Rhein-Neckar/Mannheim/Heidelberg, 22. Mai 2011. (red) Der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) hat in einer Pressemitteilung sein „Unverständnis“ über einen von den „Wirtschaftsjunioren“ geplanten Vortrag mit dem SPD-Mitglied Thilo Sarrazin geäußert. Auch die Manheimer SPD sowie die Grünen lehnen einen Votrag des umstrittenen Autors ab. Die Grünen bezeichneten Sarrazin als „populistischen und pseudowissenschaftlichen Salon-Rassisten“. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Beisel plädierte für den Vortrag.
Pressemitteilung der Mannheimer Grünen:
„Die GRÜNE fordern die Wirtschaftsjunioren auf, die mit Thilo Sarrazin geplante Veranstaltung im Rosengarten abzusagen und kritisieren dessen Thesen scharf.
Wie aus einer Einladung der Wirtschaftsjunioren hervorgeht, soll Thilo Sarrazin am 30.06.2011 im Mannheimer Rosengarten diskutieren. Laut Wirtschaftsjunioren sollen seine Thesen zu Bildungs- und Integrationspolitik diskutiert werden. Dazu Stadtrat Gerhard Fontagnier, Sprecher für den Themenbereich “Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit-€ der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion:
“Es ist unglaublich, dass die Wirtschaftsjunioren, deren Veranstaltungen bislang fachlich immer interessant waren, einem populistischen und pseudowissenschaftlichen Salon-Rassisten ein Podium bieten. Auch die Bereitstellung der Räume im stadteigenen und mit Steuergeldern unterstützten Rosengarten für eine solche Veranstaltung geht absolut nicht. Die Stadt Mannheim versteht sich als Zuhause für viele Menschen aus der ganzen Welt, einstimmig haben wir uns im Gemeinderat in der “Mannheimer Erklärung-€ gegen Rassismus und für ein tolerantes Zusammenleben in Mannheim ausgesprochen. Herrn Sarrazins rassistische und antisemitische Phrasen passen weder in unsere Stadt noch dürfen sie hier eine Bühne bekommen. Wir werden unseren Protest gegebenenfalls auch vor Ort ausdrücken.-€
Stadtrat Mathias Meder, integrations- und wirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion zum gleichen Thema:
“Gerne diskutiere wir mit den Wirtschaftjunioren über Integration und Bildung, nicht allerdings mit Sarrazin, er hat keine ernsthaften wissenschaftlichen Belege für seine Äußerungen und verfolgt ein populistisches und rassistisches Ziel. Ich fordere alle Beteiligten, insbesondere die Wirtschaftjunioren sowie den Veranstaltungssponsor CEMA, dazu auf, Sarrazin wieder auszuladen!-€
Pressemitteilung des Mannheimer Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz:
„Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz reagiert auf die Ankündigung der Wirtschaftsjunioren mit Unverständnis. „Die Thesen Thilo Sarrazins wurden in allen Medien bereits ausführlich dargestellt, er kam dort ausführlich selbst zu Wort, und die Thesen wurden von allen Migrationsforschern im Kern widerlegt.“ Es gebe keinen Bedarf für eine weitere Auseinandersetzung mit den undurchdachten und ungenauen Thesen, und vor allem nicht für eine einseitige Präsentation durch den Autor selbst.
Die Wirtschaftsjunioren der Metropolregion Rhein-Neckar haben Thilo Sarrazin zu ihrer Veranstaltung „Klartext“ eingeladen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Thesen von Sarrazin zu Bildung und Zuwanderung aus seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ zu diskutieren.
„Auch wenn Thilo Sarrazin sagt, er habe mit seinem Buch niemanden verletzen wollen, ist das geschehen“, ist Kurz überzeugt. Faktisch habe das Buch eher gespaltet als zusammengeführt. Gerade für eine Stadt wie Mannheim, wo die Herausforderungen der Integration nicht verschwiegen, sondern offen und lösungsorientiert angegangen würden, leiste die pauschale Art der Debatte, die Sarrazin ausgelöst habe, keinen positiven Beitrag.
„Viele der Thesen sind gerade durch die Mannheimer Praxis widerlegbar. Mit der Einladung Sarrazins wird ein Signal gesetzt, das nicht dem Geist unserer Stadt entspricht“, so der Oberbürgermeister. Er sei auch persönlich enttäuscht, denn bisher habe er die Wirtschaftsjunioren als engagiert und reflektiert erlebt.
„Die Mannheimerinnen und Mannheimer haben mehrheitlich positive Erfahrungen mit Integration und Vielfalt“, weiß der OB.
Nach Angaben des Mannheimer Morgens hat sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Beisel hingegen für den Vortrag von Sarrazin ausgesprochen:
„Es gibt Meinungsfreiheit und die Wirtschaftsjunioren dürfen diskutieren mit wem sie wollen! Ich bin zwar nicht Sarrazins Meinung, aber ich plädiere dafür, dass er sie äußern darf“, meinte indes FDP-Fraktionschef Volker Beisel. Die Bürger sollten sich „als positive Gegendarstellung während der Veranstaltung mit Sarrazin auseinanderzusetzen.“
Von Seiten der CDU oder Die Linke liegen unserer Kenntnis nach noch keine Aussage vor.
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