Mannheim, 22. Oktober 2015. (red) Es kommen immer mehr Flüchtlinge – und damit gibt es mehr Menschen, die medizinische Hilfe benötigen. Wir haben das Universitätsklinikum Mannheim (UMM) angefragt, wie sich die Behandlungszahlen entwickelt haben. Die Behandlungen unterscheiden sich nicht wesentlich – auch Tumorerkrankungen wurden bereits behandelt. Und eine frohe Botschaft: Schon 20 Kinder von Flüchtlingen kamen in diesem Jahr im UMM auf die Welt.
Wie viele Flüchtlinge werden derzeit pro Monat in der UMM behandelt?
Im Oktober wurden bisher 230 Flüchtlinge aus der Landes-Erstaufnahmestelle (LEA) ambulant oder stationär in der UMM behandelt.
Wie hat sich diese Zahl in den letzten Monaten entwickelt?
Die Behandlungszahlen von Flüchtlingen aus der LEA sind in den vergangenen Monaten stark angestiegen: Von Januar bis Juli traten relativ konstant rund 35 Behandlungsfälle (stationär und ambulant) von Flüchtlingen aus der LEA auf. Im August stieg diese Zahl auf 71 an, im September auf 120.
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Wie hoch ist der Anteil von Männern / Frauen / Kindern an den behandelten Flüchtlingen?
Wir können nur die Zahl der Kinder statistisch ausweisen. Der Anteil der behandelten Kinder ist in den letzten Monaten gestiegen: Er lag von Januar bis August bei ca. 10 Prozent, im August waren es rund 20 Prozent, im September knapp 30 Prozent. Das dürfte auf eine entsprechende Veränderung des Kinderanteils unter den Zuwanderern zurückzuführen sein.
Ist erkennbar, von welchen Standorten in Mannheim die Flüchtlinge in die UMM kommen?
Das ist für uns nicht ersichtlich.
Was sind typische Erkrankungen der Flüchtlinge?
Die Flüchtlinge suchen uns mit ähnlichen Erkrankungen auf wie die einheimische Bevölkerung. Besonders typische Erkrankungen sind nicht auffällig. Grundsätzlich führt die UMM bei Flüchtlingen alle medizinisch notwendigen Behandlungen durch, es gab auch schon 20 Geburten.
Gibt es auch schwere Eingriffe?
Ja. Zum Beispiel müssen immer wieder auch Patienten mit Tumorerkrankungen behandelt werden.
Werden auch chronische Erkrankungen behandelt?
Chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, aber auch Arthrose können meist ambulant behandelt werden. Diese Krankheiten werden meist von den Ärzten in den Flüchtlingsunterkünften direkt behandelt.
Wer trägt die Kosten für die medizinische Behandlung?
Das ist je nach Status des Flüchtlings unterschiedlich: Für unregistrierte Flüchtlinge übernimmt das Sozialamt Mannheim die Kosten. Behandlungskosten für in der Landeserstaufnahmestelle gemeldete Flüchtlinge, die noch keinem Bundesland zugeordnet sind, werden vom Regierungspräsidium Karlsruhe (RP KA) getragen. Ist der Flüchtling bereits einem Bundesland zugeordnet, übernimmt das für den Wohnort zuständige Sozialamt die Behandlungskosten. Abgesehen von medizinischen Notfällen erhalten die Flüchtlinge von ihren Asylbetreuern einen Behandlungsschein mit einem so genannten eingeschränkten Behandlungsanspruch, der vom RP KA ausgestellt wird. Über diesen Schein können nur Leistungen abgerechnet werden, die zur eindeutigen Feststellung des Krankheitsbilds und dessen Behandlung zwingend notwendig sind.
Wie funktioniert die Kommunikation mit den Flüchtlingen?
Hier gibt es mehrere Ansätze: Häufig ist eine Verständigung auf Deutsch oder Englisch möglich. Gegebenenfalls können auch Begleitpersonen des Patienten hinzugezogen werden, die ausreichend deutsch oder englisch sprechen. Ist das nicht möglich, werden UMM- Mitarbeiter mit entsprechenden Sprachkenntnissen hinzugezogen. Diese sind in einer internen Datenbank verzeichnet und können bei Bedarf angefordert werden. In Ausnahmefällen kann auch einmal ein Dolmetscher benötigt werden, wenn eine sichere Verständigung aus medizinischen Gründen zwingend notwendig ist.
Gibt es Besonderheiten bei der Behandlung muslimischer Frauen?
Wo möglich, werden Behandlungen und Untersuchungen (insbesondere, wenn sie den Intimbereich betreffen) durch weibliche Ärzte oder Pflegekräfte durchgeführt. Muslimische Frauen werden häufig von ihren Männern, Vätern oder Söhnen bei der Behandlung begleitet. Dann können in der Regel auch männliche Ärzte tätig werden.
Anm. d. Red.: Die Antworten auf unseren Fragenkatalog wurden vom UMM-Pressesprecher Dirk Schuhmann recherchiert und zusammengetragen.