Heidelberg, 23. Februar 2016. (red/as) Es bleiben keine drei Wochen bis zur Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg. Nach dem Trend der aktuellen Umfragen verlieren CDU und SPD gegenüber der Wahl von 2011 und die Grünen gewinnen immer mehr Stimmen. Im Wahlkreis Heidelberg konnten die Grünen schon 2011 die relative Mehrheit erlangen und die Grünen-Abgeordnete Theresia Bauer gewann das Direktmandat. Sie hat gute Chancen, den Erfolg dieses Jahr zu wiederholen.
Von Annika Schaffner
Schon bei den Landtagswahlen 2006 in Baden-Württemberg war im Vergleich zu den Wahlen von 2001 ein Trend zu erkennen, der sich wohl bis zu den kommenden Wahlen halten wird: Die Grünen gewannen 11,7 Prozent der Stimmen, damit 4 Prozent mehr im Vergleich zu den Wahlen 2001, während die SPD ganze 8 Prozent verloren. Damals war die CDU jedoch mit 44,2 Prozent noch die stärkste Partei und ist im Vergleich zu 2001 auch gleich stark geblieben (mit 69 Direktmandaten!). Die CDU erreichte zusammen mit der FDP die absolute Mehrheit im Landtag.
Trend für Baden-Württemberg
Das hat sich dann schon bei den Landtagswahlen 2011 geändert: Die CDU verlor, genau wie die FDP, 5 Prozentpunkte ihrer Stimmen. Obwohl die CDU immer noch stärkste Partei in Baden-Württemberg war, konnte sie auch zusammen mit der FDP keine absolute Mehrheit im Landtag erlangen. Die Grünen hingegen gewannen im Vergleich zu 2006 ganze 12,5 Prozentpunkte hinzu. Zusammen mit der SPD stellten sie die erste grün-rote Regierung und Winfried Kretschmann wurde zum ersten grünen Ministerpräsidenten in Deutschland.
Und so soll es 2016 laut der Insa-Umfrage vom 19. und 20. Februar, beauftragt von der BILD-Zeitung, auch bleiben: Die Umfrage ergab einen Sturz der CDU auf 30 Prozent und weitere Zugewinne der Grünen auf 30,5 Prozent. Damit wären die Grüne die stärkste Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg und nicht mehr die CDU.
Holt Bauer Heidelberg wieder direkt?
Schauen wir einmal genauer auf den Wahlkreis Heidelberg (34): Bei der Landtagswahl 2006 spiegelt sich der Trend von Baden-Württemberg in Heidelberg wider: Die Grünen gewannen rund 6 Prozentpunkte hinzu während die SPD 10 Prozentpunkte verlor.
Auch in diesem Wahlkreis blieb die CDU noch die stärkste Partei, CDU-Abgeordneter Werner Pfisterer bekam das Direktmandat.
Zur Landtagswahl 2011 änderte sich das Ergebnis schlagartig: Die Grünen hatten ganze 15,7 Prozentpunkte hinzu gewonnen, während die CDU fast 7 Prozentpunkte und die FDP 6 Prozentpunte verloren. Die Grünen-Abgeordnete Theresia Bauer erlangte das Direktmandat für den Wahlkreis Heidelberg.
Damit überholte die heutige Wissenschaftsministerin das insgesamt gute Ergebnis der Grünen eindeutig. Insgesamt konnten die Grünen 9 von 70 Direktmandaten holen..
Hohes grünes Wählerpotenzial
Nach dem Ergebnis einer ZDF-Forschungsgruppe zufolge, die die Stimmen der Landtagswahl 2011 nach Bildungsabschlüssen untersuchte, wählen Menschen mit Hauptabschluss mehrheitlich die CDU; die Grünen werden jedoch eher von Bürgern mit Abitur oder mit einem Hochschulabschluss gewählt.
Nun leben in Heidelberg 30.000 Studenten, die Universität ist außerdem der größte Arbeitgeber Heidelbergs und auch andere akademische Bereiche bieten gerade in Heidelberg viele Stellen. Möglicherweise sind diese soziodemografischen Daten der Grund für den großen Zuspruch für die Grünen.
Überträgt man dies auf die jüngsten Umfragen der Insa, bei der der Trend in ganz Baden-Württemberg grün ist, würde die sowieso schon „grüne Stadt Heidelberg“ die Partei mehrheitlich wählen und Theresia Bauer würde erneut das Direktmandat erhalten.
Ob das so eintritt, wird das Ergebnis der Wahlen am 13. März zeigen. CDU und SPD werden sich jedenfalls enorm anstrengen müssen, wollten sie die grüne Abgeordnete noch einholen wollen.
Andererseits könnte insbesondere die hohe Zahl von Flüchtlingen beide Parteien Stimmen zugunsten der AfD kosten. Grüne Wähler sind mehrheitlich für eine unbedingte Aufnahme von Flüchtlingen – auch der Ministerpräsident stützt den Kurs der Kanzlerin Dr. Angela Merkel.