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Heddesheim/Rhein-Neckar, 21. Februar 2011. Der Ministerpräsident Stefan Mappus kommt nach Heddesheim. Das ist für die kleine Gemeinde ein besonderes Ereignis. Es ist Wahlkampf, Stefan Mappus hat seine Linie vertreten, in Heddesheim. Heddesheim selbst kam in seiner einstündigen Rede bis auf eine Andeutung nicht vor. Trotzdem hat er viel Applaus erhalten – immer dann, wenn es „gegen die Grünen ging“.
Von Hardy Prothmann
Ortstermin für einen Ministerpräsidenten. Der heißt Stefan Mappus. Die „Macht“ hat er per Amtsübergabe erhalten. Es ist sein erster Wahlkampf. Bislang ist er noch nicht gewählt worden. Das war auch so bei seinen Vorgängern. Sie profitierten von einem Amt, das der jeweilige Inhaber als Zepter weitergereicht hat.
Das Land hat 1.100 Gemeinden. Eine davon ist Heddesheim. Und Stefan Mappus hält gut eine Stunde lang eine Rede, in der das Wort Heddesheim sogar zwei oder drei Mal vorkommt. Inklusive der Begrüßung, aber sonst eigentlich nicht.
Ob das jetzt viel oder wenig ist, muss jeder selbst entscheiden. Der CDU-Ortsvereinsvorsitzende Rainer Hege platze schier vor Stolz, den „Chef“ im Ort zu haben. Und Rainer Hege „wünschte“ sich im Anschluss an Mappus „mutig“ die „Umgehungsstraße“, die frühestens 2016, also zur übernächsten Wahlperiode kommt. Herr Hege hat nicht bemerkt, dass die Landwirte (Herr Hege ist Landwirt) in der Rede von Mappus keine Rolle spielten.
Ob Herr Mappus 2016 noch Ministerpräsident ist, steht in den Sternen. Jetzt geht es um den Wahlkampf 2011. Am 27. März 2011 ist Urnengang.
Und Herr Mappus fordert zur Disziplin auf.
Die rund 120 Gäste vor ihm werden ihn wählen. Rund 80 Prozent der Anwesenden sind Rentner. Dann gibt es noch andere, die sich etwas „von ihrer Präsenz“ versprechen“. Junge „Wähler“ sind bis auf das „Team Wacker“ kaum vertreten.
Das Team Wacker besteht aus rund einem halben Dutzend Menschen unter 30 Jahren, die Jacken anhaben, auf denen „Team Wacker“ steht.
Als der Ministerpräsident eintrifft, machen sie Stimmung. Sie klatschen für zwei.
Am Rand haben sich Protestanten aufgebaut. Rund ein Dutzend. Mitglieder des Grünen-Ortsverbands, grüne Gemeinderäte, Bürger und ahnungsweise auch Mitglieder der „IGneinzupfenning“.
Sie machen Krach – Mappus ist erst sehr erfreut durch das Team Wacker. Und dann sehr genervt durch die Mini-Demo.
Vielleicht gefällt ihm auch nicht, was er sieht.
Im kleinen St.-Remigius-Haus ist der Saal nicht gefüllt. „Gefühlt“ könnten knapp 200 Personen der Veranstaltung beiwohnen. Tatsächlich sind es 120 Gäste und rund 60 Stühle bleiben frei.
Der Mannheimer Morgen berichtet heute, es seien 200 Gäste anwesend gewesen. Das ist glatt gelogen. Und wenn der Mannheimer Morgen gerne das Gegenteil behauten will, sind wir jederzeit bereit, anhand unserer Aufnahmen diese Lüge des MM zu belegen.
Außer, der MM zählt 25 Polizisten, zehn Personenschützer, Kräfte des DRK und Helfer als „Gäste“ mit ein. Wer so zählt, rechnet sich alles so schön, wie er will.
Das DRK, die freiwilligen Helfer und die Polizei machen ihren Job gut.
Für die Polizei gibt es etwas Stress, als ein Beamter etwas zu „modern“ agiert und Aufnahmen macht, die nicht „polizeilich“ notwendig sind. Revierleiter Frank Hartmannsgruber bemüht sich um „Deeskalation“ – im Vergleich zu Stuttgart 21 hat er einen leichten Job.
Trotzdem: Wie peinlich ist es, dass fast in Drittel der Plätze leer bleiben? Hat die Orts-CDU noch nicht mal das Talent, dass ein Besuch des Ministerpräsidenten bis zum letzen Platz gefüllt ist?
Im Saal hält Herr Wacker eine Rede. Auf die Regierung und das alles gut ist. Der Ministerpräsident ist heute schließlich hier, um ihn zu stützen.
Stefan Mappus redet die Leistungen der CDU hoch, Rot und Grün schlecht. Wer sich die Mühe macht, unsere sechsteilige Dokumentation anzuschauen, wird feststellen, wie sich Herr Mappus selbst widerspricht.
Erst lobt er 58 Jahre CDU-Regierung über den Klee, dann gesteht er ein, dass man Fehler gemacht hat, aus denen man lernen wolle und sagt dann, dass alles so durchgezogen wird, wie man das vorhat.
Im Saal sind die meisten Anwesenden eher Rentner. Einige wenige „mittelalte“ und ganz wenige junge Menschen sind als Gäste anwesend.
Herr Mappus holt sie in seiner Rede mit „Zoten“ ab, ab nicht wirklich mit Inhalten.
Es geht gegen andere Länder, es geht darum, dass Baden-Württemberg überhaupt nur „führend“ ist. Es geht ein wenig um Probleme. Und sonst?
Um Heddesheim geht es gar nicht. Kein Wort, kein Gedanke, kein Inhalt zu dem Ort, in dem Herr Mappus spricht, kommen über seine Lippen. Bis auf die Kondolenzen.
Was Herr Mappus sagt, kann er überall sagen. In Schriesheim, in Weinheim, in Ladenburg oder auch in Viernheim – wobei das eine „falsche Baustelle“ wäre, weil außerhalb seines Bereiches.
Was ist sein Bereich? Gehört Heddesheim dazu? Davon merkt man nichts.
Warum Herr Mappus in Heddesheim war, bleibt ein Rätsel. Er hätte seinen Auftritt genauso gut irgendwo anders haben können. Und wahrscheinlich ist das auch so.
Herrn Hege war anzusehen, wie stolz er war, dem „MP“ die Hand zu drücken. Nach ihm, aber auch irgendwie mit ihm, am Podium zu stehen.
Und er hat seine Sache nicht schlecht gemacht. Er freut sich, dass Heddesheim bald eine Umgehungsstraße bekommt. Die Freude klingt wie eine Forderung, über die man sich schon verabredet hat.
Herr Hege darf sich gerne als Forderer stilisieren. Unterwürfig in seiner „Dankbarkeit“. Herr Mappus nickt und lächelt und sagt nichts zu. Dann lächeln beide, denn es geht um Wahlkampf.
Der Revoluzzer Hege hat gefordert, der Chef Mappus hat’s gesehen.
Die Show ist kalkuliert. Der Stolz bei Hege ist groß, die Befriedung bei Mappus ist üblich.
Der Deal ist klar: Es gibt ein Bedürfnis, der MP hat’s „regristriert“, es geht also „weiter voran“.
Aber ohne jede Verbindlichkeit.
Der Bürgermeister Michael Kessler spricht auch, kommt aber über Floskeln nicht hinaus.
Die Verkehrsprobleme des Ortes bleiben hinter der Aussicht, dass sich der Herr Ministerpräsident ins „Goldene Buch“ der Gemeinde einträgt, zurück.
Als der Auftritt von Herrn Mappus zu Ende ist, gibt es einen kleinen Stau der Gäste auf dem Weg zur Toilette.
Die Protestierer sind weg, die Polizei hält kurz den Verkehr an und achtet nicht darauf, dass die Limousine des „MP“ eigentlich viel zu schnell „davon braust“.
Irgendwie ist man scheinbar froh, dass er wieder weg ist. Das war für die vielen Rentner, das „Wacker-Team“ und die Demonstranten in Heddesheim schon sehr aufregend.
Ob Herr Mappus weiter Ministerpräsident sein wird, entscheidet sich am 27. Mähr 2011.
In Heddesheim war sein Auftritt „kläglich“ – von Klagen getragen. Er war gegen die „Dagegen-Partei“. Also auch dagegen. Und sonst? Angeblich hat er „gelernt“, tatsächlich sind seine Handlungen und Aussagen dazu konträr.
Machen Sie mit: Prüfen Sie die Wahlversprechen der Kandidaten.
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