Ludwigshafen, 20. Mai 2019. (red/pm) Das Stadtmuseum im Rathaus-Center zeigt vom 26. April bis 27. Juli die Sonderausstellung “Eine Stadt und ihre Menschen in den 1950er-Jahren – Fotografien von Annedore Rieder”.
Information der Stadt Ludwigshafen:
“Die 1950er-Jahre waren für Ludwigshafen, seine Stadtentwicklung und sein wachsendes Selbstverständnis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine prägende Epoche. Die Industriebetriebe nahmen ihre Arbeit wieder auf, das Stadtbild veränderte sich, neue Bau- und Verkehrskonzepte entstanden. Im Zentrum der Ausstellung stehen jedoch die Menschen dieser Stadt, inmitten von Alltagssituationen. Fotografiert wurden sie von Annedore Rieder, die im Jahr 1919 als Annedore Reinhard in Ludwigshafen zur Welt kam.
Über die Ausstellung informierten die Leiterin des Stadtmuseums, Dr. Regina Heilmann, und der Kurator der Ausstellung, Wolfgang Knapp, bei einem Pressegespräch am 23. April 2019.
Annedore Rieder wohnte zunächst in der Hüttenmüller- und Hohenzollernstraße. Ab 1949 bezog sie mit ihrem Mann, dem Physiker Dr. Fritz Rieder, und ihren Töchtern Barbara, Ursula und Anne eine Wohnung im Ebertblock in der Ebertstraße in Friesenheim. Die in jungen Jahren erfolgreiche Leichtathletin und gelernte Chemotechnikerin begann mit 16 Jahren das Fotografieren und kam dadurch mit dem Ludwigshafener Fotografen Paul Carell in Kontakt. Dieser führte sie in die technischen und gestalterischen Grundlagen der professionellen und künstlerischen Fotografie ein. Als junge Mutter nutzte Annedore Rieder unter anderem ihre häufig per Fahrrad erledigten Einkaufsgänge, um “ihre” Stadt und deren Menschen fotografisch zu dokumentieren.
Ambivalente Verhältnisse und Stimmungen der Nachkriegszeit
Mit einer Mischung aus Talent, Technik, Einfühlungsvermögen, Menschenliebe und Diskretion schuf sie höchst qualitätsvolle und berührende Fotoarbeiten. Die Aufnahmen der 1950er-Jahre stehen dabei in der Tradition der künstlerischen Avantgarde der Weimarer Republik, der “photographie humaniste” Frankreichs, aber auch der zeitgenössischen Straßen- und Reportage-Fotografie. Mit dieser Prägung und ihrem Instinkt gelang es Rieder, die ambivalenten Verhältnisse und Stimmungen der Nachkriegszeit unmittelbar und ungeschönt einzufangen und wiederzugeben.
Nach ihrem Tod im Jahre 2007 gelangte ihr fotografischer Nachlass in den Besitz ihrer Töchter und wurde von Ursula Rieder sortiert. Die Tochter nahm Kontakt mit Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums, auf. In Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftler Wolfgang Knapp wurde 2018/2019 die Idee einer Präsentation ausgearbeitet – und damit die erste öffentliche Würdigung eines historisch und künstlerisch bedeutsamen Werks.
Motive aus Friesenheim, Hemshof, Oppau und der Innenstadt
Die Ausstellung zeigt Motive aus den Ludwigshafener Stadtteilen Friesenheim, Hemshof, Oppau und der Innenstadt. Annedore Rieder schuf diese schwarz-weiß-Arbeiten gewissermaßen im “Selbstauftrag”, erstellte für sich nur wenige Papierabzüge und hat zeitlebens ihre Fotoleidenschaft nicht publik gemacht. Objekte und Dokumente aus dem Besitz von Annedore Rieder sowie eine Bildschirmpräsentation weiterer Fotomotive ergänzten die Exponate.
Die Ausstellung präsentiert so eine behutsam kuratierte Auswahl aus dem Gesamtbestand der Fotografin. Entstanden ist ein eindrückliches Portrait von Menschen in ihrer Stadt Ludwigshafen zu einer Zeit, als der Wiederaufbau noch nicht vom sogenannten Wirtschaftswunder abgelöst worden war.
Die in der Ausstellung gezeigten modern prints in den Maßen 50 mal 50 Zentimeter wurden nach einer digitalen Restaurierung der Negative und in Anlehnung an die damalige Fototechnik auf Barytpapier gedruckt. Hinzu kommen weitere Fotoserien in Form einer Bildschirmpräsentation. Objekte und Dokumente aus dem persönlichen Besitz von Annedore Rieder werden als ergänzende Exponate gezeigt.
Informationen zur Ausstellung
Eröffnet wurde die Ausstellung am Donnerstag, 25. April 2019, um 19:00 Uhr im Stadtmuseum. Das Grußwort sprach Dietrich Skibelski, Bereichsleiter Kultur der Stadt Ludwigshafen. Die Ausstellung ist eintrittsfrei und wird von einem umfangreichen Begleitprogramm rund um Ludwigshafen in den 1950er Jahren ergänzt. Alle Veranstaltungen sind öffentlich und kostenlos. Neben den festen Führungen können geschlossene Führungen und Schulklassen oder Gruppen ab 6 Personen unter E-Mail stadtmuseum@ludwigshafen.de verbindlich vereinbart werden.
An folgenden Feiertagen ist das Stadtmuseum Ludwigshafen geschlossen: 1. Mai, 30. Mai und 20. Juni 2019. Ansonsten ist das Stadtmuseum mittwochs bis samstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet und barrierefrei zugänglich. Am Internationalen Museumstag, Sonntag, der 19. Mai 2019, ist das Stadtmuseum ebenfalls von 10 bis 17 Uhr offen. (Das Parkdeck des Rathaus-Centers hat sonntags allerdings geschlossen.)
Zur Ausstellung gehört auch ein Programmangebot für Kinder im Alter von etwa acht bis zwölf Jahren: An jeweils vier Nachmittagsworkshops zwischen Mai und Juli begeben sich die Kinder auf Zeitreisen in die 1950er-Jahre und auch das Thema Fotografie wird berücksichtigt. Auch diese Angebote sind kostenfrei, erfordern jedoch aufgrund begrenzter Teilnehmerzahl eine verbindliche Voranmeldung unter stadtmuseum@ludwigshafen.de.
- Projektleitung: Dr. Regina Heilmann
- Ausstellungskonzept und Kurator: Wolfgang Knapp M. A.
- Scantechnik und Bildbearbeitung: Peter Haag-Kirchner
- Unterstützung der Recherchen: Ursula und Anne Rieder, Roland Koch, Klaus Schirdewahn, Stadtarchiv Ludwigshafen
- Leihgaben: Ursula Rieder und Anne Rieder
- Produktion: Digitaldruck Graze, Mannheim
- Grafische Gestaltung: klement design – Holger Klement, Gaggenau
Die Ausstellung wurde großzügig finanziell gefördert von der Stiftung der ehemaligen Stadtsparkasse Ludwigshafen.
Für Rückfragen steht die Leiterin des Stadtmuseums, Dr. Regina Heilmann, unter E-Mail regina.heilmann@ludwigshafen.de zur Verfügung.”