Mannheim/Südwesten, 20. Juli 2016. (red/cr) Der gescheiterte Militärputsch in der Türkei hat weitreichende Folgen, auch hier in Deutschland vor der Haustür. Die Türkei ist ein beliebtes Reiseziel. Wie reagieren Urlauber und Reiseanbieter? Und was muss man wissen, wenn man seine gebuchte Reise umbuchen oder stornieren will? Interview mit Chris Rihm, dem Inhaber des Reisebüros „Reiseland Rihm“.
Interview: Christin Rudolph
Der Putschversuch in der Türkei kommt gerade zur Reisezeit. Herr Rihm, was bedeutet der Putschversuch in der Türkei für Urlauber?
Chris Rihm: Der Putschversuch bedeutet eine gewisse Unsicherheit. Das merkt man in den Beratungsgesprächen und bei den zahlreichen Telefonanrufen. Sehr viele Kunden sind verunsichert, obwohl die Lage in den Touristengebieten derzeit absolut ruhig ist.
Wie reagieren Ihre Kunden? Gibt es viele Stornierungen und Umbuchungen?
Rihm: Es gibt durchaus Stornierungen und Umbuchungen. In unserem Büro gab es viele Umbuchungen in andere Zielländer, weil die Kunden die Türkei für sich persönlich nicht als sicheres Reiseziel empfinden. Dann beraten wir und weisen natürlich darauf hin, dass es in den Touristengebieten ruhig ist. Aber die Urlauber müssen sich wohlfühlen. Es gibt natürlich auch Kunden, die trotzdem in die Türkei fliegen, aber das ist sehr individuell.
Welche Rechte habe ich, wenn ich meinen Urlaub in der Türkei stornieren will?
Rihm: Umbuchungsrechtlich sind die Regeln sehr streng; bis Sonntag/Montag konnte man abhängig vom Veranstalter noch kostenlos stornieren oder umbuchen, wenn man einen Flug oder eine Pauschalreise mit Abreise bis 18.07.2016 gebucht hatte. Wenn man jedoch einen Flug oder eine Reise ab heute gebucht hat, dann muss man kurzfristig mit 80 bis 90 Prozent Stornokosten rechnen, das ist üblich am kurz vor der Abreise. Das Auswärtige Amt hat nämlich keine Reisewarnung ausgesprochen. Ich kann jedoch die Kommunikationspolitik der Veranstalter nicht nachvollziehen. Als ich die Nachricht von Putsch bekam, bin ich ins Büro gegangen und habe alle Kunden kontaktiert, die in den nächsten zwei Wochen in die Türkei abreisen wollten. Auf den Internetseiten vieler Veranstalter finden sich jedoch keine Informationen dazu. Es gibt kaum einen offenen Umgang mit dem Thema.
Wie gefährlich schätzen Sie die Lage ein? Würden Sie aktuell selbst in die Türkei reisen?
Rihm: Ich selbst würde jederzeit in die Touristengebiete reisen. Man muss sich immer fragen: Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen? Auch in Mannheim kann etwas passieren, ich muss nicht in den Urlaub gehen um mich einem Risiko auszusetzen. Ich selbst habe mit meiner Familie im April eine Mietwagenrundreise in Israel gemacht. Die Diskussion in den Medien verstehe ich teilweise nicht. Viele Menschen reden über die Türkei, reisen aber in Länder wie Ägypten, Tunesien, Indonesien – alles Länder in denen die Menschenrechte nicht gerade hochgehalten werden. Da wird mit zweierlei Maß gemessen.
Gibt es mehr Kunden die umbuchen oder stornieren oder Kunden die ihren Urlaub unbeirrt antreten?
Rihm: Etwa die Hälfte macht sich momentan Gedanken zu Umbuchungen. In den vergangenen Monaten sind die Preise für Ziele in der Türkei bereits gesunken, wegen der Terroranschläge. Daher wird es oft teurer, wenn man in andere Zielländer umbucht. Es gibt auch Stornierungen, aber als Kunde muss ich mir im Vorfeld überlegen, wohin ich reise. Wir weisen darauf hin, zum Beispiel bei Ägypten, dass das nicht gerade ein politisches Paradies ist. Aber viele Kunden lassen sich durch die niedrigen Preise locken. Wir hatten auch schon Kunden, die geweint haben – das Thema ist sehr emotional und nimmt viele Menschen persönlich mit. Jeder muss letztendlich für sich selbst überlegen, wie er das Risiko bewertet – wir können beratend zur Seite stehen, aber nicht die persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen treffen.
Anm. d. Red.: Hinweis zur Transparenz. Das Reiseland Rihm ist Werbekunde beim Rheinneckarblog. Wir trennen redaktionelle Inhalte und Werbung strikt. Selbstverständlich sind unsere Kunden themenbezogen als Experten Ansprechpartner für uns.