Heidelberg, 23. Mai 2016. (red/hmb) Unsere FSJlerin Hannah-Marie Beck durfte nochmal Kind sein: Einen Tag der Pfingstferien, die es für sie nach dem Abitur ja eigentlich gar nicht mehr gibt, verbrachte sie in der Zooschule Heidelberg – dort wird ein Ferienprogramm für Kinder angeboten, das es in sich hat. Und die Ambitionen sind groß: Man will “ein bisschen die Welt retten”. Achtung, zuckersüß.
Von Hannah-Marie Beck
Teil eines Kinderferienprogramms war ich schon lange nicht mehr. Heute darf ich nochmal Kind sein und mit der Zooschule Heidelberg einen Tag der Pfingstferien im Zoo verbringen.
Gemeinsam mit 15 Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren bin ich in der Bärengruppe, die von den Zoorangern Alicia und Karoline geleitet wird.
Es gibt noch drei weitere Gruppen, sodass an dem fünftägigen Pfingstferienprogramm insgesamt 60 Kinder teilnehmen. Ihre Eltern haben unterschiedliche Pakete gebucht – die Kinder verbringen 3 bis maximal 8,5 Stunden pro Tag im Zoo.
Eisbomben und Futterspieße
Begeistert erzählen mir die Kinder, was sie in den letzten Tagen bereits alles unternommen haben: Sie durften in die Gehege rein, haben Esel gestreichelt und gestriegelt. Und sie haben sogar die Bären verwöhnt, mit selbstgemachten “Eisbomben” – tiefgefrorenen Früchten nach Bärengeschmack.
“Was hat euch bisher denn am besten gefallen?”, frage ich.
Alles!
ruft die kleine Mila und schenkt mir ein breites Zahnlückengrinsen. Theo hingegen gefällt besonders gut, was wir heute machen: Gemeinsam basteln wir Futterspieße für die Meerschweinchen und die Kaninchen – jeder Tag hat ein eigenes Thema; heute liegt der Schwerpunkt auf Haustieren.
Nach der Fütterung erklärt uns Alicia den Unterschied zwischen Kaninchen und Meerschweinchen. Dann gehts ins kleine Affenhaus. Dort sind viele erstmal verblüfft: Denn neben Affen gibt es hier auch Mäuse und Reptilien.
Verantwortungsbewusster als Justin Bieber
“Alle Tiere, die ihr hier seht, kann man als Haustiere halten”, erklärt Zoorangerin Alicia. “Auch die Affen?”, fragen die Kinder begeistert und voller Vorfreude. “Bis auf die Affen”, widerspricht sie mit Nachdruck und blickt in enttäuschte Gesichter. Das sei keine artgerechte Haltung, erklärt sie und ein Haustier zu besitzen bedeute auch Verantwortung zu haben.
Justin Bieber habe zum Beispiel mal ein kleines Kapuzineräffchen als Haustier gehabt und sei damit herumgereist. Das wurde ihm aber an einem Flughafen vom Zoll weggenommen. In anderen Ländern werden Affen an Ketten spazieren geführt oder sie müssen für ihre Besitzer Kokosnüsse sammeln, erzählt Alica.
Jetzt haben die Kinder Mitleid mit den Affen – vielleicht nehmen sie sich doch lieber eine Schlange als Haustier.
Wiederholungstäter
Dass mir die Kinder einiges voraus haben, merke ich schnell. Zum Beispiel als wir gemeinsam “Welches Tier des Heidelberger Zoos bin ich?” spielen:
Ich bin ein Paarhufer und lebe auf der Afrikaanlage. Wenn ich erwachsen bin, kriege ich ein anderes Fell.
Über meinem Kopf schweben nur Fragezeichen. Allerdings schießen zahlreiche Kinder-Finger in die Luft. Blessbock ist die richtige Antwort – mit dem Wissen der Kids kann ich nicht mithalten.
Kein Wunder, denn die meisten von ihnen sind “Wiederholungstäter” und haben schon mehrere Ferien im Zoo verbracht. Es gibt extra unterschiedliche Programme, so dass man häufiger teilnehmen kann, ohne ständig das Gleiche zu sehen und zu hören.
Die Welt retten
Die Kinder schauen eben nicht nur Tiere an – sie bekommen viele Eindrücke in den Bereich Zoo, lernen so einiges dazu und nehmen mehr mit nach Hause, als nur süße Tierfotos.
Wir sprechen Themen an, die uns wichtig sind. Oberstes Ziel ist der Artenschutz. Oberstes Ziel ist es, ein bisschen die Welt zu retten,
meint Daniela Vogt, pädagogische Leiterin der Zooschule.
Sie erklärt mir die vier Aufgaben eines modernen Zoos: Artenschutz, Forschung, Erholung und – in ihren Augen natürlich am wichtigsten – Bildung.
Dass Bildung im Heidelberger Zoo groß geschrieben wird, merke ich auch, als ich später noch durch den Tiergarten schlendere: Überall gibt es Infotafeln und Mitmach-Stationen.
Interesse wecken und Wissen aufbauen kann man am besten durch den direkten Kontakt mit den Besuchern. Und den stellt die Zooschule hervorragend her: Man möchte für die Tiere sensibilisieren – setzt sich für Recycling ein und gibt den Besuchern Tipps, wie sie nachhaltiger und umweltbewusster leben können.
Aber sind diejenigen, die an Programmen der Zooschule teilnehmen in der Regel nicht sowieso sehr tierlieb?
Ja! Aber “tierlieb” bedeutet noch lange nicht “tiergerecht”.
Großes Angebot – große Nachfrage
Neben dem Ferienprogramm bietet die Zooschule auch zahlreiche weitere Angebote für Jung und Alt. Von Kindergartenkindern bis hin zu Senioren – die Programme werden an die jeweiligen Bedürfnisse und Lieblingstiere der Teilnehmer angepasst.
Zum Beispiel kann man seinen (Kinder-)Geburtstag im Zoo feiern, dort übernachten; an einem erlebnisreichen Rundgang, oder einem Workshop teilnehmen. Und am 14. Oktober ist wieder Oma-Opa-Enkeltag im Zoo. Vergangenes Jahr nahmen 23.400 Personen an Angeboten der Zooschule teil.
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