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Heddesheim, 21. Januar 2011. Spenden sind eine gute Sache – wenn sie Sinn machen. Der Mannheimer Morgen berichtet heute über eine „großzügige“ Spende der VR Bank Rhein-Neckar. Ohne Sinn und Verstand. Es geht ums Bild, auf dem alle grinsen. Es geht um die Summe. Und es geht ganz sicher auch um „Interessen“ – welche auch immer.
Von Hardy Prothmann
Die VR Bank Rhein-Neckar betont ausweichlich des Artikels die „lokale Verwurzelung, gerade in Heddesheim.“ Mehr noch: „Die für die Bank unverzichtbar sei“.
„Unverzichtbar?“ Die „lokale Verwurzelung in Heddesheim?“
Das liest sich, als wäre das Schicksal der VR Bank Rhein-Neckar an das Schicksal von Heddesheim unmittelbar verknüpft. Als gebe es eine natürlich Symbiose zwischen Heddesheim und der VR Bank Rhein-Neckar.
Eine „großzügige Spende“ wird vergeben. 10.000 Euro. Doch wenn man weiterliest, bemerkt man, dass die „lokale Verwurzelung“ auch für Ladenburg und Ilvesheim gilt, denn die 10.000 Euro werden „an fünf Einrichtungen überreicht“.

10.000 Euro. Von der VR Bank Rhein-Neckar. Von "20" für "5, "6+1" freuen sich. Das muss keiner verstehen. Quelle: MM
Der Bericht ist sehr verwirrend, weil das Geld zwar an „fünf Einrichtungen“ verteilt wird. Und dann heißt es, dass das Gesicht hinter der Spende, Dominique Lambottin, regionaler Verkaufschef der VR Bank Rhein-Neckar, „stellvertretend für rund 20 gemeinnützige sowie mildtätige Vereine und Organisationen Spenden des Geldinstituts von mehr als 10.000 Euro“ überreicht, „darunter auch an kirchliche und kommunale Kindergärten.“
Wie ist das zu verstehen? Haben 20 gemeinnützige und mildtätige Vereine und Organisationen Spenden gesammelt? Wann ist das geschehen und war den Spendern klar, für wen und was sie spenden?
Und wen hat Herr Dominique Lambottin, regionaler Verkaufschef der VR Bank Rhein-Neckar, eingeladen? Alle 20 gemeinnützige und mildtätige Vereine und Organisationen? Oder nur die Empfänger?
Auf dem Bild sind sechs „Vertreter gemeinnütziger Organisationen“ zu sehen, außer Herrn Lambottin, der in der Mitte des Bildes grinst und wahrscheinlich nicht für sich in Anspruch nehmen kann, „lokal verwurzelt“ zu sein.
Es geht also um „stellvertretend 20 gemeinnützige und mildtätige Vereine und Organisationen“, um „Spenden“, um „fünf Empfänger“ und sechs Vertreter, die sich darüber so sehr freuen, dass sie um die Wette grinsen.
Und es geht um eine in Heddesheim „verwurzelte Bank“ die an eine Ladenburger Kinderkrippe spendet und an einen „Ilvesheimer Kulturkreis“. Anscheinend treiben die „Heddesheimer Wurzeln“ weit aus.
Muss man das verstehen? Eher nicht.
Schon gar nicht die Konstellation der „Stellvertretung für 20 Blabla“, fünf Empfänger und sechs dankbaren „Posierern“.
Eher kann man schon die „sechs“ Grinser verstehen, die sich über eine Spende für „fünf“ freuen – was irgendwie auch unlogisch ist. Es wäre sehr interessant zu wissen, wie die „sechs“ das unter „fünf“ aufteilen.
Doch darüber gibt es keinerlei Informationen. Wofür ist das Geld? Gibt es Bedingungen? Ziele? Wünsche?
All diese Informationen sind egal – es geht Hauptsache um 10.000 Euro. Ein Betrag, der angesichts von Währungsgeschäften, Wechselkursen und Kursschwankungen für eine Bank die Bedeutung von weniger als einer „Erdnuss“ haben.
Die wahre Bedeutung geht über die „Erdnuss“ hinaus, das muss man vermuten. Es geht ums Bild, um das Grinsen und die frohe Botschaft. Es geht um Werbung, um „Mitmenschlichkeit“. Um ein Bild, einen Bericht, und ums Image. Für den „großzügigen Spender“ und die „dankbaren Empfänger“.
Das Ziel hat die VR Bank Rhein-Neckar erreicht – und ihr „regionaler Vertriebsleiter, der Herr Lambottin, so eine Art junger Apfel am „altverwurzelten Baum“ der VR Bank Rhein-Neckar.
Merkwürdig ist nur, dass die „altverwurzelte“ VR Bank Rhein-Neckar die frohe Botschaft nur über einen Kanal, den „alt verwurzelten Ast der Beziehungen“ vertreibt oder austreibt.
Die frohe Botschaft soll wahrscheinlich nur Abonnenten des Mannheimer Morgen zugänglich sein. Das heddesheimblog wurde nicht eingeladen, die frohe Botschaft im Auftrag der „20“ zu vermitteln, die an „fünf“ geht und über die sich „sechs“ freuen.
Vermutlich, weil das heddesheimblog das einfach zu kompliziert sieht. Oder zu differenziert.
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, ist vermutlich die Devise derjenigen, die nicht darüber nachdenken, was sie wie unter welchen Umständen geschenkt bekommen.
Geld ist Geld. Das hat man oder nicht.
Die VR Bank mit ihrer „lokalen, unverzichtbaren Verwurzelung“ hat es und verschenkt es einfach so im Auftrag von ungenannten „20“ an „fünf“, worüber sich „sechs“ freuen.
Verstehen muss man das nicht. Man kann sich aber sehr, sehr wundern und sich selbst seinen Reim drauf machen.
Wer das für blödsinnig hält, denkt nur seine Meinung. Wer sich darüber ärgert, wie eine Bank für ein wie auch immer geartetes Interesse Geld streut, denkt über die Meinung hinaus und fragt sich, was das soll.
Und wer denkt: „Boah, 10.000 Euro sind ne Stange Geld und ich verstehe nicht, wie Menschen verstehen sollen, dass Geld geldwert ist und eine Bank einfach so 10.000 Euro einfach nur unter die Leute bringt, ohne den Wert an Werte zu knüpfen“, denkt weiter.
Noch weiter denkt der, der sich fragt, warum er eigentlich bei der VR Bank Rhein-Neckar ein Konto hat? Denn die verlangt Gebühren für alles mögliche von ihm, „dem Kunden“. Und wer weiterdenkt, findet es toll, wenn ein „Prozentsatz“ der gezahlten Gebühren in sinnvolle Projekte gesteckt wird. Zumindest diesen Prozentsatz zahlt jeder Kunde, der ein wenig mitmenschlich denkt, sehr gerne.
Darüber wäre sicher aber jeder Kunde gerne informiert – welcher „Prozentsatz“ seiner Gebühren in „sinnvolle Projekte“ investiert wird und wird sicherlich sehr gerne als ungenanntes Mitglied einer Solidargemeinschaft gerne diesen „Prozentsatz“ zahlen.
Wer einfach nur „Prozentsätze“ zahlt, die als „Kosten“ deklariert werden und die die VR Bank Rhein-Neckar im „Markteting-Mix“ für Eigenwerbung nutzt, fühlt sich „verarscht“. Und wechselt zu Recht die Bank.
Vielleicht ist die VR Bank Rhein-Neckar aber auch nur ein sehr soziales Unternehmen und alle Gedanken in dieser Richtung sind „haltlos“. Das kann sein und wäre schön. Die VR Bank Rhein-Neckar wird sich sofort bemühen und ihr „soziales Engagement“ gerne und umfassend darstellen.
Konzept, Strategie und Nachhaltigkeit ihrer Spenden offenlegen – so, wie man das von einem modernen Unternehmen mit einem hohen Anspruch an sozialer Verantwortung erwarten kann.
Oder sie belässt es einfach beim bewährten „Werbe-Mix“, in dem 10.000 Euro verteilt auf „fünf“ Empfänger, „sechs“ Grinser im „Auftrag von 20“ ihren Platz haben.
Anmerkung der Redaktion:
Wir reichen den Link auf den Artikel nach, der allerdings nur für eine kurze Zeit erreichbar sein wird, weil der MM eine „Pay-Wall-Politik“ betreibt.