Rhein-Neckar/Berlin, 23. März 2020. (red/pro) Die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel befindet sich häuslicher Quarantäne, weil laut ihres Regierungssprechers Steffen Seibert, ein sie behandelnder Arzt positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden sei. Diese Meldung ist erschütternd, weil wir alle im Land über diesen Dilettantismus schockiert sein müssen. Der Ablauf könnte auch manipuliert sein – das wäre noch schockierender, denn Regierungsbehörden sind zur Wahrheit verpflichtet.
Von Hardy Prothmann
Regierungssprecher Steffen Seibert teilt nach der Ansprache der Kanzlerin Dr. Angela Merkel am 22. März 2020, in der sie weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verkündet hatte, mit:
Die Bundeskanzlerin wurde nach ihrem heutigen Presseauftritt davon unterrichtet, dass ein Arzt, der am Freitagnachmittag eine prophylaktische Pneumokokken-Impfung bei ihr vorgenommen hatte, mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet wurde.
Daraufhin hat die Bundeskanzlerin entschieden, sich unverzüglich in häusliche Quarantäne zu begeben. Sie wird sich in den nächsten Tagen regelmäßig testen lassen, weil ein Test jetzt noch nicht voll aussagekräftig wäre. Auch aus der häuslichen Quarantäne wird die Bundeskanzlerin ihren Dienstgeschäften nachgehen.
Das sind kurze und erschütternde Zeilen.
Unvorstellbar
Die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel verkündete bei dem “Pressetermin” Maßnahmen, die bis vor wenigen Wochen noch vollständig “unvorstellbar” waren.
Grundgesetzliche Rechte wie die Versammlungsfreiheit werden in einem totalen Maß eingeschränkt – würde das woanders der Fall sein, würde man das “totalitär” nennen.
Aber die Umstände durch die Coronavirus-Epidemie rechtfertigen im Moment ohne jeden Widerspruch solche Maßnahmen – die wie gesagt, noch vor Tagen völlig unvorstellbar waren.
Es ist richtig, solche Maßnahmen zu ergreifen, um ein großes Übel für Land und Leute abzuwenden, wenn es keine anderen, verhältnismäßigen Mittel geben sollte.
Drehbuch für Verschwörungstheorien
Dass sich die Kanzerlin unmittelbar nach der Verkündigung der drastischen Maßnahmen selbst in “häusliche Quarantäne” begibt, verschlägt mir allerdings die Sprache.
Damit ist ein Drehbuch entworfen, dass “Verschwörungstheoretiker” sich selbst vermutlich niemals hätten so ausdenken können: Merkel schickt alle in die Quarantäne und schreitet voran.
Ich will mir so einen Mist überhaupt nicht vorstellen und alles in mir verweigert sich, zu glauben, dass es hier in irgendeiner Weise eine Art Inszenierung geben könnte. Also, dass Frau Dr. Merkel schon vor der Pressekonferenz von dem möglicherweise kontaminierten Kontakt wusste oder auch, dass es überhaupt keinen Anlass für diese Quarantäne gibt, sondern sie nur inszeniert wird, damit Frau Dr. Merkel erneut für “Wir schaffen das” steht und zwar diesmal selbst, als Person und nicht als Metapher für alle.
Cool bleiben – durchatmen
Ich bleibe also cool, atme durch (solange das noch geht) und überlege, was ich in der Sache wie zu wem wann als Journalist einordnen kann. Und das macht mir jenseits aller möglichen Fakenews und Verschwörungstheorien erheblich mehr Sorgen.
Ich frage mich: Kann es wirklich sein, dass Frau Merkel ausgerechnet am vergangenen Freitag eine “prophylaktische Pneumokokken-Impfung” erhalten haben soll?
Das ist eine Impfung, die sich ab 60 Jahren empfiehlt, sinnvoll ist und ungefähr sechs Jahre hält. Und die ist mitten in der Krise genau vor zwei Tagen “vorsorglich” (Übersetzung von “prophylaktisch”) erfolgt? Im Ernst jetzt?
Die mächtigste Frau der Welt – umgeben von Schwachköpfen?
Welcher Schwachkopf von Arzt versorgt die Frau?
Die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, ist angeblich die mächtigste Frau der Welt und in meiner infantilen Vorstellung ist sie damit auch eine der am meisten bedrohten Personen dieser Welt, weil es Hinz und Kunz gibt, die ihr an den Kragen wollen und sie damit den mächtigsten Schutz dieser Welt, in meiner Vorstellung, eigentlich haben müsste.
Und dann lässt sie sich von einem infizierten “Hausarzt” impfen?
Wow. Habe die Ehre. Das muss man erstmal sinken lassen.
Ich mag gar nicht weiterdenken, wenn schon die Bundeskanzlerin so “versorgt” wird, was das dann für den Rest von uns allen bedeutet.
Jeder ist ersetzbar – auch Frau Dr. Merkel
Ich wünsche der Bundeskanzlerin, dass sie gesund aus der “prophylaktischen” Quarantäne rauskommt und falls sie infiziert worden sein sollte, umso mehr, dass es glimpflich verläuft und wenn nicht, dass sie die besten Experten um sich hat, um sie zu heilen. Und vor allem diesen Arzt feuert, sowie alle, die das mit zu verantworten haben.
Gleichzeitig ist klar, dass jeder ersetzbar ist. So hart das auch klingt. Das gilt auch für Frau Dr. Merkel, auch, wenn sich das niemand so richtig vorstellen will.
Ich wünsche mir deshalb, dass ich, wie jeder Bürger, darauf vertrauen kann, dass der Staat funktioniert und Risiken nicht nur abwägt, sondern Maßnahmen ergreift, um diese zu minimieren. Nicht nur für das Volk, sondern vor allem für die, die in Verantwortung stehen und Verantwortung übernehmen müssen.
Hier muss im Notfall Ersatz bereit stehen.
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Die Kanzlerin ist nicht das Volk – das muss Risiken eingehen
Dass die Kanzlerin nicht in der U-Bahn, in der Bäckerei, bei einer Taxi-Fahrt, auf einem Kongress, beim Joggen, im Festzelt oder im Bad der Menge möglicherweise infiziert worden sein könnte, beschädigt mein Vertrauen enorm, wenn Herr Seibert mir und allen Deutschen (und der Welt) mitteilt, dass seine Chefin im engsten Kreis eines planbaren Systems einer Gefahr ausgesetzt worden ist, die für alle Bürger real ist, aber nicht für alle Bürger derart abwehrbar, wie für die mächtigste Frau der Welt.
Das erschüttert mich zutiefst und damit verliere ich erheblich an Vertrauen.
Ich bin Bürger und ich bin Journalist.
Als Bürger nehme ich meine Verantwortung für das öffentliche Wohl wahr, indem ich geprüfte Fakten zur Meinungsbildung übermittle. Ich gehöre qua Beruf sogar zur “kritischen Infrastruktur” laut Allgemeinverfügung des Landes.
Seit dem 10. März 2020 (!) hatte ich genau fünf Außenkontakte. Ich war vier Mal einkaufen und habe ein Mal mein Auto aus der Werkstatt abgeholt. In der Woche seit dem 16. März 2020 war ich genau ein mal mit meiner Partnerin beim Einkauf.
Danach haben wir entschieden, dass es keinen gemeinsamen Einkauf mehr geben wird, sondern immer nur einer rausgeht, um einen Bedarf zu decken.
Ich, meine Partnerin und ihr Kind befinden sich also seit dem 10 März 2020 in einer weitgehenden häuslichen Isolation. Ebenso viele Familienmitglieder – nach durchaus anderen Plänen von einigen und erheblichen, nicht immer freundlichen Diskussionen. Denn wie in der Öffentlichkeit, gibt es auch in Familien durchaus unterschiedliche Positionen. Und wie im echten Leben geht es dabei nicht immer freundlich zu und manchmal werden auch Grenzen überschritten. Sei’s drum. Die allermeisten sind sehr vernünftig.
Vor zwei Tagen war der Vater der Tochter bei uns. Im Hof. Er und sein Kind haben über drei Meter Abstand “miteinander gekuschelt”. Sich halt gesehen, miteinander gesprochen, aber eben Abstand gehalten.
Diese Isolation ist in diesem und in sehr, sehr, sehr vielen anderen Fällen auch herzzerreißend. Aber notwendig. Bürgerpflicht! Lange vor der Ansage der Kanzlerin, dass man ab sofort bei Gruppen über zwei Personen mit Strafen rechnen muss.
Konkret schränkt sie auch meine Arbeit als Journalist erheblich ein und mein Wohlbefinden als Bürger.
Beides trage ich selbstverständlich mit, weil es darum geht, “die Kurve herunterzubringen”. Sich für das Gemeinwohl einzusetzen – egal, wie schwer das fallen mag.
Ich habe also individuell als informierter Bürger und als noch besser informierter Journalist alles getan, um meinen Beitrag zu leisten.
Dabei habe ich nicht ansatzweise die Mittel und Informationen von Regierungsbehörden – diese Mittel kann ich mir nicht erarbeiten und auch kein anderes Medien und die Informationen aktuell nur unter erheblichem Aufwand. Im Gegensatz zu den Beamten muss ich um meine wirtschaftliche Existenz fürchten und wenn ich arbeite, weiß ich nicht, wer mich bezahlt.
Ich habe tiefsten Respekt vor allen, die ebenso wie ich “ran müssen”, aber unter ganz anderen Bedingungen.
Die Pfleger, das medizinische Personal, die Ärzte, die Rettungsdienste, die ehrenamtlichen Feuerwehren, die Kassierer, die Polizeibeamten, die Beschäftigten im ÖPNV – es gibt so viele, die jeden Tag “Risiko gehen” müssen, weil es ihr Job oder ihr Ehrenamt ist.
Wie gesagt – ich bin erheblich erschüttert.
Entweder darüber, dass die Öffentlichkeit erheblich manipuliert wird, was ich nicht glauben will, denn dann würde mein Glauben an dieses System zusammenbrechen.
Sondern vor allem darüber, dass selbst die mächtigste Frau der Welt in unsicheren Zeiten lebt und offenbar von einem Umfeld von Dilettanten umgeben ist.
Vertrauen für andere, die nicht so komfortabel “umsorgt” sind, schafft das nicht.
Schon gar nicht in ein “Wir schaffen das reloaded”.
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