Rhein-Neckar, 22. Januar 2014. (red/sw/dwd) Eine Frage, die zur Zeit viele Hobby-Gärtner und Gartenbesitzer beschäftigt, ist, welche Auswirkungen die milden Temperaturen, die derzeit das Wetter in der Region beherrschen, auf die Pflanzen hat. Wir haben für Sie einige Experten befragt.
Von Susanne Warmuth
Vor gut sechs Wochen, am ersten Dezember, hat der meteorologische Winter begonnen. Die Durchschnittstemperatur in Deutschland liegt für diese Zeit bei 3,9° Celsius. Das vieljährige Mittel für diesen Zeitraum ist mit nur 0,2° C deutlich kälter. Als Ursache für die milden Temperaturen in Europa nennt der Deutsche Wetterdienst die derzeitige rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik. Diese führt milde Luftmassen über den europäischen Kontinent.
Trotz aller Abweichungen vom Mittelwert sind die Temperaturen immer noch im Bereich bereits beobachteter Werte und keine Rekordwerte. Bliebe der Januar weiterhin so mild wie bisher, würde er als drittwärmster Januar in die Geschichte der Wetteraufzeichnung eingehen. Die mildesten verzeichneten Winter waren der Winter 2006 / 2007 mit 4,4° C, 1989 / 1990 und 1974 / 1975 mit 3,6° C. Für die nächsten Tag wird allerdings deutlich kälteres Wetter erwartet, die Durchschnittstemperaturen werden also wieder sinken.
Keine Entwarnung für die Klimaerwärmung
Weltweit betrachtet ist dieser Winter in vielen Gebieten deutlich wärmer als das langjährige Mittel. Besonders markant sind die Gebiete des arktischen Ozeans mit Temperaturen von bis zu 13° C über den langjährigen Mittelwerten! Trotz der Kältewelle über Nord-Amerika lag für die ersten sechs Wochen des Winters 2013 / 2014 die Durchschnittstemperatur der Nordhalbkugel um 0,6° C höher als das zum Vergleich herangezogene vieljährige Mittel.
Herr Stefan Münch, stellvertretender gärtnerischer Leiter der Mannheimer Stadtparks, kann die Gartenbesitzer der Region noch beruhigen. Zwar können milde Temperaturen dazu führen, dass der Saft in die Pflanzen eintritt und der dann einsetzende Frost zu Erfrierungen führt. Die Natur befindet sich jedoch trotz allem noch im Winterschlaf. Gravierende Frostschäden seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erwarten.
Herr Münch kann der Situation, die viele Menschen aktuell verunsichert, noch Positives abgewinnen: Die Kaninchen, im Luisenpark schon fast eine Plage, finden in diesem Winter ausreichend Futter und verschonen wertvolle Rosen. In kalten Wintern stellen diese eine begehrte Knabberei für die Tiere dar. Außerdem könne die Arbeit in den Parks weitergehen, schränke eine Schneedecke die Aktivitäten der Gärtner doch stark ein.
Der Gärtner rät jedoch im Hinblick auf die kommende Kälte in den nächsten Tagen, besonders empfindliche Pflanzen im Hausgarten frostgeschützt einzupacken und auch eingepackt zu lassen. Im Handel sind Vlies- oder Juteabdeckungen in vielen Varianten erhältlich. Diese schützen nicht nur, sondern können dekorative Farbtupfer im Wintergrau sein.
Bienen im Winter
Für Bienenvölker sind trockene, mäßig kalte Winter ideal, um gesund ins Frühjahr zu kommen. Die Aktivität im Bienenstock wird heruntergefahren. Die Königin legt keine Eier mehr, die versorgt werden müssen. Die Mitglieder des Bienenvolkes wärmen sich gegenseitig. Sie finden sich zu einem ballförmigen Gebilde um das Futter herum zusammen. Im Inneren dieses “Balles” ist es recht warm, nach außen wird es kälter. Die Bienen wechseln langsam ihre Position von außen nach innen. So können alle überleben.
Bei wärmeren Temperaturen legt die Königin weiterhin Eier. Der Stock findet nicht in die Winterruhe, da diese Eier versorgt werden müssen. Der Vorsitzende des Ladenburger Imkervereins, Rudolf Schult, gibt jedoch Entwarnung. Dies bedeute keinen Stress für die Bienenvölker. So sei der Lauf der Natur. Wesentlich schlimmer sei ein kalter regnerischer Frühling zum Zeitpunkt, wenn die Bienen schon die Winterruhe beendet haben.