Rhein-Neckar/Heidelberg, 22. Mai 2011. (red/vb/sap) Beim 23. Heidelberger Symposium hat der frühere Bundesbanker Thilo Sarrazin Anfang Mai vor 400 Gästen einen Vortrag über „Meinungsfreiheit und Political Correctness“ gehalten. Eingeladen hatte der Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur e. V. (HCWK). Wir dokumentieren den Mitschnitt der Veranstaltung und auszugsweise ein Wortprotokoll. Der Text ist reichlich wirr – die Audioaufnahme belegt das „eindrucksvoll“.
Dokumentation des Vortrags von 1:06:00 bis etwa 1:15:00. Thilo Sarrazin beantwortet Fragen des Publikums.
Zuhörerfrage:
Mir hat Ihr Vortrag auch recht gut gefallen. Auch wenn Sie am Anfang so gesehen das Gefühl, dass Sie sich sehr viel verteidigen, was auch verständlich ist. Aber deswegen kam es etwas undifferenziert rüber. Deswegen meine Frage: Wo soll jetzt die Meinungsfreiheit enden und um diese Frage noch zu konkretisieren, natürlich das Beispiel wieder hier mit der menschlichen Genetik, die ja so diskutiert ist, welche Spekulationen, weiter sind es ja bisher nicht, in der Wissenschaft, darf man über die menschliche Genetik machen? Wo ist das Ende der Meinungsfreiheit?
Antwort von Thilo Sarrazin:
„Das sind zwei unterschiedliche Fragen.
Die Meinungsfreiheit erstmal ..
Es gibt und das habe ich deutlich gemacht -€¦(… steht für unverständlich)
Es gibt keine objektiv bestimmbaren Grenzen von Meinungsfreiheit.
Meinungsfreiheit endet sicherlich dort, wo ich aufrufe zum Hass gegen Rassen oder Gruppen, wo ich aufrufe zur Vernichtung anderer, wo ich Menschen in unerträglicher Weise also diffamiere und beleidige aber da muss man die Meinungsfreiheit auch schon relativ weit stecken
-€¦
Verbalinjulien, die kann man gleich, also die kann man gleich unterdrücken
die Gesellschaft muss auch etwas aushaltenEs ist ja interessant, das letztlich in den USA und in England, was die Gerichte angeht
die Meinungsfreiheit regelmäßig weiter gezogen werden als bei uns
Es geht ja nicht um Meinungsfreiheit, es geht, die ist durchaus komplex,
es geht um politische Korrektheit, es geht um Scheren in unseren Köpfen, die wir als soziale Wesen haben, weil wir uns nicht außerhalb dessen, was wir allgemein als richtig und schicklich empfindet, wollen
und diese Schere in den Köpfen ist der beste Unterstützer
also jeder Form von Diktatur
und ist auch der größte Feind einer vernünftigen demokratischen Weiterentwicklung
weil das Leben und die gesellschaftliche Wirklichkeit ist ein Suchprozess und ich behindere diesen Suchprozess, indem ich Schranken aufstelle
andererseits wollen wir alle, wollen wir alle Orientierung und fühlen uns oft auch wohl
wenn der Bereich, dessen was man denken soll und kann, ein bisschen eingeschränkt istAlso es ist sehr, es ist wirklich komplex, wenn man darüber nachdenkt
Ich bin auch eher überhaupt nicht dafür, dass man unter Missachtung von Anstand und Sitte
alles sagen können soll, was man sagen kann
es gibt Grenzen, die müssen auch unterhalb des, also des Gesetzes bestehen
aber es kann nicht sein, dass praktisch über Grenzen dessen, was ansprechbar ist, was diskussionsfähig ist
Denkverbote erteilt werden, das geht nicht
Und zur Frage der Erblichkeit von Intelligenz
Ich habe im Jahre 2009 einen ganz großen Teil aktueller Literatur gelesen
Es gibt einen im Sommer 2009 erschienenen Band des Professors Rost, aus also, aus Marburg„Intelligenz, Fakten und Lügen“
-€¦
Der die gesamte bisherige weltweite Intelligenzforschung, ist ja meistens Forschung
aus den angelsächsischen Ländern, zusammenfasst
Und das war, also das war, eine meiner Quellen, ich habe daneben viele andere genanntIch selber bin kein Intelligenzforscher, ich bin kein also Psychologe, ich bin kein Genetiker, aber ich bin in der Lage wissenschaftliche Literatur mit Verstand zu lesen
und dann ergibt sich für mich als Stand der Wissenschaft,
dass die gemessene Intelligenz von Menschen 50 bis 80 Prozent erblich
sind, wobei die Wahrscheinlichkeit mehr zu 80 Prozent geht als zu 50 Prozent und das können sie in meinem Buch nachlesen oder in den dort, in den dort zitierten Quellen nachlesen
Das ist der Stand der Wissenschaft und dies ist ja eine empirische Wissenschaft
Und wenn ich Messreihen mache und Intelligenztests auswerte, von, von unterschiedlichen Versuchs- und Personengruppen, so muss man dies methodisch noch mal machen, das ist aber letztlich eine empirische Wissenschaft
Worum es in meinem Buch geht, das war also die Benennung der gesellschaftlichen Folgen, die sich dann ergeben, wenn letztlich wir intelligenzabhängig unterschiedliche
Fortpflanzungsraten haben.Und das ist nicht nur bei uns der Fall.
Auch in vielen anderen Ländern der Fall
Obwohl der Trend bei uns besonders ausgeprägt ist
Und das hat einfach Folgen, nicht nur über die genetische Vererbung von Intelligenz, sondern auch die kulturelle Vererbung von Bildungsneigung.
Sogenannte bildungsferne Schichten haben weniger Bildungsneigung und bringen auch ihren Kindern weniger Bildungsneigung bei
Damit haben wir einen, einen also doppelten Effekt und dieser Effekt macht sich bemerkbar und ist für mich eine Erklärung dafür, dass die Pisa-Ergebnisse in Hamburg, Bremen und Berlin weit unter den Pisa-Ergebnisse in Baden-Württemberg und Bayern sind.Also, also der reinen Logik des Arguments kann sich ja wohl auch keiner entziehen
Testen wir mal anstelle von Intelligenz blaue und schwarze Augen.Wenn die Schwarzäugigen eine geringe Fortpflanzungsrate haben als die Blauäugigen, wird der Anteil an blauäugigen Menschen zunehmen, obwohl Blauäugigkeit sich nach den Mendel-€™schen Gesetzen sich reflexiv vererbt.
Ganz eindeutig.
So gilt das auch für andere Vererbungseigenschaften.
Und das ist eine einfache Frage Biologie.Darauf könnte man höchstens antworten, Sarrazin, du hast die falschen Statistiken zu Rate gezogen.
Es ist nicht so, dass je, dass je nach Schichten unterschiedliche Fortpflanzungsraten haben, das hat aber keiner gesagt.
Oder er hätte sagen können:
Sarrazin, wir haben noch solche unausgelasteten Kapazitäten bei der Beförderung der Bildungsneigung, dass diese Tendenz
Abfallen der angeborenen Intelligenz minimal ist
und eigentlich unterdrückt werden kann
Oder das -€¦ also das, also das kann sich wieder ändern
Man kann unterschiedliche Argumentationen fahren
Man kann sich der reinen Logik des Arguments nicht entziehen, und das werfe ich vielen der Kritikern vor, die sich nicht nur der Logik des Arguments entziehen wollen, sondern dies gleich also in Diffamierungsabsichten umdrehen wollen.“
Audio:
Die dokumentierte Passage (8,5 MB)
Der Mitschnitt der Veranstaltung (die ersten Minuten fehlen aus technischen Gründen leider). (89 MB)