestehen. Die ist unvorhersehbar sowohl im Verlauf als auch in der Textverteilung. Damit bleiben die Songs spannend, aber auch wenig eingängig.
Die Dreiecks-Band
Der Bandname Alt-J ist ein Tastenkürzel für Macs. Benutzt man es, erscheint ein Dreieck, das griechische Delta und Hipster-Symbol. In naturwissenschaftlichen Gleichungen wird es als Symbol für eine Änderung verwendet. Bandmitgliedern zufolge sei der Bandname in einer Phase des Umbruchs enstanden.
Das Band-Dreieck besteht aus Joe Newman mit Gesang und Gitarre, Thom Green an den Drums und Gus Unger-Hamilton an den Keyboards mit verschiedenen Synthesizer-Klängen.
Ein Mix aus Gutem muss nicht gut sein
Die Band mixt verschiedene Stile, einige Songs sind auch geprägt von plötzlichen Wechseln zwischen verschiedenen Instrumentierungen und teils mehrstimmigem A-Capella-Gesang. Der Gesang ist nicht nur eine Melodie, die von Instrumenten begleitet wird. Mal tut sich die Gitarre hervor, das Schlagzeug klingt oft so hart, dass es das Arrangement fast dominiert.
Unter anderem dadurch wirken die unterschiedlichen Teile eines Songs allerdings zusammenhangslos. Und die Musik berührt nicht – erzeugt keine Emotionalität. Alt-J vermitteln nichts, es entsteht keine Verbindung zum Publikum.
Ohne erkennbare Struktur
Auch bei der Live-Show interagiert die Band kaum mit ihren Fans, doch die scheint das nicht zu stören, sie sind trotzdem begeistert. Zum Tanzen oder Mitsingen sind kaum Stellen der Musik geeignet. Refrains als musikalisches Element fehlen häufig, generell haben viele Songs keine erkennbare Struktur und weisen auch keine Spannungsbögen auf, die darüber hinwegsehen ließen.
Vor allem die aufwändige Lichtshow mit scheinbar schwebenden Bildschirmteilen beeindruckt. Ein bisschen steht sie auch für die Musik – denn nach dem Konzert ist wohl kaum jemand mit einem Ohrwurm nach Hause gegangen. Die Show war eher ein Moment-Erlebnis. Vielleicht steht dafür ja das Dreieck als Bandname.