Frankenthal/Rhein-Neckar, 19. Dezember 2014 (red/cb/pro) Gestern eröffnete der Fotograf Hardy Mueller seine Ausstellung „Homeland“ im Kunsthaus Frankenthal. Bis zum 19. Januar stellt er hier seine Bilder aus. Das Leitthema ist dabei die „Heimat“. Mit seinen Bildern erzählt er so Geschichten aus der ganzen Welt. Hardy Mueller arbeitet für bekannte Magazinen wie Geo oder Stern. Er ist ein People-Fotograf – seine Stars sind Menschen.
Von Carolin Beez
Das Kunsthaus in Frankenthal ist voll. Rund 500 Menschen sind zu der Eröffnung von „Homeland“ gekommen. So viele Besucher gab es noch nie. Die Begrüßung vom Oberbürgermeister Theo Wieder können die meisten nicht mit ansehen – sie passen nicht mehr in den Raum. Zu den Bildern an den Wänden muss man sich hindurchzwängen. Die Luft ist unglaublich stickig. Viele Besucher kennen den Fotografen und begrüßen ihn herzlich. Der Fotograf kommt kaum zu Atem.
Hardy Mueller – Fotoreporter
Hardy Mueller ist 49 Jahre alt. Er ist in Ludwigshafen am Rhein geboren und in Frankenthal aufgewachsen. In Bielefeld hat er Fotodesign studiert, bei Professor Jürgen Heinemann. Freunde beschreiben ihn als einen Mann, der alles für ein gutes Foto tun würde.
Egal in welche Schlammpfütze er sich legen muss oder wo er hochklettert, so lang das Foto gut wird, nimmt er das auf sich. Seit 1995 arbeitet er als freiberuflicher Fotograf.
Er sei kein Künstler, sagt er, auch wenn ihm das immer gesagt werde. Er wolle Geschichten erzählen, mit seinen Bildern. Am Liebsten fotografiere er deshalb Menschen. Menschengruppen, besser gesagt. Denn erst dann würde man interessante Beziehungen und Geflechte erkennen, die sich zu einer Handlung fügen können.
Seit 2001 ist er Fotoreporter – sein Traumjob. Im Auftrag von verschiedenen, renommierten Magazinen reist er um die Welt und fotografiert – unter anderem für Geo, das Greenpeace Magazin, den Stern und das Zeit Magazin. Das bedeutet viel harte Arbeit, bei der er sich nicht immer selbst verwirklichen kann.
Ich hatte nie vor eine Ausstellung zu machen,
sagt Hardy Mueller. Die Ausstellung „Homeland“ sei zu Stande gekommen, weil er oftmals sehr an die Vorgaben des Auftraggebers gebunden ist. Es sei ihm jetzt eine „diebische Freude“, auch die Bilder zu veröffentlichen, die man in Magazinen nicht sieht, sagt er. Ihm sei es bei seinen Fotos wichtig, das wahre Leben abzubilden. Man finde in der Ausstellung keine gestellten Szenen.
Momentaufnahmen – kurz Momente für eine lange Zeit
Hardy Mueller ginge es viel um Emotionen und Empathie. Im normalen Alltagsgeschehen würden die Menschen eine Geschichte nach der anderen abhaken. Da bemühe er sich sehr, einzelne Situationen festzuhalten, sodass die Welt kurz in dieser Momentaufnahme stehen bleiben kann.
Wenn man viel zu Bildern sagen muss, dann taugen sie nichts,
das habe sein Professor zu ihm gesagt, während des Studiums. Und Hardy Mueller nimmt es sich zu Herzen – seine Rede ist frisch, aber nicht strapazierend lang. Seine Bilder sollen für sich selbst sprechen. Die Menschen, die sie betrachten, sollen sich ihre eigenen Gedanken machen, ihre eigenen Geschichten assoziieren.
In seiner Ausstellung verarbeitet der Fotograf viele verschiedene Aspekte. Da gibt es zum einen die vielen Reisen die er in seiner Karriere unternommen hat. Verbunden mit der Frage „Wo ist Heimat?“ und „Wo ist sie nicht?“. Landschaftsbilder aus dem herrlichen Andalusien oder die Menschen und Kultur in Afrika.
„Homeland“ – zu Hause und da, wo man noch nie war
Deshalb findet man in „Homeland“ auch die einfachen, heimischen Dinge. So zum Beispiel das Leben im Kuhstall auf dem Bauernhof Breunig oder die Hochzeit der Schützenkönigin in Bayern. Der rote Faden, der sich durch die Ausstellung zieht, ist die Heimat. Überall in der Welt.
Um zu wissen, wo die eigene Heimat ist, muss man auch wissen, wo sie nicht ist,
sagt Theo Wieder, Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal, in seiner Begrüßungsrede. Denn wenn man in seinem Leben nur einen einzigen Ort gesehen hat, dann könne man den Begriff „Heimat“ gar nicht definieren. Gerade in der heutigen Zeit, in der es möglich sei, die ganze Welt zu bereisen, sei die Heimat nicht zwingend dort, wo man geboren und aufgewachsen ist, sondern auch da, wo man sich wohl fühlt – heimisch fühlt. Er sagt das mit Verweis auf die vielen Gastarbeiter, die ins ferne Frankenthal kamen, nur für ein paar Jahre und heute hier in Rente sind oder sogar schon die letzte Ruhe gefunden haben.
Das Kunsthaus Frankenthal
Die Bilder kann man im Kunsthaus Frankenthal besichtigen. Ursprünglich wurde das „Phillipp-Karcher-Haus“ von der früheren Zuckerfabrik als Betriebskindergarten genutzt. Danach wurde es an die Nationalsozialisten übergeben und später, nach dem Krieg, wieder als städtischer Kindergarten eröffnet.
Es diente als Asylheim für Flüchtlinge und Obdachlose, bis es 2003 von einem Brand zerstört wurde. Oberbürgermeister Theo Wieder setzte sich dann dafür ein, eine moderne, repräsentative Ausstellungsmöglichkeit zu schaffen. 2007 wurde das 140 Jahre alte Gebäude als „Kunsthaus“ eröffnet. Es verfügt über eine Ausstellungsfläche von ca. 250 Quadratmetern und kann so auch für Künstlerabende, Kammerkonzerte oder Lesungen genutzt werden.
Im Obergeschoss sind Atelierräume eingerichtet, die an den Frankenthaler Kunstverein „Die Treidler“ und an die Künstlerin Uschi Freymeyer vermietet sind. Die Ausstellung „Homeland“ ist noch bis zum 19. Januar, täglich von 14:00 bis 18:00 Uhr und Donnerstag von 14:00 bis 20:00 Uhr, geöffnet.