Pforzheim/Karlsruhe/Rhein-Neckar, 24. Februar 2015. (red/ld) Bei einer Kundgebung anlässlich des 70. Jahrestags der Bombardierung Pforzheims ist es am Montagabend zu Störungen seitens der linksextremen Szene gekommen. Die Polizei meldet mehrere Ingewahrsamnahmen, neun leicht verletzte Beamte, Beleidigungen und Sachbeschädigungen. Trotzdem ist sie mit dem Verlauf der Gedenkveranstaltungen insgesamt zufrieden.
Von Lydia Dartsch
Es gab eine große Anzahl von Gedenkveranstaltungen im Stadtgebiet. Alle verliefen friedlich, nicht jedoch eine Gruppe, die sich aus einer Veranstaltung gelöst hatten,
sagt Fritz Bachholz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, das auch für Pforzheim zuständig ist. Die Polizei habe für den friedlichen Ablauf der Veranstaltungen gesorgt, sagt er. Dabei wurden 16 Personen in Identitätsgewahrsam genommen und neun Polizisten leicht verletzt: „Sie konnten alle ihren Dienst beenden“, sagt Herr Bachholz. Derzeit werden 12 Strafanzeigen gefertigt. Davon gehen elf gegen linkspolitische Aktivisten. Eine gegen einen Rechten.
Erst habe es eine friedliche Demonstration von 350 Personen des linkspolitischen Spektrums an der Kreuzung „Hasemayer“ stattgefunden. Von dort aus hätten sich dann rund 150 Personen in Richtung Wartberg aufgemacht, sagt Herr Bachholz. Teilweise seien sie vermummt gewesen, teilweise mit Stöcken und Reizgas bewaffnet gewesen und hätten diese gegen die Polizisten eingesetzt, die die dortige Fackelmahnwache des als rechtsextrem eingestuften Vereins „Freundeskreis – Ein Herz für Deutschland“ sicherten.
Unsere Aufgabe ist es, die Versammlungs- und Meinungsfreiheit für alle zu gewährleisten,
sagt Herr Bachholz. Die 150 Personen hätten versucht, Polizeisperre am Wilfinger Steig zu überrennen. „Die kamen auch aus dem gesamten südbadischen Raum: Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg“, sagt Herr Bachholz auf unsere Nachfrage.
Seitens der Polizei haben man dies „mit unmittelbarem Zwang verhindern können“, heißt es dazu in der Pressemitteilung der Karlsruher Polizei: Hierbei musste teilweise auch Pfefferspray und der Schlagstock eingesetzt werden. Eine Person wurde aufgrund Pfefferspray-Einsatzes gegen die Polizei zur Personalienfeststellung in Gewahrsam festgehalten und im Anschluss wurde ein Platzverweis erteilt.
Der Karlsruher Polizeipräsident Günther Freisleben teilte im Anschluss an den Einsatz mit:
Obwohl zusammen mit der Stadt Pforzheim in Absprache mit der Polizei die Demonstration an der Heinrich-Wieland-Allee genehmigt wurde, haben die Teilnehmer die Chance auf einen friedlichen Verlauf nicht genutzt.
Dagegen verlief die Fackelmahnwache, die übrigens jährlich an diesem Tag stattfindet, mit rund 70 Personen friedlich. Zwar kam es auf dem Rückweg zum Bahnhof zu kleineren Rangeleien zwischen den Demonstrationsteilnehmer, die Polizei musste hier jedoch nicht einschreiten. Während des Einsatzes kam es aufgrund von Beleidigungen zu einer einzigen Festnahme gegen eine Person aus dem rechten Spektrum.
Überwiegend friedliche Gedenkfeiern
Bezüglich der Übergriffe durch linkspolitische Aktivisten zeigt sich Herr Bachholz auf Nachfrage entspannt: „Wo Rechte sind, gibt es auch Linke. Unsere Aufgabe ist es, die Versammlungen zu sichern. Das haben wir geschafft.“
Ansonsten verliefen die Gedenkveranstaltungen friedlich. An der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof nahmen zwischen 16:00 und 17:00 Uhr rund 300 Bürger/innen teil.
Im Anschluss daran fanden zwei Friedensmärsche statt, die aus Richtung Hauptfriedhof und aus Richtung Güterbahnhof kurz vor 18:00 Uhr mit insgesamt rund 200 Personen an der Markuskirche eintrafen. Dort bildeten sie eine Menschenkette. Die Gedenkveranstaltungen der Stadt Pforzheim fanden ihren friedlichen Abschluss gegen 19.30 Uhr mit der Kundgebung auf dem Marktplatz.
Hier wurde von mehreren hundert Menschen mit Kerzenlicht schweigend unter Glockengeläut den Toten der Bombennacht gedacht – nach Dresden war es die verheerendste.