Mannheim, 21. März 2016. (red/tb) Die Schülerinnen und Schüler der Waldschule Mannheim konnten heute einen ersten Einblick in das Olweus-Anti-Mobbing Programm bekommen. Was ist Mobbing und was bedeutet es für dich? Wie können wir Mobbing an unserer Schule verhindern? Durch den Gedankenaustausch zu verschiedenen Themen und kleine Rollenspiele startete das Projekt – und das ist dringend notwendig, beachtet man die hohen Zahlen der Mobbing-Fälle. Wie viele Eltern wissen, wie es ihren Kindern ergeht?
Von Tanja Biedermann
Die Lehrerinnen und Lehrer haben viele Nachmittage in die Verwirklichung des Programms gesteckt und nun durften auch endlich die Schüler mehr dazu erfahren.
Am „Tag der Achtsamkeit“ wurde der Unterricht an zweite Stelle gestellt und im Stuhlkreis über andere Themen geredet.
Der Tag startet mit Bildern auf dem Boden. Jeder soll sich eins nehmen und ein paar Sätze dazu sagen. Typische Mobbing Situationen werden dabei hervorgehoben. Ein Junge, der auf Gleisen sitzt. Ein Mädchen, über das gelästert wird. Oder ein Junge, der von den anderen ausgegrenzt wird. Die Bilder vermitteln Gefühle wie Verzweiflung, Traurigkeit oder Wut. Daneben gibt es andere Bilder: Freunde, die miteinander lachen, eine Frau, die glücklich mit ihrem Mann spazieren geht. Hier wird die andere Seite des Lebens gezeigt. Zu diesen Bildern fällt den Schüler/innen Freude, Glücklichkeit oder Zufriedenheit ein.
Ausgrenzung unter Jugendlichen
Danach spielen wir ein kleines Spiel – ich bin nämlich eine dieser Schülerinnen. Eine von uns geht freiwillig vor die Tür – wir anderen besprechen, was wir tun, wenn sie wieder hereinkommt. Wir haben uns alle begrüßt, miteinander geredet oder Spaß gemacht, jedoch haben wir dabei eine Person bewusst ausgelassen: die Schülerin, die vor die Tür gegangen ist.
Nach diesem Spiel besprechen wir, wie wir uns gefühlt haben. Die Schülerin, die vor der Tür war, fühlt sich ausgegrenzt und überlegt, was mit ihr nicht stimmen könnte und warum die anderen sie ausgrenzen. So fühlen sich viele Jugendliche leider täglich.
Am Anfang des Jahres 2015 hat unsere Schule an einer Umfrage des Olweus-Programms teilgenommen. Nun hatten wir das Ergebnis erfahren. Das erschreckende Fazit: 19 von 485 Schülern fühlten sich gemobbt.
Doch an unserer Schule soll Mobbing gestoppt werden – durch das Olweus-Programm. (Hier Hintergründe an der Hochschule Darmstadt.)
Cyber-Mobbing
Unsere Klasse sieht danach einen Film, der ein typisches Beispiel für Cyber-Mobbing darstellt. Ein Mädchen wird in den Kommentaren ihres neuen Facebook-Fotos fertig gemacht, da ihr Parfüm im Hintergrund zu sehen ist. „Ist das dein Parfüm, was immer so stinkt?“, oder „Bleib morgen doch lieber zuhause, dann müssen wir den Gestank nicht ertragen!“ Durch solche Kommentare geht es dem Mädchen immer schlechter. Nicht selten sind Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen gesundheitliche Folgen von Mobbing.
Auch Erwachsene, die in jungen Jahren gemobbt wurden, leiden möglicherweise später unter einem falschen Selbstbild und Selbstwertgefühl.
Erwachsene, die hingegen früher andere gemobbt haben, reagieren leichter aggressiv und rutschen schneller in die kriminale Szene, als die, die nie jemanden gemobbt haben. Sagen Studien.
Eva, das Mädchen aus dem Film, kommt schließlich doch nach drei Tagen wieder in die Schule. Im Flur sagen ihr zwei Mädchen, sie soll ihre Jacke nicht hinhängen, die stinke zu sehr. Als Eva versucht, die beiden zu ignorieren und ihre Jacke trotzdem hinhängt, wirft eines der beiden Mädchen die Jacke auf den Boden und tritt drauf herum. Die angebliche „Freundin“ von Eva hilft ihr nicht, sondern schaut nur zu.
So reagieren leider die viele. Motto: Solange es mit einem selbst nichts zu tun hat, ist es einem doch sowieso egal. Warum ist das so?
Nach jedem Abschnitt kommen ein paar Fragen zu der Situation. „Wieso erzählt Eva ihrer Mutter nichts vom Mobbing in der Schule?“, „Warum hilft keiner Eva?“ In der Klasse wird lebendig über die Fragen diskutiert und jeder konnte frei seine Meinung sagen.
Mobbing hat ein System
Nach diesen Themen kommt ein weiteres „Rollenspiel“. Auf dem Boden liegen wieder verschiedene Kärtchen, auf denen die Personen aufgedruckt sind, die mit Mobbing aktiv etwas zu tun haben. Mobbende Person, gemobbte Person, beobachtende Person, neutrale Person, Mitläufer, Verteidiger, Schulleiter und Klassenlehrer gehören in diesen Kreis.
Wir sollen uns auf ein Kärtchen stellen und einen Satz, den diese Person sagen würde, sagen. Bei der gemobbten Person kamen oft Aussagen wie „Ich weiß nicht mehr weiter..“ , „Was habe ich falsch gemacht?“ oder „Wieso hilft mir keiner?“. Und bei dem Mitläufer kamen hauptssächlich Aussagen wie „Das hat sie nicht anders verdient!“ oder „Die Schuhe hat ja jeder – die will ich auch!“.
Durch dieses Spiel kann man sich gut in die Personen hineinversetzen und die aktiven Personen in einem Mobbing-Kreis besser kennenlernen.
„Steh bitte schweigend auf, wenn…“
Das Spiel, das mir persönlich am besten gefallen hat, war eine Art Vertrauensspiel im Klassenverbund.
Die Klassenlehrerin trägt verschiedene Aussagen vor und immer, wenn man selbst so etwas schon erlebt hat oder der Aussage zustimmt, soll man schweigend aufstehen. Die Aussagen passen natürlich zum Thema Mobbing. „Hast du dich selbst schon mal ausgegrenzt gefühlt?“ oder „Hast du schonmal, weil du wegen Kummer traurig warst, zum Alkohohl oder zu Drogen gegriffen?“ sind typische Beispiele für die Fragen.
Zudem gibt es noch extra Fragen nur für die Jungs und danach nur für die Mädchen. Denn es gibt männliches und weibliches Mobbing.
Drei wichtige Faktoren
Schließlich haben wir an diesem Tag die drei wichtigen Faktoren kennengelernt, warum es überhaupt zu Mobbing kommt:
- Ungleichheit
- Aggression
- Wiederholung
Nur durch Ungleichheit über bestimmte Themen kann das Mobbing entstehen. Dazu kommt der zweite wichtige Faktor: Aggression. Als letztes gehört als entscheidender Faktor Wiederholung dazu. Nur durch ständiges Mobbing wird die gemobbte Person immer unsicherer und traut sich vielleicht sogar gar nicht mehr in die Schule.
Fazit
Ich finde der „Tag der Achtsamkeit“ greift ein sehr wichtiges Thema in unserer heutigen Gesellschaft auf. Mobbing kennt keine Grenzen und muss deshalb dringend so gut es geht verhindert werden. Durch die einzelnen Rollenspiele konnte man sich in die Personen hineinversetzen und Abläufe von Mobbing besser kennenlernen.
Außerdem wird der Klassenverbund durch die persönlichen Gespräche und Spiele gestärkt. Im Großen und Ganzen war der Tag sehr interessant und ich hoffe, dass viele es durch das Olweus-Programm schaffen, damit Mobbing kein Thema mehr ist. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
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