
Rektor Kurt Gredel verabschiedet Martinsschüler.
Rhein-Neckar/Ladenburg, 22. Juli 2011. (red) Heute hat die Martinsschule – eine neue, moderne und vorbildliche Schule für Körperbehinderte insgesamt 22 Schülerinnen und Schüler entlassen. Ein großer Tag für die Kinder und deren Eltern. Kein besonderer Anlass für Vertreter des Schulträgers Rhein-Neckar-Kreis oder der Stadt Ladenburg, der Feier beizuwohnen. Alle beschwören die “Inklusion” – das “Interesse” ist ernüchternd.
Kommentar: Hardy Prothmann
Wo war Landrat Stefan Dallinger bei der heutigen Entlassfeier “seiner” Martinsschule? Wo Ladenburgs Bürgermeister Rainer Ziegler? Wo Landtagsabgeordnete, Stadträte oder sonstige “Amts- und Würdenträger”?
Hatte wirklich keiner Zeit, den Schülerinnen und Schülern Respekt und Ehre zu erweisen und ihnen Mut zuzusprechen für ihren weiteren Lebensweg? Gibt es einen Unterschied zwischen den Martinsschülern und anderen Schülern?
Es gibt ihn – Martinsschüler sind behindert.
Zur Zeit führen alle das Wort Inklusion, also die gemeinsame Beschulung von behinderten Kindern in “normalen” Schulen im Munde.
Aber ist das auch ernst gemeint?
Es ist enttäuschend, wenn man auf die Realität schaut. Nicht die der Behinderten. Die waren stolz und haben sich über ihre Entlassung gefreut.
Die meisten werden nicht ihren Weg gehen, sondern rollen. Die meisten werden auch nach der Martinsschule auf Einrichtungen angewiesen sein, die es ihnen ermöglichen, würdevoll inmitten unserer Gesellschaft zu leben.
Artikel 1 unserer Verfassung heißt:
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Keiner derer, die sich sonst gerne schmücken oder Presse-wirksam präsentieren, hat die Würde der Martinsschüler durch sein Fehlen verletzt, wohl aber missachtet.
Das ist enttäuschend – für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern, die Verwandten, das Personal der Martinsschule. Und alle anderen, die sich für diese besonderen Menschen einsetzen.
Behinderte Menschen und deren Angehörige werden oft “bedauert”.
Bedauerlich ist nur das Verhalten derer, die sich durch diesen Kommentar angesprochen fühlen sollten.
Sicherlich haben sie für ihr Fehlen gute Gründe – beispielsweise wichtigere Termine.