Frankenthal/Rhein-Neckar, 21. September 2012. (red/ld) Hoch motiviert startet Dolores Deimling aus Frankenthal mit ihrem Team und 24 anderen Ballonpilotinnen aus 15 Ländern in die FAI Europameisterschaft im Heißluftballonfahren der Frauen. Bis Sonntag messen sich die Frauen darin, wer den Wind am besten für sich nutzen kann und die Marker näher an die vorher festgelegten Ziele wirft. Bis Samstag geht der Wettbewerb noch. Heute kommt der berühmte britische Flugpionier Brian Jones zu Besuch. Ein Highlight – so wie jede Fahrt der sportlichen Ballon-Frauen.
Von Lydia Dartsch
Wenn die Sonne morgens um sechs gerade am Dunkel der Nacht kratzt, sitzen die Teams schon beim Briefing und bereiten sich auf den Wettkampf vor: Sie berechnen Wetterdaten, schätzen die Fahrtroute ab und sprechen die Ziele ab, an denen sie ihre Marker setzen müssen. Dann geht es los zum Flugplatz Bad Dürkheim. Die Aufregung steht Dolores Deimling ins Gesicht geschrieben. Und auch die konzentrierte Freude:
Wenn ich dann oben in der Luft bin, geht es mir richtig gut.
Doch bevor es soweit ist, gibt es einiges zu tun: Der Ballon muss aus dem Hänger ausgeladen werden, die Ballonhülle wird auf dem Boden ausgebreitet und am Korb befestigt. Mit zwei, drei Handgriffen testet Deimling, ob die Brenner funktionieren und bereitet dann alles für den Abwurf der Marker vor:
Zuerst sind die gelben dran?
fragt Deimling ihre Kollegen und bindet die Marker am Korb fest, um sie später schnell zur Hand zu haben. Mit einem großen Ventilator wird Luft in die Hülle gefüllt und der Ballon aufgebläht. Mit ein paar Brennerschüben wird sie erhitzt. Nacheinander stellt sich so ein Ballon nach dem anderen auf dem Flugfeld auf. Wie kleine Gebirge sehen sie aus, die sich aufstellenden Ballone. Nun hält sie nur noch das Gegengewicht des Verfolgerautos am Boden.
Grüne Flagge, Start, Wettkampf
Plötzlich geht dann alles sehr schnell, als die grüne Flagge plötzlich am Mast weht: Jetzt dürfen die Ballone abheben und einer nach dem anderen fahren in den Sonnenaufgang. Jetzt müssen sich auch die Verfolger beeilen. Zwar haben die Ballons nur 15 Stundenkilometer Geschwindigkeit. Da sie sich aber nicht an Straßen halten müssen, sind manche schneller, als ihre Verfolger. In Kontakt bleiben Pilotin und Verfolger über das Funkgerät.
Wir fahren zuerst das südliche Ziel an.
kündigt Deimling an. Steuern lassen sich Heißluftballons eigentlich nicht. Sie gehen immer mit dem Wind. Für Deimling liegt gerade dort die Herausforderung an dem Sport: Die richtige Windrichtung zu finden. Und die ist je nach Höhe eine andere. Darum geht es. Die richtige Höhe, den richtigen Wind, die richtigen Entscheidungen.
Wir sind ja komplett vom Wind abhängig. Wir bekommen von den Meteorologen zwar gesagt, wie die Windrichtung ist, aber wie er wirklich geht, sieht man doch erst vor Ort
erklärt Deimling. So müssen die Pilotinnen auch ihre Mitbewerberinnen gut im Blick behalten.
Man schaut dann schon, wo eine einen guten Wind hat und versucht es dann auch
sagt Deimling. Vieles ergebe sich aber auch durch ausprobieren. Ganz gut kann man das beim zweiten Ziel beobachten: Zwar haben alle Ballons das Ziel gefunden, aber der Wind macht ihnen trotzdem einen Strich durch die Rechnung: Gerade hat Elisabeth Kindermann aus Österreich einen guten Wind erreicht, doch ihr Glück währt nicht lange.
Da hat er schon wieder gedreht!
beobachtet Event Director Mathijs R. de Bruijn. Kindermann muss ihren roten Marker in guter Entfernung zu dem angepeilten Zielkreuz abwerfen. Auch Deimling hat hier keinen Erfolg:
Das hab ich versemmelt. Das ist sch…ade.
ärgert sie sich.
Gegen halb zehn geht die Fahrt zwischen einem Kohlrabi- und einem Maisfeld schon wieder zu Ende und Deimling landet.
Ich bin die letzte Aufgabe noch gut gefahren, aber die eine hab ich total versemmelt.
resümiert sie ein bisschen traurig. Sie hat immer noch die Konzentration im Gesicht, aber auch ein wenig Enttäuschung.
Ich kann es schon besser, aber ich hab einfach falsch ausprobiert.
Event Director Mathijs R. de Bruijn ist zufrieden mit dem Wettbewerb:
Die haben eine tolle Aufgabe gemacht
freut sich der Pilot aus den Niederlanden. Und obwohl diese Fahrt für Deimling nicht ganz so verlaufen ist, wie sie es sich gewünscht hatte, haben sie und ihr Team noch bis zum Samstag den 22. September Zeit, einen Platz auf dem Siegertreppchen anzufahren.
[nggallery id=95]