Mannheim, 20. September 2013. (red/ld) Weltweit 1.250 Stellen will der frühere Baukonzern Bilfinger SE mit Sitz in Mannheim in den kommenden zwei Jahren streichen. Betroffen davon sind die Stellen in der Verwaltung der Teilkonzerne, die im kommenden Jahr aufgelöst werden sollen. Der Stellenabbau soll sozial verträglich gestaltet werden und ist Teil der Umstrukturierung des Konzerns, der sich in den vergangenen zehn Jahren zu einem Industriedienstleister gewandelt hat.
Von Lydia Dartsch
Die Zahl alleine trifft: 1.250 Stellen wird die Bilfinger SE in den kommenden zwei Jahren abbauen – weltweit und nur in der Verwaltung seiner Teilkonzerne. Von den insgesamt rund 70.000 Mitarbeitern sind in diesem Bereich 9.000 Menschen beschäftigt. Das operative Geschäft sei von dem Stellenabbau nicht betroffen, sagte Pressesprecher Sascha Bamberger auf Anfrage.
Wie viele Stellen wo abgebaut werden, werde sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Mit dem Betriebsrat sei verabredet worden, den Stellenabbau sozial verträglich zu gestalten. Das bedeutet, dass frei gewordene Stellen entweder nicht wieder besetzt oder intern besetzt würden:
Wir hoffen, dass wir so wenig betriebsbedingte Kündigungen aussprechen müssen wie möglich.
Der Stellenabbau ist Teil einer tiefgreifenden Umstrukturierung des Konzerns. Ab dem kommenden Jahr werden die sieben Teilkonzerne in 14 Divisionen der Bilfinger SE aufgehen. Der Konzern soll dadurch zentralisiert und stärker vernetzt werden. Diesen Wandel zu vollziehen war das Ziel, mit dem der ehemalige hessische Ministerpräsdent Roland Koch (CDU) vor zwei Jahren als Vorstandsvorsitzender angetreten war.
Angesichts der Entwicklung scheint die Umstrukturierung sinnvoll: In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern eine dreistellige Anzahl von Firmen gekauft und sein Kerngeschäft grundlegend verändert: Anstelle des Baugeschäfts machen nun Industrie- und Immobiliendienstleistungen mit rund 85 Prozent den Großteil des Umsatzes von 8,5 Milliarden Euro (2012). Nur noch 15 Prozent des Gesamtumsatzes bringt das Baugeschäft ein. Stattdessen werden jetzt Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien unterhalten, gewartet und effizienter gestaltet. Man arbeite beispielsweise in Osteuropa daran, Kraftwerke effizienter zu betreiben und sie an die Erfordernisse von EU-Richtlinien anzupassen, sagte Herr Bamberger. Dennoch bezeichnen viele Medien das Unternehmen bis heute fälschlicherweise als „Baukonzern“.
Tiefgreifende Umstrukturierung ab 2014
Aus den Zukäufen der vergangenen zehn Jahre sind sieben Teilkonzerne entstanden, die ab dem 01. Januar 2014 in die Bilfinger SE aufgehen sollen. Jeder dieser Teilkonzerne bilde eine selbständig funktionierende Unternehmenseinheit, mit jeweils einer vollständigen Verwaltung. Dadurch käme es teilweise zu Doppelkapazitäten, die man durch die Umstrukturierung vermeiden wolle.
Neben Einsparungen an Personalkosten in Höhe zwischn 80 und 90 Millionen Euro im Jahr ab 2015, sei ein weiteres Ziel der Umstrukturierung die stärkere Vernetzung innerhalb des Konzerns, so Herr Bamberger. Dadurch erhofft man sich im Unternehmen besser und effizienter zusammen arbeiten zu können.
Verschlankung und Vernetzung als Ziel
Warum der Stellenabbaus gerade jetzt angekündigt wird, darüber will sich das Unternehmen nicht äußern. Es gebe keinen Grund für diesen Zeitpunkt. Es sei lediglich der nächste Schritt in diese Richtung, so der Pressesprecher.
Angesichts der Börsendaten der vergangenen zehn Jahre, ist der Kurs stetig am Wachsen – abgesehen von einem Einbruch 2011 durch die Finanzkrise. Man habe dennoch am gewählten Kurs festgehalten: Die Anleger wüssten das zu schätzen. Sicherheit und klare Vorgaben wünsche sich der Konzern derzeit von der Politik zum Thema Energiewende. Man sei in allen Bereichen der Energieerzeugung vertreten, sagte Herr Bamberger:
Wir könnten von ihr profitieren, wenn sie denn mal umgesetzt würde.