Mannheim, 20. Januar 2015. (red) Seit Oktober ist Nikolas Löbel (28), eher von schmächtiger Erscheinung, der neue „starke Mann“ der CDU Mannheim. Er ist auch Vorsitzender der Jungen Union. Er ist ehrgeizig und gilt als „Nachwuchstalent“. Warum eigentlich? Seit er die CDU Mannheim übernommen hat, macht er so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann.
Von Hardy Prothmann
Wenn man dieser Tage mit erfahrenen CDU-Mitgliedern redet, dann hört man sehr wenig „Gutes“ über den jungen Nachwuchspolitiker Nikolas Löbel. Eigentlich hört man nicht nur wenig, sondern gar nichts Gutes.
Mitglieder-Befragung zur BUGA 23? Komplett daneben. Probleme erzeugt, statt Gestaltung vorangetrieben. „Die CDU hat erst um Zustimmung gebeten, jetzt stellt sie das Projekt in Frage. So macht man sich unglaubwürdig“, sagt uns jemand.
„Mannheim sagt Ja zu Flüchtlingen“? Der CDU-Kreisverband sagt Nein zur Unterstützung und fordert CDU-Mitglieder auf, trotzdem hinzugehen. So stiftet man Verwirrung.
CDU-Käfertal und CDA „linksradikal“?
Die CDU-Käfertal macht trotzdem bei „Mannheim sagt Ja“ mit, auch die Christlich-Demokratische-Arbeitnehmerschaft (CDA) Mannheim. Der CDU-Kreisvorsitzende Löbel meint, man mache keine gemeinsame Sache mit Linksradikalen. Sind CDU-Käfertal und CDA also „linksradikal“, weil sie mitmachten? So macht man sie keine Freunde:
Die CDU ist nicht die AfD, noch ein Ableger light der Republikaner. Herrn Löbel sollte bewusst sein, dass der Wähler stets das Orginal und nicht die billige Kopie wählt,
schreibt Sven Kühni, Vorsitzender der JCDA (Jungen Christlich Demokratisch Arbeitnehmerschaft Nordbaden) an uns. Und Herr Kühni verweist im Gespräch auf die Stadt Duisburg und große Probleme für die dortige CDU – er sieht frappierende Ähnlichkeiten zur CDU in Mannheim. Der rechte Aufschwung in Duisburg droht seiner Meinung auch Mannheim, wenn hier ähnliche Fehler gemacht werden.
Närrische Zeiten
Alexander Fleck, nach dubiosen Blaulicht-Geschichten aktuell besser bekannt als närrischer Alexander I. und neuer Stadtprinz, wird als Oberbürgermeister-Kandidat in einer Lokalzeitung gehandelt und dementiert kurz darauf in derselben Lokalzeitung, dass er mehr als ein närrischer Prinz werden will. Sowas kann man „narrisch“ nennen. Oder auch ein komplettes Strategiedesaster.
Denn den Überraschungsprinzen als Thronfolger des amtierenden Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz (SPD) will Euer Gnaden Nikolas I. erst am 19. Februar, also am Tag nach Aschermittwoch gleichermaßen als Phönix aus der Asche präsentieren. Dass der Kandidat noch durch den Kreisvorstand und eine Mitgliederversammlung bestätigt werden muss, um als offizieller CDU-Kandidat ins Rennen zu gehen, scheint Herr Löbel nur als Formalie zu betrachten.
Der geheimnisvolle Kandidat
Wen er dafür ausgesucht hat, weiß niemand. Auch nicht in der CDU. Herr Löbel hütet das Geheimnis um den Kandidaten einsam. Der geheime Kandidat verpasst derweil alle Neujahrsempfänge und andere Präsentationsmöglichkeiten, um sich dar- und vorzustellen. Während Amtsinhaber Dr. Peter Kurz schon voll im Wahlkampfmodus ist und viele Möglichkeiten nutzt, um sich souverän als überparteilicher Bewerber um eine weitere Amtszeit zu präsentieren.
Jüttner, Südmersen, Sandel, Weiss, Schlichter – wo war Löbel? Einkaufen?
Gerade auch am vergangenen Samstag. Vor 12.000 Menschen bei „Mannheim sagt Ja zu Flüchtlingen“. Der bislang größten Gegendemo gegen „Pegida“ in Süddeutschland, einer der größten Kundgebungen für Fremdenfreundlichkeit im ganzen Land. Auf der Bühne steht ein souveräner, glaubwürdiger Amtsinhaber, der die Menschen erreicht. Und unter den Teilnehmern sind sehr viele CDU-Mitglieder wie der Erste Bürgermeister Christian Specht, sein Kollege Michael Grötsch, das Urgestein Prof. Dr. Egon Jüttner (MdB), der CDU-Fraktionsvorsitzende Carsten Südmersen, der Fraktionsgeschäftsführer Mathias Sandel, Stadträtin Dr. Adelheid Weiss (integrationspolitische Sprecherin), Stadtrat Konrad Schlichter (sozialpolitischer Sprecher) und – es sind zu viele, um sie alle aufzuzählen.
Wer fehlte, war Herr Löbel. Auch Herrn Claudius Kranz hat niemand gesehen. Bei Herrn Südmersen wundert sich hingegen kaum jemand über ein schwaches Rückgrat.
Herr Löbel ist quasi „entschuldigt“. Der hatte zu tun. Kurz vor der Demo hat ihn eines unserer Redaktionsmitglieder mit Einkaufstüten durch die Stadt laufen sehen. Auf Anfrage, warum er nicht teilgenommen hat, verweist er uns ohne Antwort auf die Pressemitteilung des CDU-Kreisvorstands.
CDU in Nöten – erst Mappus, dann Hauk, dann Löbel?
Die CDU Mannheim will also gegen einen sehr präsenten Dr. Peter Kurz einen jetzt schon „befleckten“ Kandidaten positionieren, den noch keiner kennt. Und das wird noch einen Monat lang so bleiben.
Der „Überraschungskandidat“ ist entweder ein absoluter Profi mit einer merkwürdigen Strategie und kommt nicht von unten, sondern von ganz oben – oder er ist Nikolas Löbel auf den Leim gegangen, wie zuvor viele andere auch.
Der neue Kreisvorstand der CDU ist 28 Jahre jung. Hat gerade mal eben einen Bachelor geschafft, wo andere aus CDU-Kreisen schon das zweite oder dritte Kind erwarten und das Haus bauen oder verschönern.
Als Landesvorsitzender der Jungen Union Baden-Württemberg scheint er prädestiniert für eine „politische Karriere“ – die CDU muss sich die Frage stellen, wie erfolgreich sie mit dem Konzept dieser „Nachwuchsförderung“ ist.
Sie hat die Macht im Land verloren. Ein Herr Mappus ist ein Totalschaden für die CDU. Einen Herrn Hauk kann man möglicherweise noch als Kasko-Schaden verbuchen – wenn man gut versichert ist.
Die CDU in Baden-Württemberg hat einen absoluten Generationenkonflikt. Es gibt die alten, erfahrenen. Die, die sich der Macht sicher waren. Es gibt den Nachwuchs, der denkt, er könne „Schaffe, schaffe, Häusle bauen“ als Marke fortführen und dabei übersieht, dass man selbst kein Häusle geschafft hat, sondern man nur mit dem Tippen auf dem Smartphone identifiziert wird.
Kurz setzt auf klassische CDU-Werte: Anstand und Respekt
Mit Nikolas Löbel ist trotzdem zu rechnen. Das klingt fast wie eine Drohung – denn woher soll die CDU so schnell Ersatz bekommen?
Wenn die alten, erfahrenen CDU-Politiker stolz auf ihre Arbeit sind und diese nicht in Echtzeit vernichtet sehen möchten, dann halten sie Ausschau nach „stabilen“ Kandidat/innen, die für Werte stehen und nicht nur davon reden.
Werte, auch das muss die CDU lernen, sind heute anders, als man das lange gewohnt war. Im Kern bleiben sie gleich: Anstand und Respekt. Der SPD-Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz steht dafür ein und hat im Handstreich der CDU jeden Wind aus den Segeln genommen.
Profil entscheidet
Der neue Kreisvorsitzende hat so ziemlich alles versemmelt, was man in kurzer Zeit versemmeln kann. „Sein“ Kandidat kann nur noch durch einen vermutlich despektierlichen Wahlkampf aufwarten – mit „Seriosität“, gar „Souveränität“ ist in der Kürze der Zeit nichts mehr zu holen.
Wer sich politisch auskennt, weiß, dass ein Amtsinhaber nur dann zu schlagen ist, wenn dieser „goldene Löffel“ geklaut hat oder so viel Mist gebaut hat, dass er unhaltbar geworden ist.
Ob die Mannheimer den Vorsitzenden der Mannheimer Liste, Stadtrat Christopher Probst, als echte Alternative sehen wollen, ist abzuwarten. Der Mann steht im Job, ist Stadtrat und hat rechtzeitig seine Kandidatur angemeldet. Er ist zumindest ein Herausforderer mit klarem Profil.
Droht ein bösartiger Wahlkampf? Sorgen sind berechtigt
Der mutmaßliche Bewerber der CDU, man könnte ihn auch „Donnerstag, 19. Februar“ nennen, ist, egal wie stark er sein sollte, schon jetzt beschädigt. Ist der Herausforderer wider Erwarten wirklich stark, sind wir auf einen spannenden Wahlkampf gespannt. Ist der Herausforderer schwach, muss man Sorge haben, dass bestenfalls ein langweiliger, schlimmstenfalls ein bösartiger Wahlkampf bevorsteht. Wenn man nicht auf „Augenhöhe“ boxt, geht es oft unter die Gürtellinie.
Egal, wie es ausgeht – der aktuelle CDU-Vorsitzende heißt Nikolas Löbel. Und er trägt die Verantwortung für die unselige Bürgerbefragung, für den PR-Gau in Sachen „Mannheim sagt Ja“ und für die schon jetzt vergeigte „Kandidaten-Kür“.
Die eigentliche Frage ist, wie lange sich die CDU diesen neuen Vorsitzenden leisten zu können glaubt.