Weinheim, 22. August 2016. (red/pm) Die Bandbreite der denkmalgeschützten Gebäude in Weinheim ist groß. Es sind mittelalterliche und neuzeitliche Denkmäler dabei. Öffentliche Orte, die ständig zugänglich sind und andere in Privatbesitz, so dass man deren Inneres kaum zu sehen bekommt.
Information der Stadt Weinheim:
Am Denkmalstag können folgende Denkmäler besichtigt werden:
Die Villa „Hübsch“
„Besonders spannend sind immer Einblicke in Gebäude, die nur an diesem Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sind, wie die so genannte „Villa Hübsch“ an der B3 (gegenüber Stadthalle). Wohl jeder ist an diesem herrschaftlich anmutenden Anwesen schon vorbeigefahren – und viele haben die Sanierung in den vergangenen Jahren verfolgt. Nun öffnet die „Villa Hübsch“ erstmals ihre Tore.
Errichtet wurde das Gebäude 1840 nach Plänen von Architekt Heinrich Hübsch als Sandsteinquaderbau mit Walmdach in spätklassizistischen Formen. Die Familie Hübsch war seit dem 30-jährigen Krieg in Weinheim ansässig inne. Dieser Familie entstammt der badische Baumeister und Architekt Heinrich Hübsch, der auch einige Gebäude in Weinheim entworfen hat. Seine bekanntesten Werke sind die Kunsthalle in Karlsruhe, die Orangerie in Karlsruhe, das Hoftheater in Karlsruhe, die Trinkhalle in Baden-Baden, die Westfassade des Speyerer Doms und das 1841 begonnene Gefängnis in Bruchsal.
Früher diente das Wohnhaus der ehemaligen Posthalterei. Von dem umfangreichen Gebäudeensemble der Posthalterei mit Hofraite, Gartenland, Stallungen und Remisen blieb nur das Wohnhaus erhalten. In den Jahren 2014 und 2015 wurde es saniert und wird heute als Bürogebäude genutzt.
Geöffnet am 11. September: 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Das Alte Rathaus in Lützelsachsen
Bei der Einweihung im Juni dieses Jahres sprachen alle begeistert von diesem „Schmuckstück“, dem frisch sanierten Alten Rathaus in Lützelsachsen. Für alle, die damals einen ersten Tag der offenen Tür verpasst haben, gibt es am Denkmalstag eine neue Gelegenheit. Das zweigeschossige Fachwerkhaus mit Satteldach und Dachreiter wurde 1688 über einer Straßendurchfahrt erbaut und 1808 umgebaut. Das ehemals fachwerksichtige Gebäude wurde verputzt. Im Rahmen der im Frühjahr abgeschlossenen Instandsetzung wurde das Fachwerk wieder freigelegt.
Die Stadt hat in Absprache mit den Denkmalbehörden Wert darauf gelegt, im altehrwürdigen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert bei aller Betonung der historischen Besonderheiten ein kleines Dienstleistungscenter für die Bürgerinnen und Bürger in Weinheims größtem Ortsteil einzurichten. Nun bietet die Stadt in Lützelsachsen eine komplette modern eingerichtete Ortsverwaltung an. Im Erdgeschoss ist das Gebäude barrierefrei nutzbar.
Die Sanierung erfolgte im Detail nach Erkundung der historischen Baustoffe. Bei der Umsetzung half auch ein Fachwerkmodell aus den Händen des Hemsbacher Fachwerkexperten Dieter Ehret. Auch die Farben und Wand-Bemalungen, wie das Gebäude im Renaissance-Stil gehalten, wurden mit Hilfe des Weinheimer Restaurators Hans-Dieter Zopf nachempfunden.
Führungen am 11. September stündlich von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr durch Ortsvorsteherin Doris Falter und Architekt Bertold Nohé.
Der Alte Friedhof St. Peter
Auch der Alte Friedhof St. Peter ist in den vergangenen Monaten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, nachdem die Weinheimer Bürgerstiftung den verwunschenen Gräbergarten unter ihre Obhut genommen hat. In diesem Zuge ist ja auch ein Buch über den Friedhof entstanden und es gab eine Ideenwerkstatt zu weiteren Nutzungsmöglichkeiten. Der Alte Friedhof hinter der Peterskirche ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern inzwischen auch ein Ort der Ruhe und Entspannung. Seine Geschichte: Seit Einführung der Reformation in der Kurpfalz 1555/56 durch Kurfürst Ottheinrich diente die Peterskirche, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, der evangelisch-reformierten Gemeinde.
Um diese Kirche lag der Friedhof der Gemeinde Weinheim. In der Kirche selbst wurden nur die Geistlichkeit und der Adel bestattet. Der Peterskirchenfriedhof wurde 1957 durch den Leiter der Stadtgärtnerei Ulrich Plag in eine parkähnliche Anlage umgewandelt. Der Friedhof geriet aber immer mehr in Vergessenheit und verwilderte zusehends.
Der Initiative der Brüder Ernst und Alfred Noe ist es zu verdanken, dass der Alte Friedhof wieder als Parkanlage genutzt werden kann. Es wurden neue Wege angelegt, Treppen gebaut einzelne Grabstellen saniert und die Gräber und Wege regelmäßig gesäubert. Viele der etwa 100 Grabsteine erinnern an bekannte Weinheimer Persönlichkeiten und Familien und sind damit ein Stück Weinheimer Geschichte, andere sind aufgrund ihrer Gestaltung bemerkenswert. Die Erhaltung des gesamten Friedhofs steht im öffentlichen Interesse.
Unter anderem befinden sich dort Grabstätten von Adam Platz (1843-1909), dem Sohn des Gründers der Badenia-Maschinenfabrik, von Friedrich Härter (1802-1867), einem führender Weinheimer Revolutionär von 1848/49, von Dr. Adam Karrillon (1853-1938) der Arzt in Weinheim und Schriftsteller war. Von Carl Johann Freudenberg (1819-1898), dem einstigen Firmengründer des heutigen Konzerns und seinem Sohn Hermann Ernst, von den Mühlenunternehmern Louis und Johann Heinrich Hildebrand, sowie von den früheren Bürgermeistern Friedrich Daniel Weisbrod (1816-1879) und Erhard Bissinger (1843-1910).
Führungen zur Geschichte des Friedhofs am 11. September finden um 13:30 und 16:30 Uhr durch Dr. Alexander Boguslawski statt, Führung zur Pflanzen- und Tierwelt um 15:00 Uhr durch Siegfried Demuth. Beide sind auch Autoren des aktuellen Buchs.
Das Notariat
Ein prägendes Gebäude der Weinheimer Innenstadt zeigt sich ebenfalls der breiten Öffentlichkeit: Das Notariat an der Ecke Grabengasse/Institutstraße. 1882 vom Bezirksamt in Neurenaissanceform errichtet, beinhaltet das Backsteingebäude neben den Amtsräumen im Erdgeschoss eine Dienstwohnung im Obergeschoss. Besonderheiten sind die Verblendklinker, die reiche Sandsteingliederung, der Balkon auf Säulen, Ziergiebel und das schiefergedeckte Dach. Das Gebäude wird zurzeit saniert.
Führungen am 11. September stündlich durch Silvia Wagner, Volker Schwalbe und Stefan Sauter von 10 Uhr bis 14 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Der Rote Turm
Schon ein Klassiker am Denkmalstag sind die Besichtigungen des alten Wehrturms Roter Turm. Auch dieses Denkmal ist durch eine Buchveröffentlichung vor nicht allzu langer Zeit noch stärker in den Fokus gerückt. Der Turm entstand einst als Teil der Stadtmauer nach mehrphasigem Ausbau bis Ende des 15. Jahrhunderts. 1504 wurde er erstmals urkundlich als neuer Turm erwähnt. Er diente auch als Gefängnis, letztmals nach der Badischen Revolution 1848. Die Krone mit Bogenfries, Wasserspeiern, Zinnen und einer Turmpyramide sind besonders bedeutend.
Um den mittelalterlichen Turm kümmert sich seit ein paar Jahren mit viel Fleiß und beachtlichem Sachverstand eine Gruppe von handwerklich versierten Männern aus Weinheim – überwiegend im Rentenalter. Im 14. Jahrhundert erbaut, war er lange Teil der Stadtbefestigung und diente bis ins 19. Jahrhundert hinein als Gefängnisturm. Über dem Zinnenkranz trug er früher ein rotes Ziegeldach; daher stammt auch der Name. Der Rote Turm ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Seit einiger Zeit steht er aber nicht nur für das Geschichtsbewusstsein in der Stadt, sondern auch für bürgerschaftliches Engagement.
Ob der Dielenboden in den Räumen der Turmetagen, der Einbau von Acrylglasgläsern unter Verwendung von alten Beschlägen, ob das Kupferdach über dem Eingang zum Turmkegel, ob die Sandsteinplatten im Eingangsbereich, die Massivholzwendeltreppe, die Eichenholz-Sprossenfenster (um nur eine kleine Auswahl zu nennen) – der altehrwürdige Rote Turm wurde von seinen Paten in den letzten Jahren behutsam und in enger Abstimmung mit den Bau- und Denkmalschutzbehörden restauriert und ausgestattet.
Vor ein paar Jahren noch kam man staub- und putzverschmiert von einem der seltenen Rundgänge aus dem Innern zurück – heute würde man am liebsten darin wohnen. „Der Verein geht mit so viel Fingerspitzengefühl vor, dass man ihn dafür nur loben kann“, bescheinigt Angelika Thieme, die im Weinheimer Rathaus für den Denkmalschutz zuständig ist.
Am Sonntag, 11. September, wird Fritz Heiner Ziegler, Sprecher der ehrenamtlichen Turmpaten, Gruppen zu jeweils 15 Personen selbst den Turm hinauf führen und die Bauabschnitte erläutern. Er kennt den Roten Turm wie seine Westentasche. In der Zeit von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr (sonst nicht geöffnet).
Das Berckheim’sche Mausoleum
Auch das Mausoleum der Adelsfamilie von Berckheim, früher die Herren im Weinheimer Schloss, öffnet sein knarrendes Tor am Denkmalstag. Die Sanierung ist fortgeschritten und mittlerweile gibt es innen sogar elektrisches Licht. Die Besichtigungen werden also zunehmend aufschlussreicher. Erbaut wurde es in byzantinischem Stil mit Säulenportikus über ovalem Grundriss für die gräfliche Familie von Berckheim an der Südostecke des Schlossparks in den Jahren von 1908 bis 1913 nach Plänen von Prof. Ludwig Becker, dem Dombaumeister in Mainz. In dem Natursteingebäude befindet sich eine Kapelle mit beeindruckenden Wandmalereien und im Keller die Mausoleumsgruft. In dem Mausoleum ruhen einige Mitglieder der Familie von Berckheim darunter Christian Friedrich Gustav Freiherr von Berckheim, Siegmund Theodor Friedrich Graf von Berckheim seine Frau Adolfine Marie Gabriele Gräfin von Berckheim und Dr. jur. Philipp Constantin Graf von Berckheim.
Am 11. September finden Führungen halbstündlich bis 17.30 Uhr durch den bekannten Stadtführer Franz Piva und Frank Berner statt in der Zeit von 13.30 Uhr bis 18 Uhr (sonst nicht geöffnet). Piva und Berner sind auch Vorsitzende eines Fördervereins.
Hinauf auf den Schlossturm
Von 13:30 Uhr bis 18:00 Uhr führen fachkundige Mitarbeiter des Amtes für Baurecht und Denkmalschutz der Stadt Weinheim interessierte Besucher auch auf den rund 40 Meter hohen Turm des Weinheimer Schlosses hinauf – von dort oben hat man den besten Rundumblick hinaus in die Umgebung Weinheim. Der Turm stammt in dem Schloss, das in mehreren Abschnitten erweitert worden ist, aus der Zeit der Adelsfamilie von Berckheim.
1850 erwarb Freiherr Christian von Berckheim das Schloss, 1867/68 erfolgte ein Umbau und die Errichtung des neugotischen Turms. Schlossturm und Zwischenbau wurden 1868 in der Zeit des Historismus durch Freiherr Christian von Berckheim (1817-1889) errichtet. Vorausgegangen war der Abbruch des im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert stammenden Kellereiflügels des kurpfälzischen Schlosses. Der 39 Meter hohe Schlossturm zeigt neugotische Architekturelemente; Vorbild war der „Blaue Turm“ in Wimpfen.
Architekt des neuen Anbaus an das ehemalige kurpfälzische Schloss war der aus Birkenau stammende hessisch-darmstädtische Hof- und Militärbaurat Dr. Ludwig Weyland (1818-1889). Durch seine Federführung bei Umbau des Jagdschlosses Kranichstein und durch sein Werk über das Darmstädter Residenzschloss galt er als ausgewiesener Kenner von Schlossbauten.n1893 wurde der 1868 errichtete Zwischenbau umgestaltet und erhielt seine heutige Gestalt.
Architekt war Heinrich Theodor Schmidt aus Frankfurt/Main, der auch die Innenräume (v. a. heutiges Trauzimmer und Turmzimmer) gestaltete. 1925 konnte die Stadt Weinheim den nördlichen Teil des Schlosses anmieten. 1938 kaufte sie das gesamte Schloss, um darin das Rathaus einzurichten. Der bis dahin private Schlosspark dient seit diesem Kauf als öffentlicher Park.
Führungen halbstündlich von 13:30 Uhr bis 18:30. Im Schlosshof befindet sich auch ein Infostand der Unteren Denkmalschutzbehörde zum Tag des offenen Denkmals.“