Mannheim, 22. April 2015. (red) Gibt es eigentlich jemanden, der am Wahlsieg des Amtsinhabers Dr. Peter Kurz (SPD) zweifelt? Ja. Vor allem der Kandidat selbst und seine Partei. Zumindest, ob es „im ersten“ Wahlgang reicht. Denn alles ist anders im Gegensatz zur ersten Wahl 2007. Facebook spielte damals noch keine Rolle, das Internet war hipp, aber politisch solala. Es gab noch keine „Wutbürger“. Und keinen Bürgerentscheid zur BUGA, der gerade mal so knapp wie möglich ausgegangen ist. Amtsinhaber Dr. Kurz ist enorm unter Druck – die Frage ist, wie seine Gegenkandidaten damit umgehen und ob sie Chancen haben? Das wollen wir herausfinden – bei unserer Öffentlichen Redaktionskonferenz am 26. April, 17 Uhr im Casino des Capitol Mannheim. Das wird spannend.
Von Hardy Prothmann
Um es klar vorwegzunehmen: Der Amtsinhaber Dr. Peter Kurz ist der klare Favorit in diesem Bürgermeisterwahlkampf. Jeder, der was anderes erzählt, „babbelt dumm un hod kä ohnung“.
Die Herausforderer Christopher Probst, Stadtrat der Mannheimer Liste und der Oberbürgermeister der Kleinstadt Horb am Neckar, Peter Rosenberger (CDU) treten aber gegen einen „angeschlagenen“ Kandidaten an. Und beide sind respektable Kandidaten.
Die Kandidaten
Amtsinhaber Dr. Kurz schlägt seine Konkurrenten haushoch in jeder Beziehung, wenn man den Vergleich sucht. Er hat die „höhere“ Ausbildung, er ist viel länger als die beiden anderen „politisch engagiert“ und damit „länger im Geschäft“. Zudem hat er den Amtsinhaber-Bonus. Mannheim ist SPD-Stadt.
Aber er hat auch die laufenden Geschäfte an der Hacke und die laufen teils nicht gut.
Seine Konkurrenten kreisen ihn ein – suchen die Punkte, an denen er „schwach“ ist. Verletzlich. Nicht er persönlich, aber er im Amt. Und damit verantwortlich.
Die CDU hat Peter Rosenberger nominiert. Einen sympathischen Mann mit junger Familie, der gerne gut ankommen will und immerhin auch Oberbürgermeister ist – in Horb am Neckar. Einer kleinen, überwiegend idyllischen Gemeinde am Rande des Schwarzwaldes. Kann so jemand „Großstadt“? Herr Rosenberger meint ja, schließlich hat er ja von der Picke auf gelernt in Mannheim. Als „Passstempler“, später als Leiter dreier Rathäuser. Er findet, die Mannheimer Stadtverwaltung hat zu viele „Häuptlinge“, es brauche mehr „Indianer“.
Christopher Probst kommt aus „gutem Haus“, der Vater war Direktor des angesehensten Gymnasiums weit und breit. Ein Häuptling. Herr Probst hat sich für Zahlen und Geld entschieden und nicht für Geisteswissenschaften. Vor rund 20 Jahren ist er ins Baugewerbe eingestiegen, leitet eine Firma mit rund 40 Mitarbeitern. Er ist eine Führungskraft in der Privatwirtschaft. Und er wird respektiert als ernsthafter Kandidat.
Gegensätzlicher könnten diese Kandidaten nicht sein, die bislang sehr vorsichtig miteinander umgehen. Die Gegenkandidaten haben es vermeintlich einfacher als der Amtsinhaber – sie können angreifen. Doch Angreifer wirken aggressiv – können sie sich das leisten?
Was ist Programm?
Also müssen sie „ihre“ Programme vertreten – wie unterschiedlich können die sein? Einer bestehenden Verwaltung verpasst man nicht einfach einen „Neustart“.
Peter Rosenberger denkt als „Oberbürgermeister“, als Politiker und Verwaltungsmensch. Welche Sorgen haben die Bürger? Sauberkeit und Ordnung – also ist das sein Konzept. Amtsinhaber Dr. Peter Kurz denkt daran, was er geleistet hat und leisten will – er zeigt die Liste, die er „abgearbeitet“ hat und legt die vor, die er vorhat abzuarbeiten.
So richtig „sexy“ ist beides nicht. Aber darum geht es auch nicht – schließlich ist die Verwaltung einer Großstadt keine Party, sondern ein harter Job.
Christopher Probst greift aus unternehmerischer Sicht an – sein Thema ist der „Investitionsstau“ in Mannheim. Und weil er Mannheim als Stadtrat sehr viel besser kennt als der vor Jahren weggezogene Kandidat Rosenberger, haut er richtig rein: 800 Millionen bis eine Milliarde braucht Mannheim, um sich fit zu machen für die Zukunft. Dagegen sind Debatten um die BUGA pillepalle. Und das ist ein Frontalangriff auf den Amtsinhaber ohne „aggressiv“ zu wirken.
Aktuell treibt Herr Probst die Debatte, der BUGA hat er sich durch einen Antrag der ML auch bemächtigt – seine „Kontrahenten“ haben noch kein Kontra in Stellung bringen können.
Treiber ist Probst – zumindest bis jetzt
Damit geht er voll in die Vollen und ganz ehrlich? Das gefällt, weil es mutig ist. Gleichzeitig irritiert er, weil er „Public Private Partnership“ als Lösung fordert – das ist bislang immer gut angelaufen und schlecht ausgegangen. Zumindest für die Gemeinden. Auch Mannheim hat da Erfahrungen. Und das könnte schnell einen Punkteabzug bringen.
Auf den Punkt: Mannheim hat einen spannenden Wahlkampf, weil es drei unterschiedliche Bewerber gibt. Wir werden am 26. April diesen Bewerbern Raum lassen, um ihre Vorstellungen zu präsentieren – aber wir werden sie auch „rannehmen“.
Der Platzhirsch Dr. Peter Kurz wird zum ersten Mal im direkten Austausch mit seinen Konkurrenten in einer Debatte gefordert sein. Das wird interessant und spannend werden.
Wir haben für die Veranstaltung ein strukturiertes Programm – die Kandidaten bekommen viel Raum, ebenso das Publikum. Doch den entscheidenden bekommt die Debatte.
Wir laden Sie gerne ein. Sonntag, 26. April, 17 Uhr, Casino im Capital Mannheim.