Mannheim, 20. September 2016. (red/pm) Insgesamt 14 Umzugskisten voller historischer Dokumente hat der TSV 1846 Mannheim an das Stadtarchiv Mannheim abgegeben. Zahlreiche Akten, Protokollbände, Briefe, Fotos, Plakate und Urkunden, die bis ins Jahr 1863 zurückreichen, werden dort nun gemeinsam mit dem Rest des TSV-Archivs verwahrt, das bereits 1982 übergeben worden war.
Information des Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte:
„Bitte in das Archiv aufnehmen“. Diesen Satz, geschrieben auf einer Akte aus den 1980er Jahren über die Unterhaltung von Sportanlagen nahmen der Vizepräsident des TSV 1846 Mannheim, Joachim Hefele, und TSV-Historiker Dr. Lothar Wieser wörtlich: Insgesamt 14 Umzugskisten voller historischer Dokumente wurden an das Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte abgegeben und von dessen stellvertretendem Leiter Dr. Harald Stockert entgegengenommen.
Zahlreiche Akten, Protokollbände, Briefe, Fotos, Plakate und Urkunden, die bis ins Jahr 1863 zurückreichen, werden nun beim Stadtarchiv verwahrt. Und dort treffen sie auf alte Bekannte. Bereits 1982 war ein großer Teil des TSV-Archivs abgegeben worden. Mit den neuen Unterlagen kann nun so manche Lücke aus früheren Zeiten gefüllt und vor allem die jüngere Geschichte des Vereins geschrieben werden.
Im Zuge des Umzugs in das neue TSV-Sportzentrum am Luisenpark mussten alle Keller im bisherigen Domizil des TSV in der Stresemannstraße durchforstet und geräumt werden. Und so kam so mancher historischer Schatz zum Vorschein. Gefunden wurden unter anderem Vorstandsprotokolle der Jahre 1863 bis 1888, die längst verloren geglaubt waren. Sie dokumentieren den Wiederaufbau des Vereins, der nach der Revolution 1848/49 verboten und erst 1860 wieder zugelassen worden war.
Mitgliederlisten aus den Jahren nach 1889 illustrieren die Zusammensetzung des Vereins, der sich aus dem Bürgertum rekrutierte und über beste Verbindungen in die hohe Politik verfügte. Auch traurige Kapitel aus der TSV-Geschichte können nunmehr detaillierter nachvollzogen werden.
Die Liste aus dem Jahr 1933 zeigt, wie jüdische Mitglieder als „Nichtarier“ aus dem Verein ausgeschlossen wurden – darunter so prominente Namen wie Emil Neter, der in den zwanziger Jahren selbst dem Vorstand des Vereins angehörte, oder sein Bruder Eugen, der nachmalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Mannheim. Dieser teilte 1940 freiwillig das Schicksal der Mannheimer Juden und schloss sich deren Deportationszug nach Gurs an. Beide sollten das Dritte Reich überleben, im Gegensatz zu anderen ehemaligen TSV-Mitgliedern wie der Turnerin Martha Siegel, die in Auschwitz ermordet wurde.
Erstmals reichlich dokumentiert findet sich nunmehr auch die Nachkriegsgeschichte des TSV im Stadtarchiv. Die Vorstandsprotokolle der Jahre ab 1949 illustrieren den Wiederaufbau der Vereinsanlage ebenso wie die sportlichen Erfolge. So zeugen etwa Glückwunschkarten und Sportlerehrungen von den Meistertiteln etwa der Schwimmerin Helga Neuber-Schmidt und der Turmspringerin Ingeborg Busch in den frühen 1960er Jahren. Auch die Entwicklung zum Breitensport mit neuen Sportarten wie Bowling, Kung-Fu oder Aerobic kann nachvollzogen werden.
Die neuen Unterlagen sind mittlerweile verzeichnet und online über www.stadtarchiv.mannheim.de abrufbar. Einen kurzen Überblick dazu gibt es in den neuen Mannheimer Geschichtsblättern 31 (2016). Und unterdessen wird der TSV 1846 Mannheim weiterhin Mannheimer Sportgeschichte schreiben, die dann irgendwann ebenfalls im Stadtarchiv dokumentiert sein wird.“