Heidelberg/Mannheim/Rhein-Neckar, 23. Juli 2015. (red/cb) Die Stadtwerke Heidelberg teilten am vergangenen Donnerstag mit, dass die Wasserversorgung im Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim umgestellt werden müsse. Die Haushalte könnten dort nicht mehr wie gewohnt mit natürlichem Quellwasser versorgt werden. Durch die anhaltende Trockenheit, die der Sommer in diesem Jahr mit sich bringt, steht dort nicht mehr ausreichend Wasser zur Verfügung. In Mannheim, Weinheim und auch anderen Städten in näherer Umgebung gibt es diese Probleme nicht.
Von Carolin Beez
Leitungswasser ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Und ein wenig geschätzter Luxus: Man steht morgens auf, dreht den Wasserhahn auf, putzt sich die Zähne, geht duschen und trinkt den Guten-Morgen-Kaffee. Das funktioniert, und daran ist man gewöhnt.
Im Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim kam es nun allerdings dazu, dass die Haushalte nicht mehr über den herkömmlichen Weg mit Trinkwasserversorgt werden können. Wie kann das sein? Warum gibt es das Problem in anderen Städten nicht? Die Erklärung ist einfach, verständlich und keinesfalls besorgniserregend.
Wasser aus den Bergen
Die Stadt Heidelberg verfügt über eine Besonderheit der Wassergewinnung. Im Gegensatz zu umliegen Städten und Gemeinden kommt das Trinkwasser der Bewohner nicht aussschließlich aus Grundwasservorräten, sondern wird zusätzlich aus sieben natürlichen Quellen rund um Heidelberg gewonnen.
Quellwasser kann nur da genutzt werden, wo Berge sind. Die Stadt Heidelberg hat die Besonderheit genau an der Grenze der Bergstraße zu liegen und kann so das vorhandene Quellwasser des Buntsandsteins nutzen.
erklärt Sven Kregelin, Mitarbeiter der Stadtwerke Heidelberg.
Quellwasser zeichnet sich dadurch aus, dass es besonders „weich“ ist, das heißt keine oder sehr wenige Mineralstoffe enthält. In Heidelberg werden die Stadtteile Handschuhsheim, teilweise Neuenheim und die Heidelberger Altstadt sowie das davon östlich gelegene Stadtgebiet mit diesem weichen Wasser versorgt. Das Problem dabei: Die Menge ist sehr niederschlagsabhängig. Durch die hohen Temperaturen und die anhaltende Trockenheit im Juni und Juli diesen Jahres sei die Wassermenge stark gesunken, sagt Herr Kregelin weiter.
Ortsspezifisches Problem
In den umliegenden Städten wie Mannheim, Ladenburg oder Weinheim gibt es derartige Probleme nicht. Hier werde das Wasser ausschließlich aus Tiefbrunnen entnommen, erklärt Dr. Jochen Ries von der MVV Energie Mannheim. Das vorhandene Grundwasser, das sich in den Rheingräben sammelt, decke den Bedarf an Trinkwasser in Mannheim vollkommen ab, sagt Herr Dr. Ries weiter. Im Gegensatz zum Quellwasser haben starke Hitze oder Trockenheit keine, beziehungsweise sehr geringe Auswirkungen auf die Wassermengen.
Selbst ein trockenes Jahr wie 2003 konnten die Gesamtmenge kaum beeinflussen. Insgesamt ist die Grundwasserreserve seit Anfang der 90er Jahre sogar deutlich größer geworden.
sagt Michael Sessler, Wassermeister der Weinheimer Stadtwerke. Allerdings löst das Grundwasser viele Mineralstoffe aus dem Boden und ist somit ein „hartes“ Wasser, das schneller zu Kalkablagerungen an Duschköpfen, in Spülmaschinen oder Waschmaschinen führt. Gesundheitlich hat es keinerlei Auswirkungen für die Bewohner, die es trinken.
Wenn man es genau nimmt, dann ist das harte Wasser sogar gesünder für den Körper, da es viel Magnesium und Calcium enthält
sagt Sven Kregelin.
Gewährleistung der Wasserversorgung
Um die Wasserversorgung in den betroffenen Stadtgebieten trotzdem zu gewährleisten, werden die betroffenen Stadtteile nun ebenfalls über die vorhandenen Heidelberger Wasserwerke „Rauschen“ und „Entensee“ versorgt, die das Trinkwasser ebenfalls aus Tiefbrunnen gewinnen. Der Härtegrad des Wassers steigt dadurch stark an. Das von der der jetzigen Umstellung betroffene Gebiet umfasst neben den oberen Hanglagen in Handschuhsheim auch diejenigen in Neuenheim sowie die Hirschgasse bis hin zum Haarlass.
Für die Bewohner in Handschuhsheim und Neuenheim bedeutet das, dass sie lediglich ihre Haushaltsgeräte auf hartes Wasser umstellen sollten. Gegebenenfalls einen Kalkspüler verwenden und das Waschmittel richtig dosieren, damit hat sich das – so werden die Geräte vor Kalkablagerungen geschützt und können durch die Wasserumstellungen nicht beschädigt werden. Wie lange die Umstellung anhalten wird ist noch nicht klar – beziehungsweise vom Wetter abhängig.
Die Stadtwerke Heidelberg werden die Bürgerinnen und Bürger informieren, sobald die Quellen wieder über ausreichend Wasser verfügen.