Mannheim, 24. November 2015. (red/ms) Mannheim nimmt aktuell mehr Flüchtlinge auf als jede andere Stadt in Baden-Württemberg. Daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Zwar hieß es ursprünglich, bis zu 12.000 Flüchtlinge sollten nur bis zum Frühjahr 2016 auf ehemaligen Militärkasernen untergebacht werden, um wetterfest überwintern zu können. Nun wurde wieder einmal aus einer “zwischenzeitlichen” Notlösung eine unbefristete.
Von Minh Schredle
Es war abzusehen: Das Land Baden-Württemberg kann bei der Flüchtlingsunterbringung auch mittelfristig nicht auf Mannheims ehemalige Militärgelände verzichten. Nach Informationen der Redaktion leben aktuell leben rund 6.000 Menschen im Columbus-Quartier auf dem Benjamin Franklin Village, jeweils gut 2.000 auf den Kasernen Funari und Sullivan, zwischen 2.000 und 3.000 Menschen auf Spinelli und knapp 1.000 Menschen auf den Hammond Barracks. In Summe sind etwa 14.000 Flüchtlinge.
Eigentlich hatte das Land eine Belegungsobergrenze von 12.000 Menschen auf den Kasernenflächen zugesagt. Das wurde nicht eingehalten. Aus der “Belegungsgrenze” wurde klammheimlich in dem Nebensatz einer Pressemitteilung eine “Zielmarke”, nach unseren Informationen lag die Belegung zwischenzeitlich auch schon über 14.000 Menschen.
Eigentlich hatte das Land argumentiert, man wolle die Kasernen Mannheims nutzen, um Flüchtlingen ein humanes und wetterfestes Überwintern zu ermöglichen, statt Menschen in zweckentfremdeten Turnhallen oder in notdürftig errichteten Zeltstädten unterzubringen. Tatsächlich kann sich Mannheim nun mindestens mittelfristig darauf einstellen, dass auf absehbare Zeit um die 12.000 Flüchtlinge im Stadtgebiet untergebracht werden.
Ertüchtigungen laufen bereits
Zwar steht das Land nach wie vor zu der Zusage, dass die Kasernen Sullivan und Funari nach dem 31. März freigegeben werden sollen, damit die Stadt ihre Konversionsplanung vorantreiben kann. Allerdings sollen die gut 4.000 Plätze, die in diesen Quartieren bislang zur Verfügung stehen, an anderer Stelle kompensiert werden. Beispielsweise, indem die Kapazitäten im Columbus-Quartier weiter ausgebaut werden.
Schon jetzt laufen Ertüchtigungsmaßnahmen, um den Brandschutz auf Columbus zu verbessern: An die Wohnungen werden zweite Fluchtwege über Rettungsleitern angebaut. So kann die Belegung von maximal acht Flüchtlingen auf bis zu zwölf Flüchtlinge pro Wohnung erhöht werden. Andere Kapazitäten könnten zudem auf Spinelli geschaffen werden – und zwar theoretisch einige tausend, Platz und Gebäude gibt es dafür genug – und sollte die BUGA nicht kommen, gibt es zunächst auch keine Verwendung für die Fläche.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) bestätigte heute in einem Gespräch mit Journalisten, dass Mannheim sich auch nach dem Winter auf eine Zahl von etwa 12.000 Flüchtlingen im Stadtgebiet einstellen könne. Daher fordert er:
Um diese Herausforderung langfristig bewältigen zu können, muss unsere Sicherheitsinfrastruktur bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten verstärkt werden.
Entsprechende Zusagen gebe es seitens des Landes schon – jetzt müssen sie noch umgesetzt werden.
Wie lange Mannheims ehemalige Militärflächen die größten Massenlager des Landes bleiben werden, ist nach aktuellem Stand noch völlig offen. Das Columbus-Quartier wurde bis zum 31. Dezember 2018 angemietet. Die Zukunft von Spinelli ist seit heute ungewisser denn je.