Weinheim, 22. Dezember 2015. (red/pm) Weinheim soll im Sommer Schauplatz eines besonderen Kulturereignisses werden: Man möchte ein Musik- und Kulturfestival für Menschen mit und ohne Handicap veranstalten. Vorab soll es aber auch schon in unregelmäßigen Abständen Konzerte mit inklusiver Ausrichtung geben
Information der Stadt Weinheim:
„Alle Menschen haben ein Handicap, irgendeins.“ Eckard Kirsch und Sylvia Katzenmayer sind sich da ganz sicher. Kirsch selbst sitzt seit seinem 20. Lebensjahr und nach einem Motorradunfall im Rollstuhl. Aber mit seiner Lähmung hat er schon Tennis gespielt und Basketball, ist Wasserski gefahren und auf einem Pferd gesessen. Das haben viele Menschen ohne Handicap nicht. Er hat schon viele Ziele verwirklicht. Wer seine Sichtweise auf Menschen mit und (vermeintlich) ohne Behinderung versteht, denkt nicht mehr in Unterschieden – sondern in fein unterschiedlichen Gemeinsamkeiten.
In den 80er Jahren hat Kirsch (54), gelernter Banker, Börsenexperte und Anlagenberater, mit seinem Freund Michael Heil die Firma „Rehability“ gegründet; anfangs in einem Nebenraum der Landhandelfirma seines Vaters in Heddesheim. Das Unternehmen, das sich auf Sonder-Modelle von Rollstühlen für Sport- und Freizeit spezialisiert hat, war fast 20 Jahre lang in Weinheim ansässig. In den 90er Jahren begann Eckard Kirsch große Sportevents für Behinderte zu organisieren.
Seit einiger Zeit verfolgt er ein neues Ziel: Ein Musik- und Kulturfestival für Menschen mit und ohne Handicap, ein „Inklusives Festival“. Erste „Gehversuche“ hat der „Rolli-Fahrer“ dabei mit ein paar Jam-Session-Konzerten im Vereinsheim der „Night Riders“ am Weinheimer TUS-Sportplatz gemacht, neulich erst wieder mit dem blinden türkischen Sänger Tarik Sarzep als „Special Guest“.
Kirschs Lebenspartnerin Sylvia Katzenmayer ist selbst Sängerin in einer Band. Das Thema „Kultur mit Handicap“ beschäftigt beide schon länger. Ganz klar: Sie wollen damit den Blick der Gesellschaft auf Menschen, die manchmal Hilfe brauchen, verändern. Denn jeder habe seine Stärken, jeder könne vom anderen lernen.
Sie haben die Unterstützung von „Brave Art“, einer Stiftungsinitiative zur Förderung talentierter behinderter Menschen in der Kunst, mit Sitz in Weinheim. Diese Initiative ist im Umfeld von „Rehability“ entstanden und hat unter anderem auch das international bekannte „Rolli-Musical“ „Wheelcharica“ unterstützt.
Die Philosophie von „Brave Art“ (www.brave-art.com) ist die Förderung von Menschen mit Handicap durch Betonung ihrer persönlichen Stärken. Kultur steht da ganz oben.
Kirsch und Katzenmayer stehen mittlerweile mit dem städtischen Veranstaltungsmanagement und dem Kulturbüro in Kontakt. Zusammen spricht man über ein „1. Inklusives Musikfestival“, das im Rahmen des Weinheimer Kultursommers schon 2016 seinen Platz finden soll. Sie knüpfen im Moment Kontakte und Netzwerke mit Künstlern und Partnern; es könnte ein Festival über ein oder zwei Tage werden, bei dem jede Band zumindest einen Behinderten in der Truppe hat. Dazu könnten aber auch zum Beispiel Mal-Workshops stattfinden.
Der Schlosshof bietet sich wegen seiner Barrierefreiheit an. Da Kirsch und die Akteure von „Brave Art“ viele Kontakte auch in die „große“ Kulturszene haben, ist dabei durchaus auch mit einem nicht ganz unprominenten Darsteller zu rechnen.
Auf dem Weg zum „Festival“ im Sommer soll es aber auch schon in unregelmäßigen Abständen Konzerte mit inklusiver Ausrichtung geben, hierbei hat Kirsch auch schon ein offenes Ohr beim Weinheimer Kulturveranstalter Franz Kain gefunden. Dessen Kulturbühne „Alte Druckerei“ ist ebenfalls barrierefrei und könnte im Frühjahr der passende Platz für einen „Inklusiven Musik-Partyabend“ werden.“