Ludwigshafen, 22. Oktober 2015. (red/pro) Am 02. November soll die beiden Hallen von je 120 Männern bezogen werden – in der Nacht haben ein oder mehrere Unbekannte einen Brandanschlag auf eine der Hallen verübt. Ein Gefäß mit einer brennbaren Flüssigkeit wurde gegen ein Fenster geschleudert. Die Kriminalpolizei ermittelt – selbstverständlich auch wegen einer möglicherweise fremdenfeindlichen Tat.
Von Hardy Prothmann
Es gibt keine Tatverdächtigen, es gibt keine Hinweise darauf, wer warum einen „Gegenstand mit einer brennbaren Flüssigkeit“ geschleudert hat. Natürlich könnte es ein „dummer-Jungen-Streich“ sein – doch wer glaubt das schon?
Notunterkunft für 240 Männer
Wegen der herrschenden Unterkunftsnot hat die Stadt Ludwigshafen zwei Zeltbauen auf dem Messplatz in Eile erstellen lassen, bereits am 02. November sollen diese bezogen werden. Je 120 „kommunale Flüchtlinge“ werden hier leben müssen.
Heute Nacht hat irgendjemand sein Zeichen gesetzt und versucht, eine der Hallen anzuzünden. Das ist misslungen, der Schaden wird auf 2.000 Euro geschätzt. Die Brandstelle wurden heute morgen gegen 8 Uhr entdeckt.
Das ist dumm und feige. Es macht mich wütend,
sagt Dieter Feid, 1. Beigeordneter der Stadt Ludwigshafen und zuständig für das Ordnungsamt.
Ein Wachdienst war auf dem Gelände, das bis heute nicht umzäunt war – jetzt hat die Feuerwehr den bereits gelieferten Zaun montiert.
Vor Ort ist auch die Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse (CDU) – sie schaut wie alle anderen ernst. Klar, der Schaden ist überschaubar, es ist auf den ersten Blick „nicht viel passiert“ – aber alle wissen, es ist sehr wohl etwas passiert. Irgendjemand hat für sich entschieden, dass er die Unterkunft brennen sehen will und hat dies mit dem Brandanschlag zumindestens vorsätzlich versucht.
Alle Unterkünfte sind potenzielle Ziele
Alle Unterkünfte gelten als potenzielle Ziele von Rechtsradikalen und werden häufig bestreift – die Unterkunft auf dem Messplatz ist vor dem Einzug der Menschen tatsächlich zum Ziel geworden.
Die hasserfüllte Gewalt gegen Flüchtlinge hat nun auch Ludwigshafen erreicht – am Nachmittag veröffentlichte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Video, das sie mit den Worten beginnt:
Rheinland-Pfalz ist ein offenes, ein tolerantes Land. Wir leben hier friedlich und gut miteinander zusammen. Es gibt keinen Raum für Menschen, die Rassismus verbreiten, die Fremdenhass verbreiten, das ist nicht unser Land und sie sollen hier keinen Platz haben, in ganz Deutschland nicht.
Tatsächlich wurde am 06. Mai in Limburgerhof ein Brandanschlag auf eine damals nicht, mittlerweile aber bewohnte Unterkunft verübt. Auch hier war der Schaden überschaubar, aber der Vorsatz eindeutig. Und nun Ludwigshafen.
Die Rassisten sind unter uns – man muss sie konsequent verfolgen
Man kann wie die Ministerpräsidentin an einen Zusammenhalt appellieren – man muss aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Rassisten unter uns sind und bereit sind nicht nur Sachschaden anzurichten. Diesen Straftätern muss man vor allem durch konsequente Verfolgung eine klare Kante zeigen – durch Rassismus oder Fremdenhass begangene Straftaten müssen hart und konsequent verfolgt werden.
Und Unterkünfte müssen einfach besser geschützt werden, solange die tatsächliche Gefahr von Anschlägen besteht – und die ist gegeben. Über 500 Anschläge sind es bundesweit bereits in diesem Jahr.
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