Mannheim, 20. Juli 2017. (red/momo) Wichtigstes Thema im Konversionsaussschuss am vergangenen Dienstag war die zukünftige Gestaltung des Verkehrs auf der Fläche Benjamin-Franklin – denn der Verkehr wird laut Prognose noch zunehmen.
Von Moritz Bayer
Franklin ist aus mehreren Perspektiven zu betrachten, da ist einmal der Verkehr innerhalb des Quartiers, aber ebenso die Anbindung nach außen, die es zu beachten gilt. Daher kommt hier auch nur ein Gesamtmobilitätskonzept infrage,
erklärte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die umfangreichen Betrachtungen.
Herr Hoffmann von der MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH (MWSP) gab dann einen Überblick über den Stand der Planungen. Für das Benjamin-Franklin-Village werden fünf Ansätze besonders beachtet:
Fünf Kernthemen zu beachten
Die “Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer”: Ob Bus, Bahn, Auto, Rad, oder zu Fuß – das Franklin-Areal soll eine ausgewogene Mischung aller Verkehrsarten bieten und somit für keine Form Nachteile haben. Das Stichwort “Quartier der kurzen Wege” soll mit Leben erfüllt werden und Bewohner wie Besuchern die Möglichkeit geben, auf egal welcher Weise gut und sicher zu ihrem Ziel zu gelangen.
“Die Verkehrsfläche als nutzbaren Raum wahrnehmen”: Wiesen zwischen Radwegen können Platz für spielende Kinder bieten, Bäume und Pflanzen verschönern Parkbuchten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, das Ziel dabei muss sein, trotz der Verkehrswege ein ästhetisches Gesamtbild zu bewahren, in dem sich Menschen gerne aufhalten.
ÖPNV mit neuen Ideen
“Innovative und umweltfreundliche ÖPNV-Angebote” sollen Menschen unkompliziert von A nach B befördern. Neben den Stadtbahnen werden hier E-Busse eine große Rolle spielen. Des Weiteren läuft ein Testbetrieb autonom fahrender Kleinfahrzeuge, die beispielsweise ältere Menschen auf Bestellung wie Taxen transportieren können.
Die “Ergänzung des ÖPNV durch individuelle Angebote und ideale Verknüpfung aller Dienstleistungen” zielen beispielsweise auf Carsharing ab. Auch die immer größer werdende Branche der Mietfahrräder wird hier beachtet. Für Anwohner, aber besonders auch Besucher soll gewährleistet werden, dass man so einfach wie möglich, idealerweise über einen gemeinsamen Anbieter, auf sämtliche Angebote zugreifen kann. Ein “Angebotsdschungel” schreckt eher ab, als dass er hilft.
Zuletzt spielt auch die von vielen ungeliebte “Parkraumbewirtschaftung” eine tragende Rolle. Herr Hoffmann stellte klar:
Ohne entsprechende Bewirtschaftung geht es leider nicht. Anwohner, die aus Bequemlichkeit nicht in ihre Tiefgaragen fahren, sondern die eigentlich für Besucher vorgesehenen Stellplätze benutzen, können wir uns einfach nicht erlauben, denn der Raum ist nicht endlos.
Eine ausgeglichene Anzahl verschiedener Stellplatzmöglichkeiten soll Abhilfe schaffen.
Verkehr wird steigen – Mannheim muss proaktiv werden
Verschiedene Modelle sagen für den Mannheimer Verkehr bis 2030 eine Zunahme von 8,3 Prozent voraus. Täglich würde dies mehr als 100.000 zusätzliche Fahrten bedeuten. Mittels moderner Simulationen wurden kritische Punkte an den Konversionsflächen überprüft, dabei werden (ähnlich der Schulnoten) sechs mögliche Kategorien zur Auswahl gestellt, die von A (sehr gut) bis F (ungenügend) reichen.
Die gute Nachricht ist, dass sämtliche Punkte der Konversionsflächen bei Einhaltung der derzeitigen Planung verkehrsstabil blieben. Dies bedeutet aber nicht, dass eine freie Durchfahrt zu jeder Tageszeit möglich ist, sondern nur eine Mindestnote von D – eben ausreichend.
Auf den Einwand seitens der CDU, dass solche Simulationen irreführend seien, da sie früher einen ordentlichen Streckenverlauf an Stellen “prophezeit” hatten, an denen heute regelmäßig Chaos herrsche, konterte Oberbürgermeister Kurz:
Die Simulationen waren sehr wohl relativ genau. Der damals noch nicht feststehende Plankenumbau stellt die davor herrschenden Verhältnisse natürlich auf den Kopf, aber das können Sie nicht der Simulation anlasten.
Bei der Wasserwerkstraße oder dem Kreisel beim Platz der Freundschaft besteht erheblicher Nachbesserungsbedarf, will man nicht in Richtung E (mangelhaft) rutschen. Dazu werden verschiedene Konzepte geprüft, deren Abstimmung beim jetzigen Stand aber noch keinen Sinn gemacht hätten.
Herr Hoffmann sagte zusammenfassend:
Auch wenn der Kreisel mit Bahnverkehr einen zeitweise Rückstau für die Pkws bedingt, gilt für Franklin das Gleiche wie meist generell: Je weniger Autos, desto besser der Verkehr und kleiner etwaiger Rückstau. Wir müssen und werden versuchen, möglichst viel des Personentransports auf andere Verkehrsmittel zu legen.
Auf Nachfrage der Bezirksratsvertretung wurde zugesagt, den betroffenen Bezirksbeiräten zukünftig Entschlüsse und Vorschläge/Konzepte schneller vorzulegen. Denn das Interesse in der Bevölkerung sei groß, schnelle Informationsweitergabe daher entsprechend wichtig.