Rhein-Neckar, 21. Juni 2017. (red/pm) Das Projekt Lernfabrik 4.0 geht an den Zentren beruflicher Schulen im Rhein-Neckar-Kreis an den Start. Mit den praxisnahen Laboren soll ein wichtiger Schritt Richtung digitale Zukunft gemacht werden.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis:
“An der Hubert-Sternberg-Schule und Johann-Philipp-Bronner-Schule im Zentrum beruflicher Schulen in Wiesloch und an weiteren vier Zentren beruflicher Schulen in der Trägerschaft des Rhein-Neckar-Kreises wurde am Dienstag die Lernfabrik 4.0 offiziell in Betrieb genommen.
Es ist eine von 16 Lernfabriken in Baden-Württemberg, die das Land Baden-Württemberg mit einer halben Million Euro unterstützt hat. Zum einen lernen hier künftig Auszubildende in Industrieberufen wie Mechatroniker und Elektrotechniker unter modernen Anforderungen, zum anderen wird die Lernfabrik kleinen- und mittelständischen Unternehmen der Region als Demonstrations- und Weiterbildungszentrum angeboten.
Landrat Stefan Dallinger sagte: “Die Lernfabrik 4.0 an sechs beruflichen Schulen an fünf Standorten im Landkreis ist ein wichtiger Schritt in Richtung vernetzte Arbeitswelt und digitale Zukunft.”
Gemeinsames Konzept
Die durch Hochleistungsglasfaserkabel vernetzten Schulen arbeiten dabei nach einem einheitlichen pädagogischen Konzept. Daten werden dabei gemeinsam in eine Cloud eingestellt. Die Strukturen orientieren sich dabei an der sogenannten Industrie 4.0.
“Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, mit unserer vernetzten Lernfabrik 4.0 in der dualen Ausbildung ganz vorn dabei zu sein und einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der digitalen Transformation der Unternehmen und Betriebe zu leisten”, so der Landrat.
Er habe daher keine Sekunde gezögert, als ihn der Projektaufruf des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums erreichte.
Unternehmen in der Fläche erreichen
Ministerialdirektor Hubert Wicker vom baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau bezeichnete die Lernfabrik 4.0 als Vorzeigeobjekt. “Die intelligente Produktion ist der Schlüssel, mit der Wirtschaft und Industrie ihre Position in der Welt halten und sichern kann.”
Die industrielle Revolution sei eine Abkehr von der bisherigen Fließband- und Serienfertigung. Kundenwünsche erforderten individuelles Handeln. Es sei jetzt wichtig, Unternehmen in der Fläche zu erreichen. Hier gebe es derzeit noch ein starkes Gefälle. Dies liege zum einen an den hohen Investitionskosten, zum anderen an der fehlenden Qualifizierung des Personals.
“Die Lernfabrik ist wichtig für die Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte hier in der Region”, betont Jürgen Becker, Leiter der Hubert-Sternberg-Schule im Zentrum beruflicher Schulen in Wiesloch.
Vernetzte Produktionsanlage
Auf über 140 Quadratmetern entstand eine komplexe und vernetzte Produktionsanlage, welche aus mehreren Modulen unterschiedlichster Hersteller zusammengefügt wurde. Hier lassen sich beispielsweise individualisierte Handyschalen gestalten und produzieren.
Darüber hinaus lassen sich auf dem smarten Produktionsstand der Fa. SEW Eurodrive beliebige Elektroantriebe herstellen. Die Anlage mit Rohstofflager, Förderband, smarten Montagestand, 3D-Drucker, Montagepresse und Roboter, der die Werkstücke aufnimmt und ablegt, ist in Modulen aufgebaut, die miteinander vernetzt sind.
Die Pläne für die Lernfabrik 4.0 wurden von technischen und wissenschaftlichen Lehrkräften der beteiligten beruflichen Schulen mit Unterstützung aus der Industrie entwickelt und umgesetzt.
Von Digitalisierung profitieren
“Mit der Lernfabrik 4.0 lassen sich die Herausforderungen des digitalen Wandels fachgerecht und zielgruppenorientiert angehen. Dabei wollen wir über die berufliche Bildung hinaus auch ein Umdenken bei den kleineren- und mittelständischen Unternehmen sowie der Gesellschaft vorantreiben, damit Digitalisierung erfolgreich gelingt und jeder davon profitiert”, so Sinan Topaloglu, der Projektmanager der Lernfabrik 4.0.
Neben einer halben Million Euro, die das Land beisteuerte, unterstützte auch der Kreis die Lernfabrik 4.0 mit über 700.000 Euro. Weitere 220.000 Euro steuerten regionale Unternehmen bei. Insgesamt standen für die Einrichtung der Lernfabrik 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. “Die Investitionen in die Lernfabrik 4.0 sind sehr gut angelegtes Geld”, so der Landrat Stefan Dallinger.
Er dankte dem Land Baden-Württemberg, den Sponsoren und den Mitgliedern des Kreistags für die großzügige finanzielle Unterstützung. “Ich bin sehr optimistisch, dass unsere Lernfabrik 4.0 im Echtbetrieb an unseren beruflichen Schulen zu einem echten Vorzeigeobjekt wird”, so das Fazit des Landrats.
Was ist eine Lernfabrik 4.0
Die Lernfabrik 4.0 ist ein Labor, das im Aufbau und in der Ausstattung industriellen Automatisierungslösungen gleicht und in dem Grundlagen für anwendungsnahe Prozesse erlernt werden können. Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnologie werden dabei durch professionelle Produktionssteuerungs- und Datenauswertungssysteme verknüpft.
Auch die kaufmännische Seite ist dabei über ein Warenwirtschafssystem abgedeckt. Zielgruppe der Lernfabrik 4.0 sind insbesondere Auszubildende in dualen Ausbildungsgängen des produzierenden Gewerbes und der IT-Branche. Darüber hinaus wird die Lernfabrik 4.0 auch Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Weiterbildungsprogrammen z.B. im Rahmen einer Technikerausbildung zugänglich gemacht.
Außerdem soll die Lernfabrik 4.0 kleinen und mittelständischen Unternehmen als Demonstrationszentrum dienen und die Möglichkeiten im digitalen Zeitalter aufzeigen, um dadurch die Affinität zur Digitalisierung zu steigern.
Dies alles geschieht in Kooperation mit den beteiligten Zentren beruflicher Schulen in Eberbach, Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim und Wiesloch, Wirtschaftsorganisationen, angewandten Hochschulen und der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg. Mit den Einrichtungen von Lernfabriken werden die Voraussetzungen geschaffen, um den Fachkräftenachwuchs praxisnah aus- und weiterzubilden und so auf den bevorstehenden Wandel vorzubereiten.”