Rhein-Neckar, 20. Januar 2016. (red/pro) Politischer Journalismus macht viel Arbeit. So viele Termine. So viele Gespräche. So viele Unterlagen. Manchmal ist man redaktionell dankbar, wenn man viel davon einfach in den Papierkorb werfen kann. Das ist aktuell der Fall. Sagen wir danke? Nein.
Von Hardy Prothmann
Ganz ehrlich? Klingt irgendwie cool? Oder? Der Rheinneckarblog hat kein Interesse an einem Interview mit dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Ganz schön dreist.
Ganz ehrlich? Nichts daran ist cool. Wir sind entsetzt. Warum?
Wenn angeblich der Herr Ministerpräsident und seine Kollegin aus Rheinland-Pfalz tatsächlich „keinerlei“ Einfluss ausgeübt haben, dass Die Linke, die AfD und die FDP nicht zu Live-Gesprächen beim SWR eingeladen werden, weil sie noch nicht im Landtag vertreten sind, dann verlieren wir den Glauben an Journalismus und an Politik. Weil Herr Kretschman und Frau Dreyer nicht selbstverständlich sofort ihre Teilnahme auch abgesagt haben.
Haben ab sofort nur noch die eine Stimme, die an der Macht sind? Kann nicht sein.
Herr Kretschmann und Frau Dreyer wissen um die Entscheidung des SWR. Warum sagen Sie nicht: „Nein, darauf lassen wir uns nicht ein. Unter solchen Bedingungen stehen wir nicht zur Verfügung. Das gefällt uns ganz und gar nicht. Das ist absolut unjournalistisch und undemokratisch!“
Die Stimmen gibt es nicht. Die Ministerpräsidenten schweigen und verraten die Demokratie, die ohne Debatte eben keine ist. Sie nehmen es hin. Ohne sich zu wehren. Wie bitter.
Sie befördern damit die, mit denen sie angeblich nicht einverstanden sind. Die Undemokraten.
Die AfD bekommt so einen unverhofften Aufwind. Mehr Werbung geht nicht. Die angeblichen Anti-Demokraten werden durch angebliche Demokraten geradezu befördert.
Ist das „komisch“? Nein. Daran ist nichts lustig. Das ist Realität. Ganz im Ernst.
Und noch ernster ist, dass der überwiegende Teil der „etablierten Medien“ sich nicht trauen wird, demokratisch und journalistisch Stellung zu beziehen.