Mannheim, 23. Mai 2014. (red/ld) Wählen ist wichtig. Politische Beteiligung auch und obwohl knapp 39 Prozent der Mannheimer Bürger/innen einen Migrationshintergrund haben, ist Ali Müller (SPD) der einzige Stadtrat von insgesamt 48 mit Migrationshintergrund. Angesichts der zur Wahl stehenden Kandidaten ist zu erwarten, dass sich dies am Sonntag ändert. Gestern stellten die Mannheimer Linken ihre Kandidat/innen mit Migrationshintergrund in der Neckarstadt-West vor.
![Eine Wahlkampfveranstaltung speziell für Menschen mit Migrationshintergrund. Gestern stellten sich zwei von ihnen vor.](https://istlokal-medien.de/rheinneckarblog1/files/2014/05/Mannheim-Die-Linke-Wahlkampfveranstaltung-fuer-Migranten-002-20140522-5528.jpg)
Eine Wahlkampfveranstaltung speziell für Menschen mit Migrationshintergrund. Gestern stellten sich zwei von ihnen vor.
Von Lydia Dartsch
„Es ist etwas anderes, ob man bei den wichtigen Entscheidungen auf die Solidarität anderer angewiesen ist, oder ob man selbst mitbestimmen kann, sagte Stadtrat und Die Linke-Spitzenkandidat Thomas Trüper in Richtung der gut 20 Besucher der Wahlkampfveranstaltung im Bürgerhaus Neckarstadt-West, bei der sich die Kandidatinnen Gökay Akbulut und Nalan Aydin als Kandidatinnen mit Migrationshintergrund vorstellten. Es sei eine Veranstaltung speziell für Migrant/innen hatte Herr Trüper uns kurz vor der Veranstaltung gesagt.
![Gökay Akulut kandidiert auf Listenplatz 2.](https://istlokal-medien.de/rheinneckarblog1/files/2014/05/Mannheim-Die-Linke-Goekay-Akbulut-002-20140522-5527.jpg)
Gökay Akbulut kandidiert auf Listenplatz 2.
Gökay Akbulut ist seit 2006 bei der Linken aktiv und engagiert sich seit zehn Jahren in der kurdischen Frauenbewegung. Frau Akbulut möchte mehr Chancengleichheit im Bildungssystem und eine offene Migrationspolitik, sagt die 31 Jahre alte Lehrerin und Bildungsreferentin. Ihr Vortrag über die Rechte von Migranten zeigt Nachteile der Menschen die selbst nach Deutschland immigriert sind, oder deren Eltern und Großeltern: Sie brächen häufiger die Schule ab, würden häufiger für Förder- und Sonderschulen empfohlen und hätten vor allem bei einem ausländisch klingenden Namen schlechtere Chancen, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden, sagt sie. Dazu komme ein Generalverdacht, unter dem Muslime seit dem 11. September 2001 stünden, eine rechtpopulistische Debatte um Einwanderung, und so weiter. Kurzum: Kein leichtes Leben.
Dennoch sei Deutschland weiterhin ein attraktives Einwanderungsland, sagt sie. Ihr Ziel sei eine bunte und soziale Stadt. Dies sei nur zu erreichen, wenn auch mehr Stadträte mit Migrationshintergrund im Gemeinderat sitzen. Diese könnten der AfD etwas entgegensetzen. Denn die AfD werde es ganz sicher in den Gemeinderat schaffen, so ihre Befürchtung.
![Nalan Aydin kandidiert auf Listenplatz 4.](https://istlokal-medien.de/rheinneckarblog1/files/2014/05/Mannheim-Die-Linke-Wahlkampfveranstaltung-fuer-Migranten-Nalan-Aydin-002-20140522-5530.jpg)
Nalan Aydin kandidiert auf Listenplatz 4.
Auch Nalan Aydin ist besorgt darüber, dass der „reaktionäre Block der CDU, Mannheimer Liste, FDP und AfD“ eine Gemeinderatsmehrheit bekommen, heißt es in ihrem Wahlflyer. Die Apothekenhelferin aus dem Stadtteil Wohlgelegen will mit ihrem Engagement vor allem die Rechte der Arbeiter/innen stärken.
In Anbetracht der Ergebnisse des Demokratie-Audits, das der Mannheimer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Jan van Deth für die Stadt Mannheim erstellt hat, ist eine solche Wahlkampfveranstaltung speziell für Migrant/innen äußerst wichtig: Vor allem Menschen, auf die die Merkmale jung, Migrationshintergrund und wenig in die Gesellschaft integriert in Kombination zutreffen, beteiligen sich kaum bis gar nicht am politischen Stadtgeschehen, geht aus dieser Studie hervor. Erklärung: „Wer nicht gefragt wird, wird sich nicht beteiligen“, sagt Prof. Dr. van Deth. Deshalb rief Thomas Trüper die wenigen Besucher auf:
Ich hoffe, dass Ihr unseren migrantischen Kandidatinnen Eure Stimme gebt, damit auch die Migranten im Gemeinderat vertreten sind.
Auch bei den anderen in Mannheim zur Wahl stehenden Parteien finden sich Kandidaten mit Migrationshintergrund: Für die SPD treten unter anderem Petar Drakul und Nazan Kapan an. Auf der Liste der Grünen kandidiert Melis Sekmen auf dem ersten Platz. Ihre Mitbewerberin Nuran Tayanc kandidiert auf Platz 11 sowie einige mehr. Für die FDP treten unter anderem Fatih Özdemir und Dr. Dario Arcos Diaz an. Dagegen haben die Mannheimer Liste, die CDU und die AfD kaum bis gar keinen Migrationshintergrund.