Weinheim, 22. Mai 2015. (red/pm) Die Theater AG des Werner Heisenberg Gymnasiums präsentierte gestern und vorgestern ihre diesjärige Schulaufführung „Gejagt“. Mit Schultheater hatte das allerdings nur noch wenig zu tun: Die Schüler begeisterten ihr Publikum mit beeindruckender Professionalität und einer eigenen, perfekt abgestimmten Inszenierung von Athur Millers „Hexenjagd“, die man sich durchaus auch in einem „echten“ Theater hätte vorstellen können.
Von Carolin Beez
Das Licht ist aus. Im Saal ist es stockfinster. Die rund 200 Besucher im werden ruhig. Sie sitzen im Dunkeln. Dann leuchtet ein einzelner Lichtstrahl auf. Er kommt aus dem Publikum. Dann noch einer. Und noch einer. Es werden immer mehr. Die Lichtkegel scheinen aus allen Richtungen zu kommen. Dicht an den Zuschauern laufen die Schauspieler mit ihren Taschenlampen entlang. Sie kommen wie aus dem Nichts.
Im Schein der Lichter schauen sie ernst. Ihre Augen sind weit geöffnet. Sie flüstern leise vor sich hin. Langsam und ruckartig bewegen sie sich nach vorne auf die Bühne. Dort versammeln sie sich. Das Flüstern wird lauter und vermischt sich zu einem Wirrwarr aus Wortfetzen. Das Licht geht an. In einem Sprechchor richten sie sich jetzt an das Publikum – schreien es förmlich an.
Der Teufel lauert in den Wäldern, die unser Dorf umgeben.
Die Hexenjagd ist eröffnet.
Das Werk des Teufels?
Salem im Jahr 1692: Die Dorfbewohner fürchten sich vor Hexerei und dem Teufel – rätselhafte Dinge gehen vor: Mädchen trinken Blut aus einem Kelch und tanzen nackt durch den Wald. Eines von ihnen liegt in einer tagelangen Ohnmacht. Ist sie vom Teufel besessen? Betreiben die Mädchen im Wald Hexerei? Haben sie die Geister heraufbeschworen? Ist das alles ihre Schuld?
Aus Angst vor diesen „höheren Mächten“, beginnt eine Reihe sinnloser Anschuldigungen unter den Dorfbewohnern – die mit einer Anklage und Verurteilung wegen Hexerei endet. Viele unschuldige Menschen müssen sterben. Sie werden gehängt. Doch, wie sich herausstellt, sind keine übernatürlichen Mächte am Werk: Es ist die Einbildungskraft der Menschen, die sie in den Wahnsinn treibt.
Eigene Interpretation der Schüler
Zu Beginn der Proben im September 2014 setzten sich die Schüler mit dem Orginaltext „Hexenjagd“ des Englischen Autors Athur Miller auseinander. Dabei wurden die Jugendlichen von dem Deutsch- und Englischlehrer Herrn Maul geführt und entwickelten eine eigene Interpretation des Stücks mit vielen selbst geschriebenen Passagen.
Herr Maul leitet die Theater AG seit 2012. Davor existierte längere Zeit keine. Der Ansturm sei von Anfang an da gewesen, sagt er. Dieses Jahr wirkten insgesamt 27 Schüler und Schülerinnen in dem Stück mit.
Gruppenzwang und Hilflosigkeit
Es sei den Schülern, während den Proben, darum gegangen einen neuen Schwerpunkt in der Geschichte zu setzen, erklärte der Lehrer. Keiner habe die Historie mit ewig langen Texten und besonders schönen Kostümen abbilden wollen.
Viel mehr gehe es um ein Phänomen, das es auch heute immer noch in der Gesellschaft gibt: Darum, dass in jeder Gruppe schnell ein Sündenbock gefunden kann. Der Gruppenzwang tut dann seinen Teil dazu – und Unschuldige werden ausgegrenzt, gebranntmarkt oder sogar verurteilt.
So wurde „Gejagt“ ein Theaterstück über Verschwörungen, Lügen, Verfolgungen, geheime Liebschaften und über Hexerei – mit dem die Schüler eine gewisse Kritik an der Gesellschaft üben. Sogar am Publikum: Die Schauspieler wenden sich direkt an die Zuschauer, mit den Worten
Hier geschieht Unrecht, warum sitzen sie hier nur so nutzlos rum?
Beeindruckend und professionell
Das Alles wird beeindruckend und sehr professionell dargstellt. Im Publikum merkt man den Schülern deutlich an, dass sie sich mit dem Text befasst und sich mit ihrer Rolle auseinandergesetzt haben. Obwohl sie oftmals weniger als einen Meter von den Zuschauern entfernt spielen, lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen und bleiben in der Rolle.
Besonders die Umsetzung der Ritualszene im Wald, in der sich die Mädchen mehr oder weniger dem Teufel hingeben, wurde beeindruckend, mit elektronischer Musik, skurrilen Tänzen und einer Lichtshow umgesetzt. Modern und trotzdem nicht abgehoben. Bei der Inszenierung des Stücks arbeitete die Theater AG auch mit anderen Arbeitsgemeinschaften des Gymnasiums zusammen.
Zusammenarbeit bringt tolles Ergebnis
Die Technik AG war zuständig für den Ton und das Licht und die Video AG produzierte im Vorfeld einen Trailer zum Stück, der auf der Hompage des Werner Heisenberg-Gymnasiums, der im Voraus auf der Homepage des Schule erschienen ist. Alle Beteiligten haben dann zusammen dafür gesort, dass das Ergebnis perfekt wird. Wie ein Laientheater sah das nicht aus.
Das war ja mal eine absolute Profileistung
sagte eine Frau aus dem Publikum und klatscht begeistert in ihre Hände, während sich die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne verbeugen. Die Jugendlichen strahlen. Sie sind stolz auf das was sie geleistet haben – und das zu recht.