Mannheim, 23. November 2012. (red/tt) “Wie wollen wir morgen in Mannheim wohnen?” Das war die Frage des Themenabends der Stadt Mannheim im Rittersaal des Mannheimer Schlosses. Rund 80 Zuhörer suchten allerdings vergebens in den Vorträgen der Stadtplaner Carl Fingerhuth und Dieter Blase nach konkreten Antworten zu Mannheim.
Von Timo Tamm
“Dialog! Dialog! Dialog! Das ist das Wichtigste in der Stadtplanungpolitik,” sagt der Schweizer Architekt und Professor Carl Fingerhuth und spannt einen weiten Bogen von der Suche nach der Identität einer Stadt bis zu dem Bewusstsein für Stadtgeschichte. Illustrativ stellt er in seiner Präsentation anhand von Fotos historischer Wohnformen die Abbilder der Bedürfnisse und Werte der jeweiligen Zeit dar. Der Vortrag ist intellektuell gehalten. Und insgesamt reichlich abgehoben.
Betongold und Durchschnittsmieten
Der zweite Redner des Abends, Dieter Blase, wird etwas konkreter: “Die Deutschen investieren sehr viel in Betongold”, sagt der Stadtplaner.

Dieter Blase zum Wohnungsmarkt
In Städten wie München oder Köln bildeten sich Investitionsblasen – Mannheim sei davon nicht betroffen.
Bau- und Umweltbürgermeister Lothar Quast nennt in der anschließenden Diskussion einige Stadtentwicklungsbeispiele: R3, R7, die ehemalige Sickinger-Schule in T4/T5 und Konversionsflächen wie die ehemaligen Spinelli Barracks:
Wir sind mitten in einer spannenden Phase der Stadtentwicklung. Ein wichtiges Ziel muss sein, neben attraktiven neuen Projekten weiterhin bezahlbaren Wohnraum anzubieten.
Bezahlbare oder behindertengerechte Wohnungen
Klaus Dollmann, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Stadt Mannheim, merkt kritisch an:
Es gibt leider nur bezahlbaren oder behindertengerechten Wohnraum, aber nicht beides.
Auch Stadtrat Thomas Trüper von Die Linke fragt nach bezahlbaren, sanierten Wohnungen in Mannheim. Seine Gemeinderatsfraktion bereitet dazu gerade eine Kampagne für erschwinglichen Wohnraum vor.

Podiumsdiskussion mit kurzen Antworten (Carl Fingerhuth sitzend)
Wenig präzise, wenig konkret.
Zu kurz kamen die Gäste bei der Diskussion. Nur zehn Fragen wurden gesammelt und schnell abgehandelt. Wie sieht Mannheim im Jahr 2030 aus? Darauf gab es nur unscharfe Antworten, beispielsweise der Wunsch nach einer lebendigen Innenstadt, in der weiterhin zehn Prozent der Bevölkerung wohnen. In anderen Städten wohnen deutlich weniger Menschen in der City.
Wenig präzise, wenig konkret für Mannheim. Ich bin enttäuscht,
sagt die Bürgerin Radustina Raduvola. Eigentlich sollte die Veranstaltung „Wohnen heute – Wohnen morgen? – Fit für die Zukunft: Wohnungsmarktentwicklung in Mannheim” einen städtebaulichen Weiterentwicklungsprozess für die nächsten Jahren einleiten – das ging gründlich daneben.
Info:
Der Essay “Von der Suche nach der Identitaet der Stadt – in der Zeit jenseits der Moderne” von Carl Fingerhuth lässt sich hier nachlesen.