Rhein-Neckar, 21. September 2013. (red/ld) Die Unsicherheit unter den Wählern ist groß. Mehr als zehn Millionen Menschen haben in den vergangenen Wochen den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung benutzt – fast doppelt so viele wie vor vier Jahren. Das Online-Tool soll die Wahlentscheidung erleichtern.
Von Lydia Dartsch
„Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre …“ Moment! Am Sonntag ist Bundestagswahl! Noch ein Tag Zeit, um sich zu überlegen, wo man morgen das Kreuz setzt. Ein Tag, um die Wahlprogramme aller 29 zugelassenen Parteien zu lesen und miteinander zu vergleichen – völlig utopisch!
Über zehn Millionen Nutzer
Anstatt das Wählen bleiben zu lassen, kann man seit elf Jahren den kostenfreien Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) nutzen. Gestartet war das Projekt im September 2002 zur Bundestagswahl. Seitdem informiert das Tool über die Standpunkte der Parteien zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen und bietet die Möglichkeit, diese mit den eigenen Ansichten zu vergleichen. In diesem Jahr nutzten über zehn Millionen Menschen das Programm – vier Millionen mehr als 2009.
Draufklicken, los gehts!
Den Wahl-O-Mat zu benutzen dauert keine fünf Minuten. Die Nutzung ist kostenfrei. Es werden keine Daten abgefragt und Werbung gibt es auch nicht. Draufklicken, los gehts: Zuerst werden dem Nutzer verschiedene Sätze, einer nach dem anderen, präsentiert. Das sind die Standpunkte der Parteien, die sich beteiligt haben. Man soll dann klicken, ob man den Sätzen zustimmt, sie ablehnt oder keine Meinung dazu hat. Dann wählt man neutral.
Ist man damit fertig, zeigt das Programm noch einmal alle Standpunkte und wie man dazu steht. Themen, die einem besonders wichtig sind, kann man nun mit einem Sternchen versehen. Diese werden in der Auswertung doppelt gewertet. Jetzt muss man nur noch die Parteien auswählen, mit denen man sich vergleichen möchte und der Wahl-O-Mat präsentiert die Partei, deren Thesen man am meisten zustimmt.
Pfrüfen Sie ihre Einstellung
Was bedeutet der große Zuwachs an Aufrufen? Sind die Menschen unsicher, ob ihrer Parteirichtung? Die eigene Einstellung zu überprüfen ist ein Versuch wert und führt zu interessanten Ansichten, wie bei einer Bekannten gestern. Unsicher darüber, wen sie am Sonntag wählen soll, klickte sie sich durch das Programm. Das Ergebnis: Die Linke! Die Frau war überrascht. Das war ihr dann doch zu radikal. Ihre Entscheidung beeinflusst die Erkenntnis trotzdem: Sie fühlt sich bestätigt. „Linke“ Politik fehlt dem Land. Aber Die Linke als Partei ist ihr fremd, sagt sie. Deshalb wird Sie am Sonntag SPD wählen, weil ihr soziale Themen wichtig sind.
Wie ist das bei Ihnen? Wenn Sie tatsächlich unsicher sind, machen Sie den Wahl-O-Mat. Sie erhalten nach den Antworten ein Ergebnis. Und gehen Sie wählen. Die Parteien achten sehr genau auf die Ergebnisse.
Wählen oder nicht-Wählen hat immer Folgen
Wenn Sie denken: Ist doch egal, ob ich wähle oder nicht, liegen Sie falsch. Denn ob Sie wählen oder nicht, erzeugt auf alle Fälle Ergebnisse. Je größer die Wahlbeteiligung ist, umso mehr profitieren etablierte Parteien. Aber umso mehr müssen sich diese auch verpflichtet fühlen. Um so geringer die Wahlbeteiligung ist, umso mehr profitieren kleinere Parteien und die großen müssen sich anstrengen. Wählen oder nicht-Wählen erzeugt so oder so eine Wirkung. Je mehr Menschen wählen, umso mehr fühlen sich Parteien „verpflichtet“ durch Ihre Stimme. Die Angst zu enttäuschen und diese zu verlieren, motiviert. Das ist wie in der Liebe oder beim Sport oder bei der Arbeit. Also: 🙂
Probieren Sie es aus – egal, ob sie wissen, wen Sie wählen wollen. Dann werden Sie bestätigt. Wenn Sie es nicht wissen, werden Sie motiviert.
Es gibt leider viel zu viele Länder auf dieser Welt, in denen demokratische Wahlen nicht möglich sind. Ihr „kleines“ Kreuz zeigt Wirkung. Garantiert.