
Eine junge Frau muss 1976 sterben, weil ihr katholische Geistliche den Teufel austreiben wollen. Quelle: Helge Cramer
Mannheim, 21. Mai 2012. (red/cr) Besessenheit und Teufelsaustreibung scheinen heute nur noch Platz in Hollywoodfilmen zu haben – weit gefehlt. Im Dokumentarfilm „Teufels Werk und Gottes Beitrag“ wird den aktuellen Praktiken der katholischen Kirche nachgespürt.
Von Christian Ruser
Im Alternativprogramm zum 98. Katholikentag bietet die Zeitschrift Publik-Forum einen Film im Cineplex Kino zu einem eher ungewöhnlichen Thema. Ein Thema, dass mehr für Horror- als für Dokumentarfilme zu taugen scheint. Es handelt sich um Exorzismus.
In seiner Dokumentation konzentriert sich Helge Cramer auf den Exorzismus der Anneliese Michel. Die Teufelsaustreibung, die mit dem Tod der jungen Frau endete, sorgte 1976 für Aufsehen. Besonders im Zusammenhang mit der Abkehr vom Teufelsglaube durch Pabst Johannes Paul II.
Im Gespräch mit Tübinger Theologen und Vertretern der katholischen Kirche spürt Cramer der Frage nach, wie der Klerus heute zum Teufel steht. In seinem Buch „Abschied vom Teufel“ verbannte Prof. Herbert Haag aus Tübingen den Teufel in das Reich der Erfindungen. Zur selben Zeit lehrte auch Josef Ratzinger am Lehrstuhl für katholische Dogmatik.
Heute ist Ratzinger Pabst und wie auch sein Vorgänger beschäftigt er Pater Gabriele Amorth, Exorzist der Diözese Rom. Er ist auch Mitbegründer und Präsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten.
Auf erschreckende Weise wird deutlich, dass auch heute noch der Aberglaube unter vielen Priestern verbreitet ist. Die Kirche bildet noch bis heute Exorzisten aus, die, in ihrem Glauben fest verwurzelt, Teufelsaustreibungen vornehmen. Auch in Deutschland ist diese Praktik noch zu finden. Bischöfe dürfen solche Praktiken noch genehmigen.
Wem nützt ein Exorzismus?
Eine Teufelsaustreibung soll den Besessenen helfen, ihre Plage (die Teufel) loszuwerden. Die Macht des Priesters, durch den Gott oder die Jungfrau Maria wirken, zwingt die Dämonen sich zu offenbaren und den Körper des Opfers zu verlassen. Natürlich machen die Teufel das nicht gerne und äußern sich lautstark.
Im Exorzismus der Anneliese Michel werden Sitzungen auf zahlreichen Kassetten festgehalten. Interessant ist vor allem, dass die „Teufel“ gegen Reformprozesse der Katholischen Kirche aussagten. Zum einen stellt sich die Frage, warum die Teufel überhaupt etwas sagen. Aber durch die Art der Befragung beschleicht einen das Gefühl, dass die konservativen Exorzisten der Besessenen mehr ihre eigenen Worte in den Mund legen.
Ein Zeugnis für Aberglauben
Der Film bemüht sich bei diesen zeitweise erschreckenden Bildern von menschlichem Leid und unfassbarer Dummheit wertungsfrei zu bleiben. Vielleicht ist er gerade deshalb ein erschreckendes Zeugnis dafür, dass Aberglaube auch noch im modernen Deutschland zu finden ist. Aber auch, dass Personen, die sich als Hirten der Menschen bezeichnen, aus eigenen Interessen bereit sind, Hilfesuchende für ihre Ideale zu opfern.
Weitere Informationen: