Mannheim/Rhein-Neckar, 22. April 2014. (red/ms/Foto: Q-Press) Heute war der Auftakt im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Gabriele Z. Der Richter, Dr. Ulrich Meinerzhagen, macht seine Arbeit akribisch und penibel. Wenn etwas auch nur ein wenig unklar ist, fragt er nach – allerdings lässt er sich auch zu einigen Äußerungen herab, die in Anbetracht der Umstände deplatziert, unangemessen und taktlos wirkten.
Kommentar: Minh Schredle

„Objekt der Begierde“, „Kurzpass“ und andere Despektierlichkeiten – der Vorsitzende Richter Dr. Ulrich Meinerzhagen verstört mit „Witzen“ beim Mordprozess.
In der Nähe des Ortes, an dem Gabrieles Leichnam aufgefunden wurde, befindet sich ein Bolzplatz. Richter Meinerzhagen bezeichnete das als „Ort, wo die Straßenkinder das Kurzpass-Spiel lernen“ und lacht ein bisschen vor sich hin. Aber keiner lacht mit. Gerade wurde davon geredet, wie der tote Körper der 20-jährigen Studentin gefunden wurde. Da wirkt so eine Witzelei ziemlich unangebracht – und es ist nicht die einzige in dieser Richtung.
Mir fällt die Buddha-Statue auf. Die lächelt ja noch recht wohlgelaunt und unbekümmert – hat vielleicht noch nicht mitbekommen, was vorgefallen ist,
sagte er, während er sich zusammen mit einem Polizeikommissar und den Anwälten Bilder ansah, wie Gabrieles Zimmer eingerichtet war. Muss so etwas sein?
Im Weiteren äußerte er sich unangenehm herablassend und arrogant gegenüber einem Zeugen: Der 50 Jahre alte Arbeitslose mit fünf Kindern hat den Leichnam von Gabriele Z. entdeckt, als er Pfandflaschen sammeln wollte. Die Bierdose, die er sich gerade holen wollte, als er den leblosen Körper auffand, bezeichnete der Richter höhnisch als:
Objekt der Begierde, das seine Aufmerksamkeit erregte.
Zwischen Augenwischen und Zynismus
Eine ebenfalls arbeitslose Zeugin erschien trotz Vorladung nicht zur Verhandlung. Wann sie ihre Aussage nachholt, ist noch unklar. Allerdings habe man laut Richter Meinerzhagen ja „wenigstens Glück, dass die gute Frau viel freie Zeit hat“.
Als der Oberstaatsanwalt die Anklage vorgelesen hat, wirkte Dr. Ulrich Meinerzhagen noch sichtlich berührt und musste sich sogar die Augen wischen. In der weiteren Verhandlung erschien er dagegen kaum noch betroffen. Zumindest lachte er ziemlich viel, vor allem über seine eigenen „Witze“ – die wirken aber meistens taktlos, arrogant und deplatziert.
Vielleicht ist es die jahrelange Berufsroutine, die einen Richter auf Dauer hat abstumpfen lassen. Vielleicht braucht er ein bisschen Zynismus, um mit den ganzen grausamen Umständen mit denen er berufsbedingt konfrontiert wird, umgehen zu können. In jedem Fall sollte ein bisschen mehr Anstand gewahrt werden.
Denn so ein Verhalten ist vor allem gegenüber dem Opfer unwürdig – Gabriele Z. musste im Alter von 20 Jahren sterben, weil jemand seinen Sexualtrieb an ihr abreagieren musste. Das ist kein Platz für „Witze“ und „flotte Sprüche“.