Mannheim, 20. März 2015. (red/pm) Acht Wochen schwebte „Dodo am Tisch“ kopfüber durch den Raum und die weiße Frau in „Weiblicher Akt im Tub“ ragte seitlich aus ihrer Badewanne ins Bild hinein. Beide Bilder waren vom Künstler Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) seinerzeit als Rückseite gekennzeichnet worden und nun in der Kunsthalle Mannheim als solche in “Der doppelte Kirchner” zu sehen. Am 31. März werden die Rückseitengemälde nun gedreht, sodass die Besucher die Möglichkeit haben jedes Bild in richtiger Position zu betrachten. Am Osterwochenende gibt es zudem freien Eintritt in die Ausstellung.
Information der Kunsthalle Mannheim:
“Die Rückseitenbilder sind ein Phänomen, das in Kirchners Werk in einer so ausgeprägten Form zu finden ist, wie sonst wohl kaum bei einem anderen Künstler der Klassischen Moderne. „In die doppelseitig bemalten Bilder brachte er sein Leben ein. In ihnen spiegelt sich seine hochkomplexe Künstlerpersönlichkeit wider“, erklärt Kuratorin Dr. Inge Herold. Nach heutigem Kenntnisstand sind 138 doppelseitige Gemälde in der Datenbank des Kirchner-Archivs verzeichnet. Ihre Entstehungsgeschichte ist ebenso unterschiedlich wie ihr Status.
Die Werkintegrität Kirchners
Eine zentrale Frage der Ausstellung ist die nach der Werkintegrität. Kirchner selbst hat als Hauptseite meist die später bemalte festgelegt. In institutionellen und privaten Sammlungen hingegen wurden nach seinem Tod viele Werke gewendet und zeigen nun als Hauptseite Gemälde aus den frühen Dresdner und Berliner Jahren, die heute als kunsthistorisch wertvoller eingestuft werden. Die Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim präsentiert die Werke chronologisch und folgt dabei der Festlegung des Künstlers, was als Vorderseite anzusehen ist.
Da Kirchner die Mehrzahl der Leinwände drehte, bevor er sie erneut bemalte, ist beispielsweise die Vorderseite ein Quer-, die Rückseite jedoch ein Hochformat. Andere Bilder stehen gar auf dem Kopf. Deshalb werden nun nach der Hälfte der Ausstellungszeit 9 der insgesamt 17 präsentierten Werke – sofern konservatorisch möglich – gedreht und sind ab dem 31. März bis zum Ende der Ausstellung am 31. Mai „richtig herum“ zu sehen. Die veränderte Ausstellungsoptik können Interessierte von Ostersamstag, 04. April, bis Ostermontag, 06. April, bei freiem Eintritt genießen.”