Mannheim, 22. März 2015. (red/pro) Der Dienstleistungskonzern Bilfinger SE machte die Tage lokal Schlagzeilen, weil eine geplante, neue Unternehmenszentrale in Mannheim nicht gebaut wird. Jetzt berichtet die „Bild am Sonntag“ über einen „bestätigten Korruptionsfall“ als Ausrüster der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien 2014. Ende 2013 war zuletzt ein Ermittlungsverfahren des US-Justizministeriums gegen den Konzern wegen Bestechungen in Zusammenhang mit einer Pipeline in Nigeria bekannt worden.
Von Hardy Prothmann
Der Mannheimer Konzern macht harte Zeiten durch – offenbar auch in erheblichem Maß selbst verschuldet. Zwischen 2003 und 2005 sollen rund sechs Millionen Dollar als Bestechungsgelder an nigerianische Behördenmitarbeiter geflossen sein. Bilfinger handelte sich dafür eine Strafe von 23,3 Millionen Dollar ein. Außerdem habe sich das Unternehmen verpflichten müssen, für 18 Monate einen unabhängigen Berater zu beschäftigen, der die Kontrollstrukturen zu prüfen habe. Ex-Vortstandschef-Chef Roland Koch (CDU) erklärte damals laut der Zeitung „Die Welt“, das Unternehmen sei froh, „diese Vorgänge aus lang zurückliegender Vergangenheit nun abschließen zu können“.

Die Korruptionsaffäre fällt in die Amtszeit des früheren Bilfinger-Chefs Roland Koch (CDU). Foto: Bilfinger SE
Koch musste 2014 seinen Platz räumen, da die Geschäftsentwicklung in enorme Turbulenzen geraten war und die Aktie rasant abgestürzt war. Hat es noch andere Gründe für Kochs Rücktritt gegeben? Aufsichtsrats-Chef Eckhard Cordes erklärte gegen der „Bild am Sonntag“, dass das Unternehmen eine hohes Interesse habe, „dass diese Vorgänge aufgeklärt und die nötigen Konsequenzen gezogen werden.“
Aktueller Vorwurf: 22 Millionen Euro Schmiergeld bezahlt
Die aktuellen Vorwürfe lauten auf Korruption in Zusammenhang mit Aufträgen zur Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Die Bilfinger-Tochter Mauell hatte an den zwölf WM-Austragungsorten in Brasilien Verkehrsleitzentralen mit insgesamt 1500 Samsung-Displays und Software ausgestattet. Diese Zentralen koordinierten die Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten.
Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ sollen Bilfinger-Manager Schmiergeld beim Ein- und Weiterverkauf sogenannter IOC-Software (intelligent operation center) der Firma IBM abgezweigt haben, die für die Vernetzung der Kontrollräume benötigt wurde. Selbst soll man 3 Millionen Euro bezahlt und 25 Millionen Euro eingenommen haben. Die Differenz von 22 Millionen Euro sei über fiktive „Beraterhonorare“ als Schmiergeld an Fifa-Verantwortliche und brasilianische Lokalpolitiker weitergegeben worden.
Welche Konsequenz der erneute Korruptionsverdacht für das Geschäft in den USA haben, ist offen.
Seit dem Pittsburgh-Gipfel 2009 befasst sich die G20 mit der Prävention und Bekämpfung der Korruption. „Korruption führt zu Wettbewerbsverzerrungen und zum Verlust von Arbeitsplätzen. Sie kann die Funktionsfähigkeit der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung beschädigen“, heißt es von Seiten der Bundesregierung, die ein internationales Vorgehen gegen diese Kriminalität unterstützt.