Ludwigshafen/Rhein-Neckar, 20. Oktober 2016. (red/pro) Aktualisiert. Gegen 14 Uhr kam es zu einem größeren Einsatz der Feuerwehr auf dem Gelände der BASF, der bis in den Abend andauerte. Der Grund sollen nicht näher benannte “Behälterreaktionen” sein. Andere Medien berichteten von einer “Evakuierung”. Nach unseren Informationen war das nicht der Fall. Mehrere Feuerwehren aus der Region waren mindestens in Bereitschaft gesetzt – darunter nach unseren Informationen auch die ATF Mannheim. Am Abend teilte die BASF mit, dass der Einsatz beendet ist.
Aktualisierung, 21:25 Uhr:
Mit Zumeldung von 20:07 Uhr teilte die BASF SE mit, dass eine mögliche Behälterreaktion vermieden werden konnte. Der Einsatz der BASF Werkfeuerwehr ist damit beendet. Nach unserer Einschätzung hat es eine Behälterreaktion gegeben, diese konnte aber kontrolliert werden, sodass kein Störfall eingetreten ist.
Um 18:54 Uhr informierte das Unternehmen:
“Der Einsatz der BASF Werkfeuerwehr im Werksteil Süd dauert an.
In einem kurzen Abschnitt eines Behälters ist aufgrund einer fehlenden Beimischung eines Produktes ein Temperatur- und Druckanstieg möglich. Um diesen zu vermeiden, wird das fehlende Produkt gezielt zugeführt. Dies wird voraussichtlich bis in die Abendstunden dauern. Es ist kein Produkt ausgetreten. Sobald der Einsatz beendet ist, werden wir die Öffentlichkeit informieren.
In dem Behälter befinden sich Ammoniak und Ethylenoxid. Beides sind wichtige Grundchemikalien, die bei der Herstellung zahlreicher Produkte Verwendung finden.
Sie sind laut Sicherheitsdatenblatt wie folgt gekennzeichnet:
Ammoniak
Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren.
Entzündbares Gas.
Giftig bei Einatmen.
Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
Sehr giftig für Wasserorganismen.
Ethylenoxid
Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren.
Extrem entzündbares Gas.
Verursacht schwere Augenreizung.
Verursacht Hautreizungen.
Giftig bei Einatmen.
Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
Kann die Atemwege reizen.
Kann Krebs erzeugen.
Kann genetische Defekte verursachen.
Schädigt die Organe (Nervensystem) nach längerer oder wiederholter Exposition (Inhalation).
Die Mitarbeiter in einem Radius von 100 Metern sind sicherheitshalber gebeten, ihre Gebäude nicht zu verlassen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten.”
Aktualisierung, 18:10 Uhr:
Auf Nachfrage teilt die BASF SE mit, dass es in einem Behälter zur Reaktion zweier Stoffe kam, die “normalerweise” nicht miteinander reagierten. Der Presseabteilung war Größe und Fassungsvermögen sowie Art der Produkte zum Zeitpunkt der Antwort noch nicht bekannt.
Der Behälter befindet sich “inhouse” in einem Betrieb. Durch die Reaktion kam es zu einer Temperaturerhöhung und damit auch einem höheren Druck. Die Feuerwehr kühlt den Behälter.
Eine Evakuierung hat nicht stattgefunden. Dies würde erst dann erfolgen, wenn absehbar wäre, dass die Kühlung nicht erfolgreich ist. Bis wann der Normalzustand wieder hergestellt werden kann, ist nicht abzusehen.
Hinweis: Alle Artikel zum Störfall am Montag lesen Sie hier.
Die BASF SE hat aktuell, 16:49 Uhr, diese dürftige Pressemitteilung versendet:
“Heute, 20. Oktober 2016, kam es gegen 14:00 Uhr in einem Betrieb im Werksteil Süd der BASF SE in Ludwigshafen zu einem Einsatz der BASF-Werkfeuerwehr. Diese wurde von einem Betrieb verständigt, um eine mögliche Behälterreaktion zu verhindern.
Sicherheitshalber wurden die Mitarbeiter in einem Radius von 100 Metern gebeten, ihre Gebäude nicht zu verlassen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Einsatz der Feuerwehr dauert derzeit noch an.
Die zuständigen Behörden sind informiert. Weitere Informationen folgen.”
Über Katwarn kam die Meldung:
“Ereignismeldung der BASF Ludwigshafen
Die Werkfeuerwehr der BASF Ludwigshafen bittet um Beachtung: Im Bereich des Blockfelds E 500 ist derzeit (14:11 Uhr 20.10.16) die Feuerwehr im Einsatz.
Wenn Sie sich innerhalb der roten Zone in den Blockfeldern G 400, E 500, F 503,, F 601, G 400, befinden, befolgen Sie bitte die Durchsagen der Feuerwehr und suchen Sie den nächstgelegenen internen Sammelplatz auf. Außerhalb des eingerichteten Warnbereichs gibt es keine Einschränkungen. Generell gilt: Achten Sie auf akustische Warnsignale wie den TYPHON und den JODELTON und befolgen Sie die Durchsagen der Feuerwehr. Schützen Sie sich selbst und unterstützen Sie die Arbeit der Feuerwehr, indem Sie Absperrungen beachten und den genannten Bereich meiden.”
Nach unseren Informationen ist die Analytische Task Force (ATF) der Freiwilligen Feuerwehr Mannheim, Abteilung Neckarau alarmiert worden. Hier die Selbstbeschreibung:
“Die bei der Feuerwehr Mannheim angesiedelte Analytische Task Force (ATF) stellt eine Kooperation zwischen der Stadt Mannheim und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) dar.
Aufgabe der ATF ist die Aufklärung von Schadensereignissen, bei denen mit der Freisetzung von radioaktiven Stoffen, biologischen Agenzien oder gefährlichen Chemikalien gerechnet werden muss. Von Seiten der Feuerwehr Mannheim wird das Einsatzpersonal und der Basisteil der technischen Ausrüstung gestellt, auf den das BBK hochmoderne Analysentechnik aufsetzt.
Die ATF-Einheiten sind damit eine Ergänzung der ebenfalls durch den Bund und die Länder gestellten ABC-Erkundungskraftwagen und Dekontaminationseinheiten, die großflächig bei den Feuerwehren Deutschlands stationiert sind und können von jedem Einsatzleiter im Rahmen der Amtshilfe angefordert werden. Die Anforderungswege in den Ländern sind landestypisch gestaltet.
Die ATF-Einheit Mannheim besteht aus einem Einsatzleitwagen, GW-Mess, 2 Erkundungskraftwagen sowie einem Gerätewagen-ATF. Neben den Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr sind in Mannheim auch Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr zugeordnet.”
Wir berichten nach, sobald Informationen vorliegen.