Mannheim, 21. April 2016. (red/ms) Die B38 ist eine der bedeutendsten Zufahrten für die Mannheimer Innenstadt. Aktuell wurde an einer der sensibelsten Stellen im Verkehrsnetz dringender Handlungsbedarf festgestellt: Der sogenannte „BBC-Buckel“ befindet sich in einem „kritischen Zustand“, soll in den kommenden Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Es ist unklar, wie lange die Verkehrssicherheit der bestehenden Brücke noch gewährleistet ist – womöglich verliert sie in den kommenden Jahren ihre Zulassung.

Bei Überprüfungen der „BBC-Brücke“ wurde „insbesondere ab 2007“ ein „stetiger Schadensfortschritt“ festgestellt. Es ist fraglich, wie lange die Verkehrssicherheit der Brücke noch gewährleistet ist.
Von Minh Schredle
Neben der Zufahrt über die Augusta-Anlage ist die B38 die Hauptverkehrsachse für Verkehr in die Innenstadt. Sie ist die zentrale Verbindung zwischen dem Süden und Nordosten Mannheims. An ihrer sensibelsten Stellen sind nun schwerwiegende Schäden bekannt geworden.
Die „BBC-Brücke“, die an der Kreuzung zur Boveriestraße in Käfertal über die Riedbahn führt, befindet sich in einem „kritischen Zustand“, sagte Alex Stork, Abteilungsleiter für Erhaltung im Fachbereich Tiefbau der Stadt Mannheim, vergangenen Dienstag vor dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT).
„Grenzzustand“ erreicht
Herr Stork berichtet von Rissbildungen und Korrosion, die statische Wirkung einzelner Elemente sei stark beeinträchtigt:
Um es in der Sprache der Ingenieure zu sagen: Die Brücke befindet sich im Grenzzustand.
Noch könne die Verkehrssicherheit gewährleistet werden – „aber wie lange noch – das ist eine Wette in die Zukunft“, so Stork. Womöglich könne die Brücke in den kommenden Jahren ihre Zulassung verlieren – das wäre eine enorme Belastung für den städtischen Verkehr. Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) kommt zu der Einschätzung:
Es handelt sich um eine der wichtigsten Brücken Mannheims, eigentlich kenne ich gar keine wichtigere.
Wie viele Personen die Brücke pro Tag im Schnitt nutzen, haben wir bei der Stadt Mannheim angefragt – und aktuell noch keine Antwort darauf erhalten. Fest steht aber, dass die Brücke als Querung der Riedbahn eine immense Bedeutung hat. Eine Alternative in unmittelbarer Nähe ist nicht vorhanden: Die nächsten Möglichkeiten zur Überquerung der Gleise sind jeweils mehrere hundert Meter entfernt und auf geringere Verkehrsmengen ausgelegt.
Neubau scheint lohnenswert
Laut Bürgermeister Quast habe die Verwaltung Optionen überprüft, wie die Brücke wieder in Stand gesetzt werden könnte. Die möglichen Maßnahmen hätten aber entweder nur eine vergleichsweise kurze „Lebensdauer“ oder sind nur unwesentlich günstiger als ein Neubau.
Daher empfiehlt die Verwaltung, die Brücke abzureißen und komplett zu ersetzen. Die Kosten dafür werden auf etwa fünf Millionen Euro geschätzt. Im Gegensatz zu einer Sanierung könne die Stadt bei einem Neubau Fördermittel erlangen, sagt Bürgermeister Quast.

Die Brücke für die parallel verlaufende Straßenbahn soll von den Bauarbeiten nicht beeinflusst werden.
Wie Herr Stork mitteilt, werde man außerdem mit der Deutschen Bahn über eine mögliche Kostenbeteiligung für die Riedbahnquerung verhandeln – über die Höhe lasse sich zur Zeit allerdings noch nichts sagen. Nach seiner Einschätzung sei eine bauliche Umsetzung einer neuen Brücke nicht vor 2019 zu realisieren.
Daraus könnten Probleme resultieren: Denn sollte die Brücke tatsächlich in naher Zukunft ihre Zulassung verlieren, könnte das zu dramatischen Zusatzbelastungen für das ohnehin stark strapazierte Verkehrsnetz bedeuten.
Schäden spätestens seit 2007 bekannt
Auf Rückfrage erklärt Jan Krasko, Sprecher der Stadt Mannheim, man habe einen stetigen Schadensfortschritt von Brückenprüfung zu Brückenprüfung feststellen können, „insbesondere ab dem Jahr 2007“. Im März 2015 habe Stadtverwaltung ein Gutachten in Auftrag gegeben, die Ergebnisse lägen seit Mitte November 2015 vor.
Über das vergangene Jahrzehnt sind nach Angaben von Herrn Krasko etwa 90.000 Euro in die Sanierung der Brücke geflossen, außerdem hätten die Brückenprüfungen in diesem Zeitraum 34.000 Euro an Kosten verursacht. Zur Verkehrssicherheit sagt er:
Wir sind zuversichtlich, dass es für den Verkehr bis zum Baubeginn keine oder nur geringe Auswirkungen geben wird. Sollten doch schwerwiegendere Schäden festgestellt werden, muss auf die Art der Schäden reagiert werden. Heute können wir allerdings noch nicht sagen, welche Maßnahmen dann eingesetzt werden.
Die Stadträte im AUT stimmten dem Grundsatzbeschluss zum Brückenabriss und -neubau einstimmig zu – allerdings machte sich ebenfalls ein gewisser Unmut deutlich, nicht schon früher über die Schwere der Schäden in Kenntnis gesetzt worden zu sein.
Die Ergebnisse des Gutachtens liegen zwar erst seit Ende 2015 vor. Allerdings ist innerhalb der Verwaltung anscheinend spätestens seit 2007 bekannt, dass es Schäden an der Brücke gibt. Bei einer so zentral bedeutenden Verkehrsachse wäre eine schnellere Prüfung und Vermittlung der Problemlage wünschenswert gewesen.