Rhein-Neckar/Südwesten, 21. Juni 2016. (red/pro) Die AfD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg hat den Ausschluss des Abgeordneten Dr. Wolfgang Gedeon vertagt. Damit nähert sie sich dem Erwachsenwerden als Partei an. Um den Antisemitismus-Vorwurf loszuwerden, können sich die Rechtskonservativen bei den Sozialdemokraten abschauen, wie das geht.
Kommentar: Hardy Prothmann
Was ist ein Antisemit? Einer, der wie ein gewisser Pop-Sänger irgendwas von Weltverschwörungen jüdischen Kapitals in kryptischen Liedern schwurbelt? Oder ein gewisser Spiegel-Kolumnist mit dem großen Namen eines berühmten Journalisten, der durch einen anderen “Journalisten von Welt” als schlimmster deutscher Antisemit bezeichnet wird? Oder ist man Antisemit, wenn man auf Facebook ein Video mit Namen “Die Rothschild-Matrix” postet, so wie es eine auch aktuell im Landtag vertretene SPD-Abgeordnete getan hatte?
Auch diese Frage ist interessant – wie wird man den Vorwurf los, ein Antisemit zu sein? Als Popsänger verklagt man halt jemanden sofort und einigt sich, dass gewisse Liedtexte “antisemitisch verstanden werden könnten” und Ruhe ist. Als Kolumnist erklärt man den Kritiker für irre, was umso einfacher ist, je irrer der sich benimmt und als SPD-Angeordnete entschuldigt man sich und erklärt sich selbst für unkundig und dazu unfähig, soziale Netzwerke zu bedienen, also so was Ähnliches wie ein früher Mausabrutscher. Und damit isses dann gut.
Das wird dem AfD-Abgeordneten Wolfgang Gedeon nicht gelingen. Erstens kann er niemanden verklagen, zweitens ist die Kritik nicht irre und drittens kann er sich nicht als unfähig herausreden, weil er sogar bestätigt hat, ein Antizionist zu sein.
Er könnte sich aber an der SPD ein Vorbild nehmen, sich entschuldigen, seine Bücher vom Markt nehmen (die liest eh kaum jemand, sonst hätte er einen anderen Verlag gefunden) und sich gegen alle Unterstellungen verwahren – also die SPD-Lösung wählen.
Und dann?
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