Ludwigshafen, 22. September 2012. (red/pm) Drei Ausstellungen eröffnet das Wilhelm-Hack-Museum im September: die vierte Neupräsentation seiner Sammlung, diesmal unter dem Titel “hackordnung # 4 – hier, dort und anders-wo”, die Präsentation der Grafischen Sammlung “kabinettstücke # 1 – Vom Blumenmeer zum Starfighter” und die Videoinstallation “Brücken” von Sebastian Stumpf im “dis>play”.
Information der Stadt Ludwigshafen:
“Im Rahmen eines Presserundgangs präsentierten am 21. September Dr. Reinhard Spieler, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, sowie die Kuratorin der Sammlung Nina Gülicher, die Neupräsentation der Sammlung und Barbara J. Scheuermann die Videoinstallation.
Die knapp 10.000 Werke umfassende Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums wird in jährlich wechselnden “hackordnungen” in immer neuen Konstellationen präsentiert. Unter dem Titel “hier, dort & anderswo” fragt die “hackordnung # 4” nach unserem Standort in der Welt. Als loses Vorbild dient dabei die Erkundung von Räumen, die der französische Schriftsteller Georges Perec in seinem Buch Espèces d’espace (Träume von Räumen) vornimmt.
Idiosynkratische Raumbeobachtungen
Ausgehend von der Beobachtung, dass wir immerzu auf Uhren, nur selten jedoch auf einen Kompass blicken, sinniert er ebenso über die räumlichen Qualitäten eines DIN A4-Blatts wie über die grundsätzliche Vergänglichkeit von Räumen.
Die “hackordnung # 4” verfolgt in sieben Räumen die kleinen und großen Dimensionen, die unser Verhältnis zur Welt und zum Universum annehmen kann.
Während der Konzeptkünstler Timm Ulrichs mit seiner Skulptur Trigonometrischer Punkt (Ortsbestimmung) III, 1984 (Raum 1) den exakten geografischen Standort des Wilhelm-Hack-Museums, folglich das Hier markiert, thematisiert Thomas Ruff in seiner Fotografie 03h 10 min– 60° 2/2, 1990 (Raum 1) das unerreichbare Anderswo der Sternenwelt.
Dinge unserer unmittelbaren Umgebung
Im weiteren Verlauf der “hackordnung” geht es vom Blick auf die Dinge unserer unmittelbaren Umgebung in Raum 2 hin zu den architektonischen Räumen, innerhalb derer sie stehen, benutzt und betrachtet werden: Neben Interieurdarstellungen des Malers Wilhelm Trübner und anonymen Stadtlandschaften Léopold Survages sind in Raum 3 Werke zu finden, welche Max Beckmanns Gemälde Monaco, 1939, entsprechend, Gebäude und Städte harmonisch in die Natur einbetten.
Das Verhältnis zur Natur, das im Zentrum von Raum 4 steht, nimmt von der Kultivierung durch Gartenanlagen und Ackerbau bis hin zur Sehnsucht nach ursprünglicher Naturerfahrung äußerst unterschiedliche Facetten an. Neben Emil Noldes Blumengarten am blauen Zaun, 1919, spiegeln August Mackes Badende Frauen, 1913, den Wunsch nach enger Verbundenheit des Menschen zur Natur. Die Sehnsucht nach Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit führte Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur zur Beliebtheit von Landschaftsmotiven, sondern auch zur Auseinander-setzung mit sogenannter “primitiver” Kunst.
So wird in Raum 5 unter dem Thema Zur Fremde hin beispielsweise Max Pechsteins Palau-Triptychon, 1917, gezeigt, das, von seinem Aufenthalt 1913/14 auf den Palau-Inseln im Pazifik inspiriert, die einfache Lebens-weise der einheimischen Bevölkerung darstellt. Über die Fremde hinaus spielen kosmische Bezüge im anschließenden Raum 6 eine zentrale Rolle. So veranschaulicht Wilhelm Morgners Astrale Komposition XIX, 1912, über Farbrhythmen die Wirkung unsichtbarer Kräfte und bei Kasimir Malewitschs Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat, um 1915, werden schwebende Quadrate in der Unendlichkeit des weißen Bildraums zur gestalterischen Grundlage seiner suprematistischen Kunst.
Landschaftsmalerei als Ursprung aller Raumfragen
Abschließend vereint in Raum 7, dem Bereich der grafischen Sammlung, in der Reihe “Kabinettstücke” die Ausstellung Vom Blumenmeer zum Starfighter. Landschaften im 20. Jahrhundert, kuratiert von Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Landschaftsdarstellungen vom Expressionismus über Dada bis hin zu Pop Art und Fluxus. Kaum eine künstlerische Gattung ist derart eng an die Frage von Raum und Ort geknüpft wie die Landschaftsmalerei. Äußerst weit reichen dabei die Definitionen dessen, was unter Landschaft zu verstehen ist. Sie schließen die romantische Vorstellung von unberührter Natur ebenso ein wie das urbane Bild gebauter Städte.
Die Präsentation “kabinettstücke # 1” ist vom 22. September bis zum 20. Januar 2013 zu sehen. Im Rahmen der Hackordnung 4 werden erstmals Schenkungen der Künstlerin Tatjana Doll (UF Traffic Signs, 2008) sowie die Schenkung zweier Gemälde von Marc Angeli durch Sebastian Fath präsentiert.
Stumpfes Brücken
Im “dis>play” des WHM präsentiert Sebastian Stumpf, Jahrgang 1980, vom 22. September 2012 bis 6. Januar 2013 die Videoinstallation Brücken. Die Aktionen, die er mit Fotoapparat oder Videokamera dokumentiert, entwickeln sich meist aus einer vermeintlich marginalen, aber unerwarteten Handlung, wie zum Beispiel in den Zwischenräumen der Hochhäuser von Tokio zu stehen, unter sich schließenden Garagentoren durch zu hechten, auf dem Museumsboden zu liegen, dekorative Bäume im Stadtraum zu besteigen oder eben sich von Brücken zu stürzen.
Dabei reizen den Künstler besonders unbeachtete Nischen, Lücken und Passagen und solche Plätze, die trotz ihrer Verortung mitten im Stadtraum allgemein als unbenutzbar oder unerreichbar verstanden werden.Indem er sich selbst in ungewohnte Situationen und Positionen bringt, ändert der Künstler nicht nur seine eigene Position und Sicht auf die vertraute Umwelt, sondern auch die Perspektive der Betrachter.
Vernissage der Ausstellungen ist am Freitag, 21. September, 19 Uhr, im Wilhelm-Hack-Museum. Zur Hackordnung 4 erscheint ein kostenfreies Begleitheft. Werklisten zur Ausstellung sowie Bildmaterial stehen unter www.wilhelmhack.museum.de zum Download bereit.
Ausstellungen
hackordnung # 4 – hier, dort und anderswo
Vierte Neupräsentation der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums
22. September 2012 bis 15. September 2013
kabinettstücke # 1 – Vom Blumenmeer zum Starfighter. Landschaften im 20. Jahrhundert
Wechselnde Präsentationen der Grafischen Sammlung
22. September 2012 bis 20. Januar 2013
dis>play
Sebastian Stumpf – Brücken
22. September 2012 bis 6. Januar 2013
Öffnungszeiten
dienstags, mittwochs, freitags 11 – 18 Uhr
donnerstags 11 – 20 Uhr
samstags, sonntags 10 – 18 Uhr
montags geschlossen
Eintritt
sieben Euro, ermäßigt fünf Euro, samstags freier Eintritt
Ausstellungsort und Kontakt
Wilhelm-Hack-Museum
Berliner Straße 23
67059 Ludwigshafen
hackmuseum@ludwigshafen.de
www.wilhelmhack.museum
Theresia Kiefer M.A.
Berliner Straße 23
67059 Ludwigshafen
0621/504-3403
Theresia.Kiefer@ludwigshafen.de