Mannheim/Rhein-Neckar, 22. Oktober 2013. (red) Karsu hat viele Talente – sie singt einfach umwerfend. Sie spielt fantastisch Klavier. Sie liebt ihre Musik und erlebt sie. So lebendig, herzerfrischend, unterhaltsam, kokett und mit einem unglaublichem Charme ausgestattet – fliegen ihr die Herzen zu. Manche vergleichen sie mit Norah Jones – doch das ist Quatsch. Die Niederländerin mit türkischen Wurzeln, kann mehr als Jazz. Sie spielt das Leben.
Von Hardy Prothmann
Was für ein Wunder. Die zierliche und sehr hübsche Karsu Dönmez sitzt da vorne und erzählt, dass sie mal Politikerin werden wollte. Und später mal Psychologie studiert hat, bis sie merkte, dass sie selbst ein bisschen verrückt ist und das mit dem Studium nichts bringt. Und wäre es nicht normal verrückt, wenn sie es als Musikerin versuchen sollte? Und mitten im Plaudern redet sie türkisch, kichert über sich selbst. Zwinkert mit den Augen. Zeigt ihr explosives Lachen und ihr laszives Lächeln. Und knurrt bei einer Geschichte über sie sprachlichen Unterschiede bei türkischen und kontinentaleuropäischen Liebeserklärungen am Ende ins Mikro: Botschaft, ich will Dich. Und flux huscht ihr wieder dieses unnachahmliche Lächeln übers Gesicht, bevor sie in die Tasten greift. Oder sie streichelt. Oder über sie zum Fließen bringt.
Klar – wer so über eine Künstlerin schreibt, der hat sich glatt verliebt. Das ist aber nicht schlimm, denn Karsu ist bereits mit 23 Jahren ein Star und hat das Zeug, ein Weltstar zu werden. Verlieben heißt anhimmeln – und da ging noch selten ein Herz entzwei.
Schon gar nicht bei ihr. Sie ist nah beim Publikum – ob sie spielt oder etwas erzählt. Sie lässt sogar mitklatschen. Gegenrhythmisch versteht sich. Sie ist Singer-Songwriterin, komponiert selbst, arrangiert, dichtet und hat keine Scheu vor Klassik, Jazz, Folklore und das einmal gekonnt zu kombinieren. Sie röhrt wie eine Südstaatlerin, singt sanft wie ein Engel. Und ist mit allem immer voll bei der Sache – ausdrucksstark, lebendig und echt. Einfach faszinierend. Sie wirkt so spielerisch – ist aber ein Vollprofi. Eine verspielte. Zwischendruch, wenn man schon Vergleiche sucht, klingt ihr Klavier so gut wie das von Keith Jarrett. Doch sie ist vielfältiger als er und Norah Jones – und anders. Sie hat es verdient, ebenfalls so bekannt zu werden.
Sie kokettiert mit den Gästen und sich selbst. Wundervoll.
Wer die Chance hat, auf ein Karsu-Konzert zu gehen und das nicht tut, ärgert sich schwarz – spätestens dann, wenn man sie erlebt hat. Eine kleine Recherche im Internet hat gezeigt, dass es bereits eine Filmdokumentation über diese leidenschaftliche Frau gibt, die ihren ganz eigenen Willen hat. Sie kokettiert nicht nur mit dem Publikum. Auch mit sich. Und das macht sie so ganz wundervoll.
Und sie bringt eine Lebensfreude in die Welt, die leider den meisten der türkischen Filme auf dem Festival gefehlt hat. Und Chapeau – der Raum im Musikpark hatte gefühlte 30 Grad Raumtemperatur. Bei der Energieleistung von Karsu am und vor und bei dem Klavier den Atem und die Stimme zu behalten war sicher nicht einfach.
Viel Freude mit den Fotos – am Ende finden Sie ein Video ihres Debütalbums „Confessions“ sowie zwei weitere Aufnahmen: