Rhein-Neckar/Ahrtal/Pulheim/Koblenz/Westerwald, 23. Dezember 2024. (red/pro) (Update) Der Agrar-Influencer Markus Wipperfürth und seine Haus- und Hof-Autorin Sandra Fischer sind in einem Netz aus eigenen Verschwörungstheorien, Fakenews und Gerüchten gefangen. Großspurig haben sie “Enthüllungen”, “Fakten”, “Wahrheiten” in einem Buch angekündigt – belegen können sie eigentlich nur ihre eigene Kampagne gegen Kritiker. Dabei machen sie sogar vor Kinderleichen nicht halt – die angeblich nach der Flutkatastrophe im Ahrtal in einem Auto gefunden und geborgen worden sein sollen. Dass es sich dabei belegt um eine Falschinformation handelt, ist Wipperfürth und Fischer egal. Das Buch verkauft sich sehr gut.
Update, 30. Dezember 2024: Am Ende des Textes finden Sie die Fragen, die nicht beantwortet werden
Von Hardy Prothmann
Haben der Influencer Markus Wipperfürth und die Journalistin Sandra Fischer “aus Sensationsgier Kinderleichen erfunden”? Ist das nur ein bösartiges Gerücht? Was ist dran an diesem “Vorwurf, der widerwärtiger und pietätsloser (sic!) nicht sein könnte”, wie Sandra Fischer völlig empört auf Seite 190 schreibt – im Kapitel “In eigener Sache” des gemeinsamen Pranger-Buchs “Die Welle nach der Flut – gefangen im Netz von Hass und Hetze”?
Widerwärtige Zeitgenossen verbreiten unwahre und schockierende Falschmeldungen
Die offizielle Wahrheit ist: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurden keine Kinderleichen in einem Fahrzeug gefunden. Bereits am 18. August 2021 sah sich der damalige Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz, Ulrich Sopart, (hier das Video auf youtube) regelrecht genötigt, die Faktenlage deutlich zu machen:
“Ich möchte heute nochmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einen ganz besonderen Menschenschlag richten, dem offenbar nichts Besseres einfällt, als in der derzeitigen Ausnahmesituation Menschen noch mit unwahren und schockierenden Falschmeldungen zusätzlich zu verunsichern. So kursieren immer wieder Falschmeldungen von (…) zwei Kinderleichen auf Kindersitzen in einem von der Flut zerstörten Pkw (…) Diese Meldungen werden auch noch mit Lichtbildern und Geschichten meist im Zusammenhang mit angeblich persönlichen, erlebten Auffindesituationen ausgeschmückt, um deren potenziellen Wahrheitsgehalt nochmals zu verstärken und die vermeintliche Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Keine dieser Meldungen ist wahr.”
Und weiter:
“Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was in den Köpfen von Menschen vorgeht, die sich diese Geschichten ausdenken und danach auch noch an der Bestürzung ihrer Mitmenschen weiden.Wir als Polizei haben die große Bitte, wenn Sie von solchen Meldungen erfahren, überlegen Sie mit gesundem Menschenverstand, ob solche spektakulären Stories überhaupt der Wahrheit entsprechen können. Teilen Sie solche Nachrichten in den sozialen Medien auf keinen Fall. Sie tun damit das Werk dieser widerwärtigen Zeitgenossen.”
Emotionale Trigger ohne Wahrheitsgehalt
Der Polizeibeamte konzentriert sich auf “soziale Medien” und nennt die dort vielfach anonym agierenden Stimmungsmacher “widerwärtige Zeitgenossen”.
Was der Beamte noch nicht auf dem Schirm haben konnte: Knapp ein Jahr später, nachdem bereits zahlreiche Berichte über die Falschnachricht vorliegen, erscheint am 14. Juli 2022 in der Lokalausgabe der Rhein-Zeitung ein Artikel mit der Überschrift:
„Ich glaub, im Auto ist noch jemand drin“: Helfer kämpft bis heute mit Erlebnissen”
Detailliert, als wäre sie persönlich dabei gewesen, schildert die Lokaljournalistin Sandra Fischer die “persönlichen Erlebnisse” eines “Heiko M.”, dessen wahre Identität anonymisiert ist:
“(…) das Auto liegt auf dem Kopf, gebremst von einem Baum. Mit dem Bagger ist es nicht zu bewegen. Heiko muss mit seinem Abschleppwagen ran, befestigt ein Seil an der Hinterachse, kann das Fahrzeug wieder auf die Reifen ziehen. Routinemäßig streift sein Blick das Innere des Autos, entdeckt zwei Kindersitze. Beim genaueren Hinschauen muss er feststellen, dass sie nicht leer sind …
Noch heute erinnert sich der Heinsberger genau an jedes Detail. Furchtbar. Unauslöschlich sind die Bilder in sein Gehirn gebrannt. Vier, fünf Jahre alt waren die beiden Kinder, schätzt Heiko, als ihnen die Flut zusammen mit vielen anderen Menschen das Leben raubte.”
Was hier passiert: Eine “mit Lichtbildern im Zusammenhang mit angeblich persönlichen, erlebten Auffindesituationen ausgeschmückt Geschichte”, wird erzählt. ”Deren potenzieller Wahrheitsgehalt wird nochmals verstärkt und die vermeintliche Glaubwürdigkeit erhöht”, wie Polizeisprecher Sopart ausführt.
Das steht doch als Bericht schließlich in der Zeitung. Das muss doch stimmen. Oder etwa nicht?
Geschrieben ist das Märchen der toten Kinder von Sandra Fischer, einer “Ahrtal-Reporterin” der Rhein-Zeitung. Einer Frau mit rotgefärbten Haaren und einem Faible für lockere, grüne Kleidung, die freundlich gesagt, immer etwas “hippelig” wirkt. Aus Hachenburg im Westerwald. Zunächst wohl im Ahrtal als eine von vielen Helfer/innen trifft sie auf Markus Wipperfürth und gehört schnell zu seinem engsten Kreis. Ist es vorstellbar, dass der Beamte diese “nette” Sandra Fischer meinte, als er von “widerwärtigen Zeitgenossen” sprach?
“Herzzerreißende Story”
“In den sechs Wochen seiner Einsatzzeit hat Heiko keinen einzigen Menschen geborgen, ihm und seinen Kollegen wurde gesagt, dass Hundestaffeln das Gelände durchkämmen. Er wähnt sich sicher. Umso härter trifft ihn der herzzerreißende Fund.
„Ich glaub, da ist noch jemand drin“, sind die einzigen Worte, die Heiko kreidebleich noch herausbringt, bevor er sich erst einmal setzen muss. „Mir war kotzübel, ich war am Ende.“
Die “herzzerreißende” Story erscheint im Lokalteil in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Kein anderes Medium greift die Geschichte auf. Offizielle Dementi fehlen. Am nächsten Tag erscheint eine neue Zeitung. Diese Story schlägt erkennbar zunächst keine großen Wellen. Vielleicht ist man im Ahrtal einfach zu müde, um sich darüber zu empören.
Doch dann kommt die Story wieder. Ende 2022 erscheint das Buch “Wegen Dir bin ich hier”, geschrieben von Sandra Fischer, Herausgeber Markus Wipperfürth. Das erste Buch soll sich sich nach deren Angaben sehr, sehr gut verkaufen, gleich zwei Auflagen gehen weg wie warme Semmeln. Promotet über die Reichweite des Agrar-Influencers, der bis heute behauptet, er habe nie ein Geschäft mit der Flutkatastrophe im Ahrtal machen wollen.
Auf Seite 23 des Buchs “Wegen Dir bin ich hier” heißt es:
“Ich glaub, da ist noch jemand drin”, informiert Heiko den Baggerfahrer. Auch zwei Feuerwehrleute sind im Aufräumtrupp, bestätigen Heikos Verdacht: Zwei Kinder, geschätzt vier, fünf Jahre alt. Sie haben die mörderischen Fluten nicht überlebt. (…)”
Ahrtaler äußert Kritik – und wird zum Hetzer gestempelt
Ein Ahrtaler, selbst Flutbetroffener, stört sich an dieser sensationsheischenden Story, für die es nicht nur keine Beweise gibt, sondern die nach Prüfung durch die Polizei und den Opferbeauftragten des Landes zweifelsfrei als frei erfunden eingeordnet ist.
Er schreibt ein lokales Kaufhaus mit einer Buchhandlung an und eine Künstlerin – unter Pseudonym, weil er wie viele weiß, dass man mit Klarnamen schnell in Bedrängnis kommen kann, als vermeintlicher “Hetzer”. Die Blase um den Agrar-Influencer Wipperfürth ist wenig zimperlich.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Im neuen Buch “Die Welle nach der Flut – gefangen im Netz von Hass und Hetze” gibt es einen weiteren Spin, wird die “Kampagne” aus der Wahrnehmung von Markus Wipperfürth und Sandra Fischer wiederum mit einer “Zeugin” weitergesponnen.
Beweise oder Verschwörungstheorien?
Auch juristisch werden die emails des Ahrtalers zum angeblichen Beweis für eine gesteuerte Kampagne – angeblich orchestriert durch Roswitha Krippner-Rehm, die im Sommer 2021 eine Facebook-Seite “Faktencheck Ahrtal” betrieb und gemeinsam mit anderen das Auftreten des “Helferhelden” Markus Wipperfürth mit einer, freundlich gesagt, kuriosen Art kritisierte und zunächst anonym blieb.
Markus Wipperfürth verklagt die Kritikerin – es folgt ein fast zweijähriger Prozess. Am Ende verliert Herr Wipperfürth im Spätsommer 2024 den größten Teil der Klage. Nur zwei von neun Äußerungen von Frau Krippner-Rehm werden untersagt, die anderen Äußerungen bleiben als Meinungsäußerungen erlaubt. Verboten wird ihr, den Lohnunternehmer als “Hanswurst” zu bezeichnen.
Im Schriftsatz der Wipperfürth-Anwälte wird der Ahrtaler zum “Anhänger der Beklagten” und sein Agieren ein “exemplarisches Beispiel der Wirkung der Äußerungen der Beklagten”. Diese Wirkung sei eine “monatelange Hass- und Hetzkampagne” gegen den Kläger, Markus Wipperfürth. In der Öffentlichkeit werde dadurch dessen “Glaubwürdigkeit erschüttert”, indem ihm “Lügen über zwei Kinderleichen im Ahrtal” unterstellt würden.
Auch gegen andere geht Markus Wipperfürth juristisch vor – und verliert. Rund eine viertel Million Euro hat er geschätzt bereits in Prozesse investiert – ohne Erfolg.
Im neuen Buch wird der Ahrtaler dann gar zum „bekennenden Wipperfürth-Kritiker”, der diesen als “Populisten” einordne und ihm vorwerfe “einen “Keil zwischen THW, Feuerwehr und “seinen Helfern” getrieben” zu haben:
“Wieder werden die beiden Kinderleichen, die ein Abschleppunternehmer nach der Flut in einem geborgenen Auto gefunden hat und die in Wipperfürths Buch erwähnt werden, thematisiert, wieder wird dem Fluthelfer vorgeworfen, Falschmeldungen zu verbreiten.”
Tatsächlich behauptet das Duo, der Fluthelfer Markus Wipperfürth und Sandra Fischer, die sich in einem Video mal “scherzhaft” seine Sklavin nennt. erneut, dass jemand diese Kinderleichen gefunden hat, also als zweifelsfreie Tatsache.
Framing statt Fakten
Im kurzen, nur zweiseitigen Kapitel “Gaby” wird der Kontakt des Kritikers zur Künstlerin Gaby Kutz aus Bad Münstereifel dargestellt und geframed. Aus der Kritik wird “Hetze, die nicht aufhört” und am Ende des Kapitels steht:
“Für Gaby ist das Thema abgehakt, ihre Vermutung, dass es sich um eine gesteuerte Kampagne gegen den prominenten Fluthelfer handelt, damit bestätigt.”
Frau Kutz wurde im Zuge der Recherche zu diesem Text angefragt, ob sie die Darstellung der Kinderleichen glaubt, ob sie selbst versuchte, diese Darstellung zu verifizieren, weshalb sie eine “Vermutung” hatte und diese bestätigt sah- Frau Kutz antwortet knapp:
“Zu dem Thema werde ich mich nicht weiter äußern und ich wünsche keine weitere Kontaktaufnahme.”
Das Kapitel “Gaby”, das ihren Namen trägt, hat zwar nur zwei Textseiten, aber die haben es in sich. Wieder wird der Fund der Kinderleichen als faktische Tatsache dargestellt und ein Kritiker als Teil einer “Hass und Hetze”-Gemeinschaft verunglimpft, nur, weil er für die unwahre Tatsachenbehauptung eine Korrektur und eine Entschuldigung erwartet.
Frau Kutz hat dazu nichts zu sagen, obwohl sie hier als eine “Zeugin” für eine angebliche Kampagne dargestellt wird. Also kann man vermuten, dass sie damit einverstanden ist.
Was bleibt übrig von dieser Empörung? Nichts. Es gibt sie nicht, die Kinderleichen. Außer in den Köpfen von Wipperfürth und Fischer und niedergeschrieben in einem Artikel und zwei Büchern.
Ist die Landesregierung Teil der „Verschwörung“?
Was bleibt übrig von dem “Verdacht”, die Landesregierung Rheinland-Pfalz habe über Dritte eine Kampagne gegen den “Helferhelden” gestartet und Frau Krippner-Rehm sei der Kopf einer gezielten Rufschädigung?
Sogar die Politik wird motiviert. Christian Baldauf, Abgeordneter und Fraktionschef der CDU im Landtag Rheinland-Pfalz, lässt sich vor den Karren spannen und stellt am 22. August 2023 eine Anfrage an die Landesregierung, ob das Innenministerium Kontakt zu Frau Krippner-Rehm hatte. Die Antwort ist einfach gehalten: “Nein”. (Anfrage und Antwort hier)
Harte Recherche oder hartes Skripting?
Immer wieder betont Frau Fischer die harte journalistische Arbeit für das Buch, “1,5 Jahre Recherche”. Sie brauche nach Fertigstellung nun Urlaub oder eine Delfintherapie am besten beides, schreibt sie auf ihrem Facebook-Profil.
Hatte sie wirklich niemals Zweifel an der Story der zwei Kinderleichen? Kannte sie die Stellungnahmen der Behörden nicht? Die zahlreichen Berichte, die den Fund dieser Kinderleichen eindeutig als Falschmeldung kennzeichneten?
“Kinderleichen Ahrtal”, eingetippt in eine Suchmaschine ergibt sofort zahlreiche Treffer auf diese Berichte. Dafür muss man kein Journalist oder gar Recherchespezialist sein. Das kann jeder.
Was treibt Sandra Fischer an? Naivität? Oder ist es nur Unvermögen? Oder gar Vorsatz?
In der Branche gibt es den Satz: “Recherchiere die Story nicht tot.” Heißt: Bei solider Recherche bleibt häufig wenig bis nichts von einer vermeintlichen Aufregerstory übrig – insbesondere, wenn die Quellenlage diffus ist.
Heldenhaft gegen böse Mächte
Ist Frau Fischer ihrem Herausgeber derart verfallen, dass sie jegliche Sorgfaltspflicht über Bord wirft? Nur aufschreibt, was zur Story passt? “Held kämpft gegen böse Mächte und deckt dunkle Machenschaften auf.”
Geht es ihr wie so vielen der “Wipperfürth-Community”, die offenbar so eine Art Schwur geleistet zu haben scheinen, dass alles, wirklich alles, was Markus Wipperfürth äußert, nichts anderes als die “ultimative Wahrheit” ist. Und wer irgendetwas kritisiert, ist Teil einer Verschwörung, eine Kampagne, gehört gar zu einer Art “Sekte”.
Kurze Recherche entlarvt das Kinderleichen-Märchen
Weil sich durch das neue Buch wieder Menschen über die Falschinformation der Kinderleichen empören, gehe ich das Thema an, von dem ich bislang nicht wusste, dass es sogar einen Artikel in der Rhein-Zeitung dazu gab.
Der Ahrtaler legt mir die Korrespondenz vor. Er schrieb höfliche, hinweisende emails, ist im persönlichen Kontakt ein völlig vernünftiger Mensch, aber diese sensationsheischenden Falschinformationen treiben ihn um. Er stört sich dran, wie viele andere auch.
Ich informiere Anfang Dezember den Kollegen Lars Hennemann, Chefredakteur der Rhein-Zeitung über meine Recherchen. Unabhängig voneinander stellen wir Fragen an die Polizei und den Opferbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Detlef Placzek..
Was nun passiert, sieht die Öffentlichkeit nicht: Selbstverständlich kümmern sich die Behörden erneut. Wieder entstehen dutzende Mannstunden, werden Protokolle gesichtet, Gespräche geführt, es wird nachgeprüft, eben Aufklärung betrieben zu etwas, was eigentlich schon als geklärt gilt, aber immer noch in der Welt ist und zwar nicht als irgendein Facebook-Kommentar ohne Aufmerksamkeit, sondern erneut in einem Buch mit hoher Auflage, wieder gestreut über den bekannten Agro-Influencer Wipperfürth mit hoher Reichweite.
Polizei und Opferbeauftragter bestätigten am 17. Dezember 2024 erneut: Es gab keine Kinderleichen in einem Auto im Ahrtal – nirgends.
Ich stelle Markus Wipperfürth und Sandra Fischer jeweils Fragen zur Sache per email – keine Antwort.
Keine Belege für Kinderleichen
Der Kollege Hennemann will unabhängig von mir von der Mitarbeiterin Sandra Fischer eine Erklärung und Belege für die Story. Offenbar kann sie nicht belegen, dass sie sorgfältig gearbeitet hat.
Einzelne Personen aus der Community schreiben auf Facebook, sie habe eine “Eidesstattliche Versicherung” dieses “Heiko” vorgelegt. Damit sei die Story “glaubhaft” gewesen. Das sei also kein “Fehler”. Das sind typische Reaktionen, bei denen man sich immer wieder fragt, ob diese Follower nur naiv oder dumm oder völlig verblendet sind?
Selbstverständlich ist eine “Eidesstattliche Erklärung” erstmal eine Information. Aber ohne Prüfung ist das nichts als ein Zettel. Was steht da drin? Und was sagen andere? Im Text werden Feuerwehr und Polizei angeführt – dort muss man den Vorgang bestätigen können. Leichen werden nicht irgendwie irgendwo entsorgt, sondern bestattet – welcher Bestatter hat wann und wo diese angeblichen Kinderleichen beerdigt? Hat Frau Fischer diese Fragen gestellt und Antworten gesucht – oder hätte das die so schön “herzzerreißende Story“ kaputt gemacht, die so wunderbar triggert?
Wieder raunt die Wipperfürth-Community
Am Ende, so mein Wissensstand, trennt sich die Rhein-Zeitung Mitte vergangener Woche mit sofortiger Wirkung von der langjährigen Mitarbeiterin Sandra Fischer. Chefredakteur Hennemann schreibt einen kurzen Text, informiert über eine “journalistische Fehlleistung”, hat zuvor bereits den Text aus dem Online-Angebot entfernen lassen und entschuldigt sich bei den Lesern.
Und Markus Wipperfürth und Sandra Fischer? Wie reagieren die beiden auf diese Entwicklung? Gar nicht. Sie schweigen.
Und wieder raunt es in der Wipperfürth-Community: Warum erst jetzt nach zwei Jahren? Wieso interessiert diese “alte” Story? Zwischen den Zeilen ist sie wieder da, die Verschwörungstheorie: Dunkle Mächte agieren gegen den “Helferhelden” Wipperfürth.
Wie eine Troll-Armee übernehmen Leute aus der “Community”. Das sei ein Fehler. Deswegen könne man die Journalistin doch nicht “durchs Netz jagen”. Hat man denn gar keine Empathie? Wie brutal kann man sein? Jemand schreibt sogar: Was, wenn sich die Frau was antut?
Herr Wipperfürth und Frau Fischer lassen das zu. Lassen es laufen. Verkaufen das Buch weiter. Einfach so, als wären nicht vorhandene tote Kinderleichen völlig egal.
Wipperfürths Wahrnehmung ist „die Wahrheit“
Weder gibt es eine Korrektur der Falschmeldung, noch eine Entschuldigung gegenüber dem Ahrtaler oder Frau Krippner-Rehm. Das Buch ist eine Pranger-Schrift, vor allem gegen Frau Krippner-Rehm und alles steht und fällt mit dem Narrativ einer angeblichen “sektenartigen Struktur” und einer “gesteuerten Kampagne”.
Da kann man keine Korrekturen gebrauchen, das macht die Story kaputt.
Tatsächliche Fakten sind für Herrn Wipperfürth sowieso mindestens egal, tatsächlich aber immer interpretationsfähig. Alle, die sich mit ihm und dem Ahrtal beschäftigen, kennen seinen Satz zu Beginn seiner “Mission” als “Helfer”: “Wir sind hier ganz alleine.”
Mal abgesehen davon, dass ein “wir” ein “alleine” ausschließt, stimmt es einfach nicht – weder Herr Wipperfürth noch ein wie auch immer definiertes “wir” waren jemals alleine vor Ort. Es ist auch wahrheitswidrig zu behaupten, Feuerwehr oder THW oder andere Hilfskräfte seien nicht vor Ort und zu sehen gewesen. Trotzdem hält Herr Wipperfürth an dieser, seiner Erzählung fest.
Warum? Weil er es kann und weil Fakten für ihn und seine Community keine oder nur eine untergeordnete Bedeutung haben. Wenn Herr Wipperfürth in seiner subjektiv tatsächlichen Wahrnehmung etwas behauptet, dann ist das die Wahrheit. So gesehen nähert man sich dem subjektiven Wahrheitsbegriff des Pulheimer Influencers sehr präzise.
Dann versteht man auch, warum es auf Basis dieser subjektiven Sicht überhaupt keine Rolle spielt, ob Markus Wipperfürth nur “Wahrheiten” vom “Hören-Sagen” verbreitet und die faktische Realität eine andere ist. Für Markus Wipperfürth ist wahr, was er für wahr hält.
Gefühlswaschmaschine wäscht und wäscht
Und er darf das alles tatsächlich auch für wahr halten. Auf korrekte, zutreffende, geprüfte Fakten kommt es bei der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit nicht an. Egal wie wirr, faktenfrei oder dumm eine Meinung ist. Im Fall der Wipperfürth`schen Wahrheit kommt es auf die richtige Portion “Gefühlswaschmaschine” an.
Dann fabuliert man gerne auch mal was über zwei tote Kinder. Die Behörden können das das nicht bestätigen? Was heißt das schon? Vielleicht soll ja auch was vertuscht werden? Was, ist die falsche Frage, wenn man es wüsste, wäre es ja nicht mehr vertuscht, ist doch logisch, oder?
Und überhaupt, ist nicht so Vieles vertuscht worden oder unklar? Auch in der Blase von Markus Wipperfürth gibt es reichlich “widerwärtige Zeitgenossen”, die sich für kein Gerücht, für keine noch so krude Behauptung zu schade sind. Das könnte dann so aussehen:
„Und mal ehrlich, wer mal nachdenkt: Ist das nicht sehr auffällig, dass der Lars Wienand von T-online mal bei der Rhein-Zeitung war? Und der Chefredakteur Lars Hennemann den völlig unbedeutenden Blogger Hardy Prothmann kennt, gar mit diesem schon zusammengearbeitet hat? Und der wiederum Kontakt zu Herrn Wienand und auch zu Frau Krippner-Rehm hat? Und auch zur Missy Motown? Einfach mal nachdenken… Das kann alles kein Zufall sein. Das muss doch eine Verschwörung sein… Ich kann mich noch genau an das Video vom Vater der Kinder erinnern…“
Markus Wipperfürth lässt das laufen. Es ist sein Geschäft als Influencer. Aufmerksamkeit ist die Währung, damit verdient er Geld. Viel Geld. Alles andere ist egal. Zur Not geht er dafür auch über Kinderleichen, die es nie gab.
Und auf der Bestellseite gibt es „Rezensionen“ – natürlich anonym.
Journalistische Arbeit kostet Geld – auch die juristische Abwehr von feindlichen Angriffen.
Date: Do., 19. Dez. 2024 um 20:50 Uhr
Subject: Fwd: Kinderleichen auf Rücksitz eines Autos nach der Flut im Ahrtal
To: <s…..@gmail.com>
Sehr geehrter Frau Fischer,
Hardy Prothmann
Von: Hardy Prothmann <chefredaktion@
Date: Mi., 18. Dez. 2024 um 09:09 Uhr
Subject: Kinderleichen auf Rücksitz eines Autos nach der Flut im Ahrtal
To: <m…..@