Südhessen/Rhein-Neckar, 20. Oktober 2016. (red/pro/cr/pol) Der „Räuber mit der weißen Maske“ hält die Region in Atem. Er überfällt bevorzugt Spielhallen. Er hat eine weiße Maske auf, ist schwarz gekleidet und hält ein schwarze Pistole vor. Er ist schlank, zwischen 1,70-1,80 Meter groß und spricht deutsch – vermutlich ohne Akzent. Er hat schon Tausende von Euro erbeutet. Bislang gab es keine Verletzen. Die Polizei ist hochgradig alarmiert. Der Räuber schlägt schnell zu und ist schnell wieder weg. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man ihn erwischt – die Frage ist: Kommt es dann zum „Show-Down“?
Niemand weiß, wie gefährlich der „Räuber mit der weißen Maske“ tatsächlich ist.
Bislang gab es noch keine (körperlich) Verletzten – bis auf den Schock der überfallenen Opfer. Der Mann geht konsequent bedrohlich vor und hat bis auf eine Ausnahme bislang immer Erfolg gehabt. 14 Überfälle in Folge seit Mitte August – 12 im Bereich Südhessen, zwei in Weinheim.
Er überfällt mehrfach dieselben Spielhallen. Er ist also dreist ohne Ende. Möglicherweise macht ihn das extrem gefährlich – er muss damit rechnen, gestellt zu werden und die Summe der Überfälle wird für ihn ein sehr hohe Haftstrafe bedeuten.
Denkbar ist alles – dass es einen Haupttäter gibt und Nachahmer. Aber würden die sich so schnell zeigen? Eher unwahrscheinlich.
Hochgradig krimineller Täter
Viel eher geht die Polizei von einem Täter im Rausch aus – offenbar denkt er, dass er wahllos zuschlagen und niemand in fassen kann. Das ist ein absoluter Trugschluss.
Es gibt, wie wir aus Ermittlerkreisen erfahren haben, bereits einige Aufnahmen des Täters. Bislang wurden diese nicht veröffentlicht. Sie zeigen einen Mann in dunkler Kleidung mit weißer Maske. Hier stehen „Persönlichkeitsrechte“ gegen Ermittlungserfordernisse. Keine einfach Aufgabe für die Behörden, zu entscheiden, wie man vorgehen will.
Klar ist, die Kreise um den „Räuber mit der weißen Maske ziehen sich immer enger“.
Er fordert den Staat heraus und wird verlieren. Unklar ist, ob der Gesuchte bei Verstand ist oder einen „Show-Down“ provozieren will.
Klar ist, dass der Täter damit rechnen muss, beschossen zu werden, wenn er auf frischer Tat erwischt wird und eine Waffe in der Hand hat. Dieses Szenario droht auch, wenn er ermittelt wird und nicht aufgibt.
Möglicherweise gefährlich
Die kriminelle Energie ist enorm und deutet auf einen Täter hin, der entweder ohne Sinn und Verstand, aber mit ausreichend Instinkt handelt. Oder auf eine verzweifelte Person. Oder auf einen knallharten Profi. Vielleicht ist es auch eine Bande.
Unsere Nachfragen bei der Polizei ergeben nur eine Antwort:
Vorstellbar ist alles. Darauf sind wir auch vorbereitet. Wir ermitteln auf Hochtouren, um diesen Täter zu fassen.
Wir dokumentieren die bisherigen Taten, die vermutlich auf das Konto des Maskenräubers gehen:
- Am 21. August wurde in Zwingenberg eine Spielhalle in der Darmstädter Straße überfallen. Der Täter bedrohte die Anwesenden mit einer Pistole und erbeutete mehrere hundert Euro in Scheinen. Anschließend flüchtete der Täter zu Fuß in nördliche Richtung. Er war mit einer weißen Maske im Gesicht maskiert. Der Täter sprach akzentfreies Deutsch und war mit einer schwarzen Pistole bewaffnet.
- Ein bislang noch unbekannter Täter hat in der Nacht zum 29. August eine Spielhalle in der Gaußstraße in Lampertheim überfallen. Im Zuge der Fahndung der Polizei flüchtete ein 30-Jähriger Autofahrer vor einer Polizeistreife und konnte schließlich festgenommen werden. Die Beamten schließen ihn nach derzeitigem Stand aber als Täter aus. Der Täter bedrohte eine Kassiererin mit einer Schusswaffe und ließ sich mehrere Hundert Euro der Tageseinnahmen aushändigen, bevor er zu Fuß die Flucht ergriff. Er hatte das Gesicht hinter einer „Anonymous“ verborgen. (Bei der sofort eingeleiteten Großfahndung wurde eine Polizeistreife auf das Auto eines 30-Jährigen aufmerksam, der bei Erblicken der Polizisten umgehend die Flucht ergriff. Die Beamten folgten dem Fliehenden durch das Stadtgebiet von Lampertheim bis in die Biedensandstraße. Hier verließ der Fahrer, der aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis stammt, seinen Wagen und sprang in den Rhein. Mit Unterstützung eines Polizeihubschraubers sowie weiterer Polizeistreifen, unter anderem aus dem benachbarten Polizeipräsidium Mannheim, konnte er schließlich im Bereich eines Steges festgenommen werden. Im Rahmen der Ermittlungen der Heppenheimer Kriminalpolizei kommt er als Tatverdächtiger für den Überfall nicht in Betracht. Der Grund für sein Verhalten ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass er nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist und wahrscheinlich unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand.)
- Die Ermittlungen zu dem unbekannten Räuber dauern weiterhin an. Zeugen, denen der Beschriebene vor der Tat oder bei seiner Flucht aufgefallen ist, werden gebeten, sich mit dem Kommissariat 10 unter der Rufnummer 06252/706-0 in Verbindung zu setzen. Ob ein Zusammenhang mit einer weiteren, gleichgelagerten Tat in Zwingenberg besteht, müssen die weiteren Nachforschungen zeigen.
- Am frühen Morgen des 31. Augustes betrat ein maskierter Mann eine Spielhalle in der Darmstädter Straße in Zwingenberg und bedrohte die Angestellte mit einer Schusswaffe. Danach flüchtete der Räuber mit mehreren hundert Euro Beute zu Fuß in östliche Richtung. Er sprach akzentfreies Deutsch. Zur Tatzeit war er mit einer weißen Plastikmaske und einer Kapuze maskiert und trug komplett schwarze Kleidung.
- Am frühen Morgen des 10. Septembers betrat ein maskierter Täter eine Spielhalle in der Oppenheimer Straße in Riedstadt-Wolfskehlen und bedrohte die Angestellten und Gäste mit einer schwarzen Schusswaffe. Er erbeutete mehrere Hundert Euro und flüchtete anschließend zu Fuß in Richtung Bahnhof. Er sprach Deutsch ohne erkennbaren Akzent. Maskiert war er mit einer weißen Plastikmaske.
- Am Abend des 10. Septembers versuchte ein Unbekannter eine Tankstelle in der Rathausstraße in Viernheim zu überfallen. Der Mann bedrohte die Kassiererin mit einer Pistole. Als jedoch weitere Kunden den Innenraum betraten, ließ der Räuber von seinem Vorhaben ab und rannte davon. Auffällig war der weiße Schal, mit dem er sich zur Tatzeit maskiert hatte.
- Am späten Abend des 11. Septembers wurde eine Tankstelle in der Mannheimer Straße in Viernheim von einem bewaffneten Räuber überfallen. Der maskierte Mann forderte die Angestellte zur Herausgabe der Kasseneinnahmen auf. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, deutete er auf eine im seinem Hosenbund steckende Schusswaffe. Dann flüchtete er mit mehreren hundert Euro Beute zu Fuß in Richtung Rhein-Neckar-Zentrum.Er wurde mit weißem Tuch vor dem Gesicht beschrieben.
- Ob ein Tatzusammenhang mit einem weiteren Vorfall am Sonntag (11.09.) in der Mannheimer Straße besteht, müssen die laufenden Ermittlungen zeigen. Das Kommissariat 10 ermittelt in diesem Fall. Zeugen, die Hinweise zu dem Täter geben können, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 06252/706-0 zu melden.
- Am frühen Morgen des 17. Septembers betrat ein männlicher Täter eine Spielhalle in der Gaußstraße in Lampertheim. Er bedrohte die Angestellte mit einer Pistole, erbeutete so mit mehrere hundert Euro und flüchtete zu Fuß. Von den anwesenden Gästen haben nur wenige etwas von der Tat mitbekommen. Er wurde mit einer weißen Maske, die sein Gesicht verhüllte, beschrieben. Er trug bei Tatausführung Handschuhe und soll akzentfreies Deutsch gesprochen haben.
- Am Abend des 20. Septembers überfiel ein maskierter und mit einer Pistole bewaffneter Räuber eine Spielothek in der Freiburger Straße in Weinheim. Der mit einer weißen Maske im Gesicht vermummte Mann bedrohte die beiden Angestellten mit einer schwarzen Pistole und entfernte sich anschließend zu Fuß in unbekannte Richtung.
- Gleich zwei Spielhallen wurden vermutlich vom gleichen Täter am Morgen des 25. Septembers überfallen. Um kurz vor 01:00 Uhr betrat der unbekannte Räuber in Zwingenberg eine Spielhalle in der Darmstädter Straße. Er erbeutete mehrere hundert Euro Bargeld. Anschließend flüchtete er zu Fuß über einen kleinen Weg zwischen Spielhalle und der benachbarten Tankstelle. Nur eine halbe Stunde später betrat er in Lampertheim, in der Gaußstraße eine Spielhalle und erbeutete auch hier mehrere hundert Euro Bargeld. Der Räuber flüchtete zu Fuß in unbekannte Richtung.
- Am 27. September wurde eine Spielhalle in der Heidelberger Straße in Viernheim überfallen. Ein Mann bedrohte die 54-jährige Angestellte in Anwesenheit mehrerer Gäste mit einer Pistole. Er erbeutete mehrere hundert Euro. Sein Gesicht war mit einer weißen Maske verhüllt.
- Am 09. Oktober überfiel ein mit einer Pistole bewaffneter Täter eine Spielothek in der Mainstraße in Bürstadt und flüchtete zu Fuß mit einigen hundert Euro. Obwohl in der Spielothek mehrere Personen in verschiedenen Zimmern anwesend waren, wurde die Tat lediglich von einem Gast bemerkt. Täterbeschreibung: Männliche Person, schlanke Figur, 170 – 175cm, 20 – 25 Jahre, dunkelbraune Augen mit dunklen Ringen um den Augen, Dreitagebart, dunklere Stimme mit ausländischen (türkischen) Akzent Bekleidung: Schwarzer Jogginganzug mit orangefarbenen Streifen, dunkles Oberteil mit Kapuze, weiße „Anonymous“ Maske mit schwarzer Gesichtszeichnung, schwarze Handschuhe, weiße Sport-Sneakers mit seitlichen schwarzen Streifen (evtl. Puma), dunkle Bauchtasche.
- Am frühen Morgen des 14. Oktobers bedrohte ein Mann in der Spielhalle in der Ernst-Ludwig-Straße in Lampertheim die Angestellte mit einer Schusswaffe. Der Räuber verstaute seine Beute, in Höhe von mehreren hundert Euro, in einer Bauchtasche und flüchtete zu Fuß in unbekannte Richtung. Er trug bei Tatausführung eine weiße Maske, Bauchtasche, schwarze Handschuhe und war mit einer Pistole bewaffnet.
- Am 16. Oktober betrat ein bislang unbekannter Maskierter eine Spielhalle in der Freiburger Straße in Weinheim. Er bedrohte die anwesende Angestellte mit einer schwarzen Pistole und flüchtete mit seiner Beute von wenigen Hundert Euro zu Fuß. Er trug eine weiße Plastikmaske mit schwarzer Marmorierung.
- In der Nacht zum 19. Oktober überfiel ein Räuber eine Spielothek in der Lilienthalstraße in Heppenheim. Der Täter war komplett dunkel gekleidet und trug eine weiß-schwarze Maske. Er bedrohte die Angestellt mit einer Schusswaffe. Er erbeutete mehrere hundert Euro und flüchtete. Die Angestellte erlitt einen Schock, blieb ansonsten aber unverletzt. Weiterhin befanden sich noch drei Kunden in der Spielothek.
Die Frage ist, welche Zeugen eine Person kennen, auf die die Beschreibung passt und die Ermittlungen der Polizei unterstützen können. Jede Polizeidienststelle nimmt Hinweise entgegen.
Die Ermittler sind hochgradig alarmiert und hoffen auf Hinweise aus dem Umfeld des Täters, der möglicherweise in großer Geldnot ist oder mit Geld um sich wirft, ohne das klar ist, woher sein „Reichtum“ stammt.
Die Polizei schätzt den Mann aufgrund seines Verhaltens als potenziell sehr gefährlich ein, obwohl unklar ist, ob er „nur“ eine Schreckschusswaffe oder eine scharfe Waffe mit sich führt. Aufgrund der „Schlagzahl“ der Überfälle gehen die Ermittler von einem „Raub-Rausch“ aus.
„Selbstverständlich kriegen wir ihn“, sagt uns ein Ermittler vertraulich: „Vor allem dann, wenn er weiter aktiv bleibt und das wird er. Und mit jedem Überall verdichtet sich die Spurenlage.“
Sprich – würde der Täter aufhören, hätte er ein kleine Chance zu entkommen – dagegen steht der „Kick“.
„Straftäter dieses Kalibers handeln vermeintlich rational – genau das ist eines unserer Probleme. Wenn seine vermeintliche Überlegenheit zusammenbricht, gibt er auf oder startet das „große Finale“, sagt der Ermittler. Und: „Das braucht niemand.“
Deswegen werde „dezent“ ermittelt – der Täter wird als potenziell gefährlich eingeschätzt und muss im Zweifel mit sofortigem Beschuss rechnen. Immerhin hat er über ein Dutzend Mal Menschen mit einer Schusswaffe bedroht – das ist kein Spiel, sondern „todernst“. In entsprechenden Situationen haben Polizeibeamte keine Möglichkeit, eine scharfe Waffe von einer Schreckschusswaffe zu unterscheiden und müssen handeln.
Personen aus dem Umfeld des Täters sind aufgerufen, dem Handeln des Räubers ein Ende zu setzen und den Zugriff durch Hinweise an die Polizei zu ermöglichen.
Zeugen melden bitte der Polizei verdächtige Beobachtungen.